Leichtathletik SV Bedburg-Hau kämpft um die Leichtathletik

Kleve · Trainer Klaus Hufschmidt musste aus beruflichen Gründen aufhören. Gesucht wird dringend ein Nachfolger für etwa 70 Sportler.

Sengende Hitze liegt über der in herrliches Grün getauchten Sportanlage des SV Bedburg-Hau. Christian Holzing, Geschäftsführer der Jugendabteilung des SVB, Jens Averbrock, nach eigener Angabe "Jugendleiter in spe", und Sabine Brendgen, eine von mehreren Helfern beim Training der Leichtathleten, haben sich ein halbwegs schattiges Plätzchen auf der Anton-Riepe-Sportstätte gesucht.

Ihr Blick schweift über die Anlage, deren Rasenplätze gerade von zwei gewaltigen Rasensprengern bewässert werden. Die Vorstellung fällt leicht, dass dort neben den Fußballern auch die Leichtathleten beste Bedingungen vorfinden. Die Laufbahn aus roter Asche macht einen hervorragenden Eindruck, für die Weitsprunganlage wurden vor einiger Zeit neue Anlaufmatten angeschafft. Seit 15 Jahren gibt es die Leichtathletikabteilung im Verein, aus der mit Felix Bruckmann und jüngst Armin Gero Beus Teilnehmer an Deutschen Meisterschaften hervorgegangen sind.

Doch während der designierte Jugendleiter Averbrock von den jetzigen Gegebenheiten berichtet, spürt man, wie ernst es um die Leichtathletik an der Antoniterstraße bestellt ist. Bereits in den vergangenen Jahren war es schwierig, den Trainingsbetrieb aufrechtzuhalten. Das lag an der veränderten beruflichen Situation von Heinz Hufschmidt, der das Training der zuletzt rund 70 Kinder und Jugendlichen koordinierte und die Athleten zu Wettkämpfen begleitete. Mit der Unterstützung einiger Älterer aus der Gruppe und Mütter klappte das.

"Doch jetzt schaffe ich es nicht mehr, jeden Freitag ein qualifiziertes Training anzubieten und zu den Sportfesten mitzufahren", erklärte Hufschmidt. In den zur Jahreshauptversammlung erschienenen Vereinsmitteilungen ließ Hufschmidt wissen, dass "ich mich in Absprache mit dem Vorstand entschieden habe, den Trainingsbetrieb nach den Sommerferien einzustellen und die Leichtathletikabteilung aufzulösen". Ein Sport- und Spielfest auf der heimischen Anlage mit anschließendem Grillen sollte das Ende markieren. "Das war für alle Kinder und Jugendlichen eine tolle Veranstaltung", sagt Sabine Brendgen, "allerdings auch eine sentimentale." Viele Tränen seien geflossen, verrät die engagierte Mutter.

Vielleicht waren es ja auch diese Eindrücke, die einige Mitglieder der Sportvereinigung bewogen haben, das Heft des Handelns in die Hand zu nehmen. "Wir dürfen doch nicht einfach hinnehmen, dass es ein Sportangebot nicht mehr geben soll, das annähernd 70 Kinder und Jugendliche jeden Freitag regelmäßig und mit Begeisterung wahrgenommen haben", sagt Averbrock stellvertretend für seine Mitstreiter. "Wir müssen was tun", lautete das Credo.

Und sie haben etwas getan und sind weiter dabei, jede Möglichkeit auszuschöpfen. Mit dem Ziel, jemanden zu finden, der den Stab von Trainer Hufschmidt weiterträgt. "Jemand, der verlässlich jeden Freitag da ist und das Training leitet", sagt Averbrock. Engagierte Leute im Verein, die unterstützend die Arbeit des Trainers begleiten, gebe es, ergänzt Brendgen. "Doch leider findet sich aus diesem Kreis niemand, der aus der familiären Situation heraus an jedem Freitag auf dem Platz stehen kann. In zwei, drei Jahren, wenn die eigenen Kinder aus dem Gröbsten heraus sind, sieht manches schon wieder günstiger aus. Aber den Zeitraum bis dahin müssen wir überbrücken."

Trotzig stellen sich Brendgen, Averbrock und Holzing den Gegebenheiten entgegen. Sie haben Gespräche mit den Eltern der von der Einstellung der Leichathletik betroffenen Kinder geführt, haben sie gebeten, so lange nichts zu unternehmen und niemanden abzumelden, bis nicht alles versucht worden ist. Und so haben sie Aushänge in den Klever Sportgeschäften gemacht, haben am Schwarzen Brett der Hochschule auf die Situation in Bedburg-Hau aufmerksam gemacht, haben ehemalige Athleten des Vereins angesprochen, haben Kontakt zu Rundfunk und Printmedien gesucht. Doch der Erfolg steht noch aus. Noch konnte kein ehrenamtlicher Übungsleiter gefunden werden.

"Aber die Hoffnung, dass es auch zukünftig Leichtathletik beim SV Bedburg-Hau geben wird, haben wir bis heute nicht aufgegeben", sagt der zukünftige Jugendleiter des Vereins. Ihm wolle es nicht in den Kopf, dass die Kinder, die Leichtatletik machen wollen, unter Umständen gezwungen sein werden, mit einem hohen zeitlichen Aufwand nach Nütterden, Kalkar oder Goch zu fahren, wo die nächstgelegenen Leichtathletik-Standorte sind. "In Bedburg-Hau müssen sie nur ein paar Straßen überqueren und sind am Platz", sagt Averbrock.

Die engagierten Bedburg-Hauer, die selbst an einem brütend heißen Tag mit viel Leidenschaft für ihre Sache kämpfen, spüren allmählich, wie ihnen die Zeit davonläuft, wie sie ihnen förmlich wie feiner Sand durch die Finger rinnt. "Noch hat sich auf alle unsere Aufrufe niemand gemeldet", sagt Holzing. Aber vielleicht schaffe es ja ein Artikel in der Rheinischen Post.

Schön wäre das für die sportliche Vielfalt in der Gemeinde — und erst recht für die betroffenen Kinder, die nichts lieber hätten als Leichtathletik vor der Haustür.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort