Kreis Kleve Der Professor für die schwierigen Fälle

Kreis Kleve · Die Hochschule Rhein-Waal wächst, die RP stellt die Neuen vor. Prof. Dr. Heiko Wilde hat den Schwerpunkt internationales Wirtschaftsrecht.

 Die Profession des Juristen Prof. Dr. Heiko Wilde ist das internationale Wirtschaftsrecht, das er an der Hochschule Rhein-Waal lehrt.

Die Profession des Juristen Prof. Dr. Heiko Wilde ist das internationale Wirtschaftsrecht, das er an der Hochschule Rhein-Waal lehrt.

Foto: Gottfried Evers

Auch wenn schon Faust stöhnte — an der Juristerei geht für die Steuer- und Wirtschafts-Studenten der Hochschule Rhein-Waal kein Weg vorbei. Denn Fragen des Internationalen Wirtschaftsrechts stellen sich regelmäßig nicht nur Juristen, sondern allen Entscheidungsträgern in der Wirtschaft, sagt Prof. Dr. Heiko Wilde. Die Profession des promovierten Juristen ist das internationale Wirtschaftsrecht, das er an der Hochschule Rhein-Waal lehrt. Seine Studenten werden aber keine Juristen sein, wenn sie ihr Studium abgeschlossen haben. Sie werden auch nicht jeden Fall wie Jura-Studenten bis ins kleinste Detail diskutieren, sollen später auch nicht den Juristen ersetzen, erklärt Professor Wilde. Sie sollen hingegen in der Lage sein, für ihr späteres Unternehmen fundiert mit Juristen zusammenarbeiten zu können. "Dazu müssen sie die Grundlagen beherrschen und sie müssen wissen, wo sie nachschlagen können, um sich sachkundig zu machen", erklärt der Jurist.

In seinen Seminaren werden die Studenten aus den verschiedenen Fachrichtungen der Fakultät "Gesellschaft und Ökonomie" üben, wie Verträge bearbeitet werden und welche Fußangeln und Schwierigkeiten zu erwarten sind. Sie werden eigene juristische Lösungen ausarbeiten.

Juristische Grundlagen werden in verschiedenen Rechtsgebieten vermittelt — von Kartell- über Handels- und Gesellschaftsrecht bis zum Umweltrecht. "Es geht dabei immer um systemisches und methodisches Wissen", sagt Wilde. Sprich: Man muss das Prinzip verstehen, aber nicht alle Details kennen. Es sei wichtig, dass ein Unternehmen einen Rechtsfall, die Ausarbeitung eines Vertrages oder eine außergerichtliche Auseinandersetzung, die an eine Rechtsanwaltskanzlei vergeben wird, begleitet. "Und zwar von einem kundigen Mitarbeiter — man darf das als Unternehmen nicht einfach abgeben", sagt Wilde. Er spricht da aus Erfahrung. Denn vor dem Ruf an die Hochschule Rhein-Waal als Professor war er Anwalt für Wirtschaftsrecht in der internationalen Kanzlei White & Case in Büros in Hamburg, London und zuletzt Düsseldorf.

Er ist auch weiterhin als Rechtsanwalt zugelassen unter der Düsseldorfer Kanzlei Law and More an der Königsallee.

Der Mann fürs Wirtschaftsrecht lehrt wie alle anderen auch in Englisch. Dabei räumt er allerdings ein, dass es gerade in Jura schwierig sei, die Fachtermini zu übersetzen. "Deshalb muss ich in wenigen Fällen auch die deutsche Bezeichnung dazu schreiben", erläutert er.

Das Klever Landgericht werden seine Studenten zu Studienzwecken nicht allzu häufig zu Gesicht bekommen. "Das Gericht kann man allenfalls mit den Studenten deutschsprachiger Vorlesungen besuchen", bemerkt er. Und wirft sofort ein, dass ein Wirtschaftsanwalt eigentlich nur ganz selten einen Fall vor dem Gericht aushandeln muss. Grundsatz solle sein: "Man muss nicht immer vor Gericht". Die Studenten sollten aber die wesentlichen Eckpunkte eines Prozesses kennen. Sie sollen lernen, dass vor einer Verhandlung immer die Kostenabwägung stehen sollte, in der Streitwert und Prozesskosten gegeneinander aufrechnet werden, man abwägen muss, ob sich ein Rechtsstreit überhaupt lohnt.

Der gebürtige Oldenburger studierte in Osnabrück Jura. Neben den beiden Staatsexamina in Deutschland machte er in Dallas/USA den internationalen Master of Laws (LL.M.), unterstützt durch ein Stipendium der Fulbright-Stiftung. Im Jahr 1994 wurde er als Rechtsanwalt zugelassen und arbeitete seitdem als Wirtschaftsanwalt. Er lebt mit seiner Familie in Neuss.

(RP/ac)
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