Kreis Kleve Der Scherbenhaufen CDU

Kreis Kleve · Nach der Sensation von Geldern mit der Wahl von Margret Vosseler als Landtagskandidatin im Süden stellt sich die Frage nach dem weiteren Weg der Kreispartei. Der neue Kreisvorstand wird am 4. Dezember gewählt.

 Lässt sich von Rückschlägen nicht unterkriegen: Margret Vosseler

Lässt sich von Rückschlägen nicht unterkriegen: Margret Vosseler

Foto: Gerhard Seybert

Quo vadis, Kreis-CDU? Diese Frage stellt sich seit der offiziellen Bekanntgabe des Abstimmungsresultats von 309:125, mit dem sich sensationell Margret Vosseler im Gelderner Seehotel bei der Aufstellung der Landtagskandidatin im Südkreis gegen die amtierende CDU-Kreisparteichefin Ulrike Ulrich durchgesetzt hat. Tatsache ist: Die Christdemokraten stehen vor einem Scherbenhaufen.

Der vordergründige Konflikt ist der wieder ausgebrochene "Krieg" Nord gegen Süd, dahinter steckt aber erst recht die tiefsitzende Verärgerung der "Südstaatler" über den Versuch der CDU-Spitze mit Kanzleramtsminister Ronald Pofalla und NRW-Finanzminister Helmut Linssen, die Frau aus Emmerich gegen alle Widerstände durchzuboxen. Was spätestens öffentlich wurde, als der eigentliche Gegenkandidat Paul Düllings angesichts des Drucks von oben das Handtuch warf. Erst das führte zum Aufstand im Süden.

Vorstand tagt Freitag

Tatsache ist ebenfalls: Der Vorstand der Kreis Klever CDU trifft sich am kommenden Freitag, um die turnusgemäß anstehenden Neuwahlen eine Woche später am 4. Dezember, 18 Uhr, im Bürgerhaus Uedem vorzubereiten. Dann wird auch die in Geldern ohne eigenes Verschulden abgestrafte CDU-Chefin Ulrike Ulrich dabei sein.

"Kein Kommentar bis zur Vorstandssitzung", sagt Ulrich nach dem Wahl-Debakel. Aber nach ihrer zweiten Niederlage beim Kampf um ein Landtagsmandat (vor zehn Jahren verlor sie in Emmerich gegen den im Norden schon wieder aufgestellten Manfred Palmen) lässt sich getrost spekulieren, dass sie sich nicht erneut um das Amt der Kreisparteichefin bewerben wird.

Vor der Vorstandssitzung will der Ehrenvorsitzende Ronald Pofalla nur einmal Stellung nehmen. Er sagt: "Margret Vosseler ist mit einem respektablen Ergebnis gewählt worden und hat jetzt meine Unterstützung, denn natürlich will ich, dass sie und die CDU bei der Landtagswahl im Mai 2010 ein möglichst gutes Resultat erzielen."

Zur Zukunft von Ulrike Ulrich sagt Pofalla: "Sie hat phantastische Arbeit geleistet. Meine Gedanken konzentrieren sich deshalb jetzt darauf, wie ihre wichtige Arbeit Anerkennung und Unterstützung erfahren kann. Auch dazu werde ich am Freitag dem Kreisvorstand meine Überlegungen mitteilen."

Linssen: "So was noch nicht erlebt"

Der Issumer Helmut Linssen, um dessen Landtags-Nachfolge es bei der Abstimmung am Freitagabend ging, sagt: "Frau Vosseler ist die gewählte Kandidatin, der ich herzlich gratuliere. Es war schon eine denkwürdige Veranstaltung, die noch lange nachwirken wird. In 30 Jahren habe ich so etwas noch nicht erlebt."

Auch der politische Gegner meldete sich zu Wort. SPD-Chefin Barbara Hendricks gratulierte zunächst Vosseler, um dann Ulrich zu bedauern: "Die erneute Niederlage muss tief verletzen." Hendricks spricht von "einem Debakel für die Kreis-CDU", einem "Beispiel für schlechtes Politmanagement der Parteispitze" und einem "besorgniserregenden Demokratieverständnis".

Letztlich zeige aber das Ergebnis, dass die "CDU-Mitglieder mehr Gespür dafür haben, was anständig und demokratisch ist". Dass Pofalla schon zum zweiten Mal mit seinem Vorschlag Ulrich gescheitert sei, hält Hendricks "für eine schallende Ohrfeige für den Ehrenvorsitzenden der Kreis-CDU".

(RP)
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