Kleve Anklage gegen Ex-FC-Vorstände erhoben

Kleve · Die Staatsanwaltschaft hat Anklage gegen drei ehemalige Vorstandsmitglieder des 1. FC Kleve und gegen drei weitere ehemalige Beschäftigte des Vereins erhoben. Ihnen wird Steuerhinterziehung in Höhe von 460 000 Euro vorgeworfen.

 Ist einer der sechs Beschuldigten: Ex-FC-Vorsitzender Uwe Dönisch-Seidel.

Ist einer der sechs Beschuldigten: Ex-FC-Vorsitzender Uwe Dönisch-Seidel.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Jetzt wird's ernst: Die Klever Staatsanwaltschaft hat gegen drei ehemalige Vorstandsmitglieder des 1. FC Kleve und gegen drei weitere ehemalige Beschäftigte des Vereins wegen eines Steuervergehens beziehungsweise Beihilfe hierzu Anklage vor der Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts Kleve erhoben.

 Die Party ist schon länger vorbei: Volle Ränge in der Volksbank-Arena sind Geschichte. Nach dem abgeschlossenen Insolvenzverfahren spielt der 1. FC Kleve derzeit in der Landesliga.

Die Party ist schon länger vorbei: Volle Ränge in der Volksbank-Arena sind Geschichte. Nach dem abgeschlossenen Insolvenzverfahren spielt der 1. FC Kleve derzeit in der Landesliga.

Foto: Archiv

Dies bestätigte gestern der Klever Oberstaatsanwalt Johannes Hoppmann auf Anfrage der Rheinischen Post. Den sechs Personen werde, so Oberstaatsanwalt Hoppmann, vorgeworfen, im Zeitraum von August 2005 bis Juli 2008 im Zusammenhang mit ihrer Tätigkeit für den Verein falsche beziehungsweise unvollständige Angaben zu Lohnzahlungen sowie sonstigen geldwerten Vorteilen an Spieler der Fußballabteilung des 1. FC Kleve gemacht zu haben. Hoppmann bestätigte auf RP-Anfrage, dass sich der steuerliche Gesamtschaden laut Anklage auf 460 000 Euro belaufe.

Gerichtssprecher Christian Spelz erklärte, dass die Anklage beim Landgericht eingegangen sei. Derzeit, so Spelz, hätten die Angeklagten noch Zeit, zu den Vorwürfen eine Stellungnahme abzugeben. "Die Frist beträgt vier Wochen, anschließend wird die Kammer entscheiden, ob das Hauptverfahren eröffnet wird", erläutert Spelz. Zu den Personen, die von der Staatsanwaltschaft angeklagt wurden, gehört unter anderem der ehemalige Vorsitzende des 1. FC Kleve, Uwe Dönisch-Seidel, der gegenüber der RP eine Stellungnahme zu den Vorwürfen abgegeben hat (siehe Text unten).

In einem Haftungs- und Nachforderungsbescheid des Finanzamtes Kleve aus dem Jahr 2011, der der Rheinischen Post in Kopie vorliegt, wird ein Gesamtbetrag von 548 406,74 Euro vom Verein 1. FC Kleve gefordert. Vom 1. Juli 2005 bis 30. August 2008 sollen demnach zu wenig Lohnsteuer, Solidaritätszuschlag und Kirchensteuerbeiträge gezahlt worden sein. Zu diesem Ergebnis kam eine Lohnsteueraußenprüfung. Dass jetzt in der Anklage ein Betrag von 460 000 Euro genannt wird, soll damit zusammenhängen, dass die Staatsanwaltschaft nur für diesen Betrag strafrechtlich relevante Vorwürfe erkennen konnte.

Nach Informationen der Rheinischen Post soll ein großer Teil des steuerlichen Schadens aus einer im Amateurfußball nicht unüblichen Praxis resultieren, die wie folgt abgelaufen sein könnte: Mit den Spielern soll zunächst ein offizieller Vertrag abgeschlossen worden sein, für den auch alle Abgaben ordnungsgemäß gezahlt wurden. Darüber hinaus soll es sogenannte Zusatzverträge gegeben haben, die man im Fußball-Jargon auch gern als "Netto-Verträge" bezeichnet. Wie der Name es vermuten lässt, werden für solche Kontrakte keine Sozialabgaben abgeführt.

Wenige Tage vor dem Start in die Fußball-Regionalliga-Saison 2008/09 war der Geschäftsstelle des 1. FC Kleve ein Besuch von der Steuerfahndung Düsseldorf abgestattet worden, die zahlreiche Unterlagen beschlagnahmte. In diesen Ordnern sollen die Ermittler fein säuberlich abgeheftet nicht nur die offiziellen Verträge, sondern eben auch — gründlich, wie man in manchen Sportvereinen eben arbeitet — die "Netto-Verträge" vorgefunden haben.

Was die strafrechtliche Situation betrifft, so wird diese in den kommenden Wochen von der Justiz entschieden. Ob daraus dann auch abgeleitet werden kann, wer für die finanziellen Forderungen, die seitens der Finanzbehörden noch ausstehen, aufkommen muss, ist offen.

(RP)
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