Kevelaer Schüler proben "Andorra" musikalisch

Kevelaer · Die Realschule Kevelaer übt für ihren großen Auftritt Max Frischs Klassiker. Beteiligt sind 120 Schüler und acht Lehrer. Im Mittelpunkt steht das Thema "Ausgrenzung". Was die Schüler auf jeden Fall lernen: "Andorra" kann überall sein.

 Noch wird "in zivil" geprobt, aber die Kostüme sind schon fast fertig: Bis zur ersten Aufführung von Max Frischs "Andorra" am 20. März gibt es für Schüler und Lehrer noch viel zu tun.

Noch wird "in zivil" geprobt, aber die Kostüme sind schon fast fertig: Bis zur ersten Aufführung von Max Frischs "Andorra" am 20. März gibt es für Schüler und Lehrer noch viel zu tun.

Foto: Thomas Binn

Andächtig gehen die Schüler der Realschule Kevelaer durch die Zweifachturnhalle. Der Chor singt "Maria, breit den Mantel aus". Passender kann eine Szene für Kevelaer, die Marienstadt, nicht sein.

Tatsächlich ist das auch Absicht von Schulleiter Michael Cuypers. "Wir machen einen Schwenk von Kevelaer in die imaginäre Welt von Max Frisch." 120 Schüler der fünften bis zehnten Klasse proben für das Stück "Andorra". Ungewohnt sei das, gibt Lehrerin Saskia Reinkens zu. Denn bisher wurden Stücke der Kinder-und Jugendliteratur von den Schülern auf die Bühne gebracht. Dabei sei gerade Andorra, ein Stück, das vom Thema Ausgrenzung handelt, populärer denn je. "Gerade in Zeiten von Facebook und Co ist es vielleicht noch einfacher geworden jemanden auszugrenzen", sagt die Lehrerin, die gemeinsam mit Gregor Wellens für die Regie zuständig ist.

Das Stück wird als "ein musikalisches Theaterstück" präsentiert. "Wir haben eine extreme Bandbreite von der Kyrie bis zu harten Klängen von Rammstein", sagt Cuypers. Auch Herbert Grönemeyers "Mensch" wird in das Stück integriert. "An der Stelle zeigt sich, dass der Mensch sich mit seiner Identität auseinandersetzen muss", erklärt Saskia Reinkens. Hauptfigur von "Andorra" ist der Junge Andri (gespielt von Manuel Wasser). "Er handelt und fühlt nach dem Grundsatz 'Ich bin so, wie die anderen sagen'", erklärt die Lehrerin. Deutlich wird das auch im Aufeinandertreffen mit seiner Freundin Barblin, gespielt von Lucy Meiners. "Ich will, dass du an mich denkst und nicht an die anderen", verlangt sie von ihm. Danach greift sie zum Mikrofon, reiht sich in die Gruppe der Sänger ein, die "Liebe ist alles" von Rosenstolz singen. Eine Gruppe Tänzer gibt der Mischung aus Verzweiflung und Liebe Ausdruck. Schauspieler, Orchester, Chor und Tänzer – am Stück wirken viele mit. "Ein Schulprojekt", sagt Michael Cuypers nicht ganz ohne stolz. Denn spätestens seit die Kulissen im Flur der Schule zusammengebaut werden, kommt niemand mehr an dem Projekt vorbei.

Andorra ist die 21. Aufführung seiner Schule, die Cuypers begleitet. Dabei geht es um weit mehr, als möglichst viele interessierte Schüler auf die Bühne zu bringen. "Schule ist mehr als Unterricht", sagt der Schulleiter. Ein Stück gemeinsam einzuüben und aufzuführen, das sei auch wichtig für die Identifikation der Schüler mit ihrer Schule.

Wer nicht auf der Bühne steht, der macht sich anderweitig nützlich. Unter der Anleitung von Andrea Schwanitz, Lehrerin für Englisch und Textilgestaltung, entstehen die Kostüme. Einige Türen weiter wird am Bühnenbild gefeilt. Die 15-jährige Steffi zeigt auf die frisch gepinselten Schmetterlinge. "Der eine wird ausgeschlossen, weil er schwarz ist", erklärt sie, wie sie mit ihren Mitschülern das Thema Ausgrenzung auch malerisch umsetzt. Ob Bühnenbild oder Musik, das Publikum darf sich auf jeden Fall auf einen Klassiker im neuen Gewand freuen. Vielleicht habe sich Max Frisch sein Stück nicht so musikalisch vorgestellt, sagt Schulleiter Cuypers. In jedem Fall habe das Stück aber Modellcharakter. "Andorra kann überall sein", gibt seine Kollegin Saskia Reinkens zu bedenken.

(bimo)
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