Kalkar-Hönnepel Baumpflanzung erinnert an Baubeginn des Schnellen Brüters

Kalkar-Hönnepel · Mit der Einpflanzung eines Ginko-Baumes – der Pflanzenart, die 1945 als einzige den Atombombenangriff auf Nagasaki und Hiroshima und einer Schwarzpappel überstanden hat – und einer Schwarzpappel – die als ein Symbol für alle gefährdeten Bäume gilt – hat auf dem Gelände des Freizeitparks "Wunderland Kalkar" die "Gruppe 40 Jahre Schneller Brüter" an den Baubeginn zu dem Atomkraftwerk gestern vor 40 Jahren erinnert. Bis zu seiner Fertigstellung verschlang das Projekt, das für manche die Lösung damaliger Energieprobleme sein sollte, umgerechnet 3,6 Milliarden Euro. Zwar waren es auch diese Kosten, mit denen 1991 der damalige Bundesforschungsminister Riesenhuber das "Aus" des Atomkraftwerkes begründete, bevor es – obwohl fertig – jemals ans Netz gegangen war. Entscheidender war wohl der Reaktor-Unfall von Tschernobyl 1986 mit seinen katastrophalen Folgen und das dadurch geweckte Risikobewußtsein sowie der langjährige, heftige Protest der Anti-Atomkraft-Bewegung, auf dessen Höhepunkt im September 1977 auf dem Kalkarer Marktplatz 50 000 Menschen gegen den Brüter demonstrierten.

 Bauer-Maas-Sohn Günter pflanzt den Ginko-Baum, Stef Beumer (rote Hose) kommentiert.

Bauer-Maas-Sohn Günter pflanzt den Ginko-Baum, Stef Beumer (rote Hose) kommentiert.

Foto: Kalus Dieter Stade

Einige von diesen Atomkraftgegnern hatten die gestrige Baumpflanz-Aktion organisiert – an ihrer Spitze Stef Beumer. Weggefährten von damals konnte er allerdings nur wenige begrüßen – einer von ihnen war Bruno Schmitz, inzwischen Kabarettist und Kulturveranstalter. Anwesend war auch die Witwe des 2008 verstorbenen Bauern Maas, der jahrelang als Symbolfigur des Widerstandes vor Gericht gegen den Brüterbau gestritten hatte, sowie deren Kinder und Enkel. Doch Familie Maas musste sich gedulden, bis Stef Beumer Gedenkfeier und Pflanzaktion "eröffnete". Wichtiger als Pünktlichkeit erschien es dem ehemaligen "Weggefährten" von Bauer Maas einem TV-Team ein Interview zu geben. Und als der Niederländer den Erfolg des damaligen Widerstandes mit den Worten beschrieb, dass man nun auf dem Brütergelände fast in einem Naturgebiet stehe, entfuhr der zuhörenden Witwe Maas entsetzt: "Nee, das stimmt so ja aber auch nicht."

Es gab noch einiges, was bei der Gedenkfeier nicht recht zu "passen" schien. Noch zehn Minuten vor der Aktion hallte aktuelle Pop-Musik übers Gelände. Erst dann ertönten erwartete Anti-Atomkraft-Songs von früher. Sichtlich bewegt zeigte sich davon niemand.

Emotional waren dagegen die Worte, die Bauer-Maas-Tochter Ursula fand. Sie bekannte, dass die Erinnerung an den Kampf des Vaters bei der Familie heute noch Stolz, aber auch Demut auslöse. Stef Beumer stand da schon wieder vor einer TV-Kamera – und gab ein Interview.

(RP)
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