Kreis Kleve Auf Abstellgleis: Kleve bleibt Endstation

Kreis Kleve · Ein Entscheidungsdokument der "Stadsregio Arnhem Nijmegen" macht deutlich, dass die Reaktivierung der Schienenverbindung Kleve-Nimwegen in absehbarer Zeit nicht umgesetzt werden kann. Ein Grund: zu hohe Kosten.

 Noch reichlich Betrieb auf dem Klever Bahnhof. Die Aufnahme stammt aus den frühen 1970er Jahren.

Noch reichlich Betrieb auf dem Klever Bahnhof. Die Aufnahme stammt aus den frühen 1970er Jahren.

Foto: Günter Schicks / RP-Repro: Klaus-Dieter-Stade

Wer Spaß am Fahren mit der Draisine hat, der muss sich keine Sorgen machen, dass ihm diese Freude genommen wird. Auf der Bahnstrecke zwischen Kleve und dem niederländischen Groesbeek können sich auch in den nächsten Jahren – wenn nicht gar Jahrzehnten – erlebnisorientierte Klubs vergnügen. Die Anhänger des Zugverkehrs zwischen Kleve und Nimwegen waren zuletzt nicht selten voller Optimismus, was eine Reaktivierung der Strecke betrifft. Zu Unrecht – wie sich jetzt herausstellt. Denn die immer wieder von zahlreichen Stellen geforderte Wiederinbetriebnahme der Zugstrecke ist auf absehbare Zeit nicht umsetzbar.

Dies geht aus einem Entscheidungsdokument, das die "Stadsregio Arnhem Nijmegen" zusammengestellt hat, hervor. Die Stadsregio, ein Zusammenschluss von 20 Kommunen jenseits der Grenze, erklärt, dass in den kommenden zehn Jahren eine Reaktivierung nicht möglich sein wird. Ein Grund dafür: Das Signal steht derzeit auf "Alles viel zu teuer". So geht aus einer Studie hervor, dass allein die Investitionskosten bei 121,3 Millionen Euro liegen, würde man eine Straßenbahn zwischen Kleve und Nimwegen verkehren lassen. Bei der Reaktivierung als Eisenbahnstrecke lägen diese Kosten bei 116,1 Millionen Euro. Hinzu kommt, dass man mit einem negativen Betriebsergebnis planen muss. So würde nach dem Dokument die Straßenbahn jährlich 1,7 Millionen Euro Verlust einfahren. Auch bei der Einsenbahn wäre Rot die bestimmende Farbe in der Buchhaltung. Doch wäre es hier "nur" ein Minus von 1,4 Millionen Euro.

Will man dem Entscheidungsdokument überhaupt etwas Positives im Hinblick auf die Reaktivierung der Strecke abgewinnen, so ist ein großer gemeinsamer Nenner erkennbar. Alle an der Strecke liegenden Kommunen sowie das Land NRW und der beteiligte Verkehrsverbund sprechen sich für eine Reaktivierung aus. Damit hat es sich aber auch schon mit den Gemeinsamkeiten. Während etwa Nimwegen nur eine Straßenbahnlösung will, sagte das Land Nordrhein-Westfalen und der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR), dass man ausschließlich die Reaktivierung als Eisenbahnverbindung befürwortet. Auch die Stadt Kleve bevorzugt eine Straßenbahn.

In dem jetzt veröffentlichten Dokument sind die Vorstellungen und Wünsche aller Kommunen bezüglich der Reaktivierung der Schienenverbindung aufgeführt. So stimmt etwa die Gemeinde Groesbeek einer Reaktivierung nur zu, wenn die Strecke im Dorfkern untertunnelt wird. Eine Eisenbahn lehnt Groesbeek generell ab, selbst wenn ein Tunnel fürs Zentrum gebaut würde. Die Position der Stadt Kleve kommt äußerst differenziert daher: So befürworte man eine Reaktivierung, bevorzuge eine Straßenbahn, ist sich aber bewusst, dass eine Eisenbahnlösung einfacher zu finanzieren sei. Jedoch sei ein großer finanzieller Beitrag von der Stadt nicht zu erwarten, heißt es in dem Dokument. Die Gemeinde Kranenburg befürwortet eine Reaktivierung und hat das Projekt für den Bundesverkehrswegeplan 2015 angemeldet. Geld gibt's aus Kranenburg keins.

Obwohl auf den ersten sechs Seiten der Ausarbeitung das Vorhaben "Wiederinbetriebnahme" nahezu beerdigt wird, kommt es in den Schlussfolgerungen unter Punkt 1 dennoch zu dem bemerkenswerten Beschluss: "Die Reaktivierung der Bahnstrecke Nimwegen-Kleve wird weiterhin behördlicherseits angestrebt". Die Hoffnungslosigkeit für dieses Projekt ist keineswegs vollendet. Dies wird auch im Punkt 7 der Beschlüsse deutlich, wo es heißt: "Die Parteien untersuchen die Möglichkeit, ein euregionales Projektbüro zu gründen, das die eventuelle gemeinsame Lobby koordiniert, wie von der Stadt Kleve vorgeschlagen. Die entsprechende Initiative muss von der Stadt Kleve ausgehen". Und bis dahin wird weiter Draisine gefahren.

(RP)
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