Kleve/Dortmund Der Mann, dem die BVB-Stars vertrauen

Kleve/Dortmund · Hans-Werner Scheuer ist Podologe in Kleve und der Mann, der die Füße der Fußball-Profis von Bundesligist Borussia Dortmund pflegt. Mehrmals wöchentlich behandelt er sie auf dem Vereinsgelände. Lob gibt es auch von Jürgen Klopp.

Das Bild des geschwollenen Fußes von Ilkay Gündogan sorgte für Aufsehen, als der Profi-Fußballer von Bundesligist Borussia Dortmund dieses im Februar seinen Fans im Internet zeigte. Die ramponierten Zehen machten deutlich, wie viel die Sportler im Laufe ihrer Karriere auf die Socken bekommen – im wahrsten Sinne des Wortes. "Die Fußballschuhe sind mittlerweile so dünn, dass sie mehr ein Handschuh für die Füße sind. Diese werden dabei gar nicht mehr richtig geschützt", sagt einer, der es wissen muss. Hans-Werner Scheuer, Podologe in Kleve, ist der Mann, dem die BVB-Stars vertrauen. Er hat seine Praxis am Markt Linde, zwei bis drei Mal in der Woche fährt er aber nach Dortmund, um sich um das größte Kapital der Spieler zu kümmern: ihre Füße. "Seit einem Jahr habe ich einen Behandlungsraum am Trainingsgelände, so können die Spieler direkt vor oder nach dem Training zu mir kommen, ohne viel Zeit zu verlieren", sagt Scheuer. Dafür gab es auch schon Lob von Trainer Jürgen Klopp. "Er hat mir gesagt, dass sei die beste neue Einrichtung, die geschaffen wurde, seitdem er da ist", sagt der Podologe stolz.

Die Profis besuchen ihn wegen ähnlicher Probleme, die auch ihre Amateur-Kollegen regelmäßig plagen. "Das Häufigste sind Entzündungen im Zehnagel-Bereich, Verhornungen und Einrisse", sagt Scheuer. Auch eine Angewohnheit der Spieler macht ihm dabei zu schaffen. "Viele der Profis tragen ihre Schuhe eine halbe bis eine ganze Nummer zu klein, damit sie richtig eng sitzen. Damit mögen sie mehr Ballgefühl haben – für mich ist das natürlich ein Ärgernis", sagt er. Und für die Füße schädlich. "Das habe ich einigen Spielern aber schon abgewöhnen können."

Angefangen hat alles vor Jahren mit Sebastian Kehl. Damals hat der 33-Jährige Mittelfeldspieler einen Termin in Scheuers Dortmunder Praxis vereinbart, die heute seine Tochter führt. "Mittlerweile sind wir beide fast schon Freunde. Ich freue mich immer, wenn er spielt", sagt der Podologe. Nach Kehl ging es über dessen Empfehlungen weiter, erst mit Christoph Metzelder – "natürlich nur, bis er nach Madrid gewechselt ist" – dann folgte der Rest des Kaders. Seit einem Jahr finanziert ein Sponsor Scheuers Arbeit samt Arbeitsplatz auf dem Vereinsgelände.

Der Vorteil für die Spieler: "Entzündete Nägel, die Ärzte vielleicht direkt operieren, behandle ich konventionell. Das ist für die Spieler ganz wichtig, denn das Hauptziel ist ja, dass sie am nächsten Samstag wieder spielen können", sagt Scheuer. Dass er eine ganz besondere Verantwortung trägt – dessen ist er sich bewusst. "Ich arbeite bei der Hornhaut etwa mit Skalpellen. Da darf man alles, nur nicht abrutschen", sagt er. Einen Tag vor Spielbeginn herrscht Behandlungsverbot für den Podologen. Zu sehr fürchtet man wohl seitens des Vereins eine kurzfristige Verletzung.

Während der Behandlung plaudert Scheuer mit den Stars – wenn es nötig ist, auch mit Hilfe eines Dolmetschers. "Mit Vorliebe nicht über Fußball", sagt er. Eher gehe es um "Belangloses", wie wenn man Bekannte auf der Straße treffe. Ein ganz normaler Job ist seine Kooperation mit dem BVB aber dennoch nicht. "Für mich als langjähriger Dortmund-Anhänger ist das immer noch etwas ganz Besonderes. Da bin ich sehr stolz drauf", sagt Scheuer, der einen Wunsch hat. "Ich würde gerne mal mit dem gesamten Team zusammen Meister werden, das wäre mein aller größter Traum", sagt er.

(lukra)
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