Niederrhein Der Schnelle Brüter – 40 Jahre danach

Niederrhein · Der Baubeginn des Atomkraftwerks Kalkar jährt sich zum 40. Mal. Prof. Wolfgang Kottnik hält am 8. März im Wunderland einen Vortrag zur Kernenergie. Zwei ehemalige Kraftwerksmitarbeiter blicken zurück auf eine bewegte Zeit.

 Heftige Proteste begleiteten den Bau des Schnellen Brüters. Dennoch ging er in Betrieb – wenn auch ohne Brennelemente.

Heftige Proteste begleiteten den Bau des Schnellen Brüters. Dennoch ging er in Betrieb – wenn auch ohne Brennelemente.

Foto: Gottfried Evers

Vor 40 Jahren begannen die Arbeiten am Kalkarer Atomkraftwerk. Um diesen Anlass zu würdigen, wird am Freitag, 8. März, Wolfgang Kottnik, Professor für Kraftwerkstechnik, Energiewirtschaft und Allgemeine Betriebswirtschaftslehre an der Hochschule Mannheim, einen ausführlichen Experten-Vortrag halten.

 Prof. Wolfgang Kottnik ist Experte für Kernenergie.

Prof. Wolfgang Kottnik ist Experte für Kernenergie.

Foto: Archiv

In seinem zirka zweistündigen Referat widmet sich Kottnik der Frage, was in den letzten Jahren in der Energie-Wirtschaft in Deutschland und anderen Ländern passiert ist. Welche Planungen wurden umgesetzt, welche nicht? Wo liegen die Gründe? Für die Stilllegung von Atomkraftwerken war der "Schnelle Brüter" ein früher Vorreiter. Ihm folgen Jahr um Jahr viele weitere Meiler.

Das Wunderland Kalkar ist weit über die Grenzen hinaus bekannt. Doch, wo heute der Hotel-, Business- und Freizeitpark "Kernie's Familienpark" ganzjährig seine Pforten öffnet, entfachte vor vier Jahrzehnten der so genannte SNR 300 — der Schnelle Natriumgekühlte Reaktor — hitzige Debatten, nicht unwesentlich beeinflusst durch die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl im Jahre 1986. Der Weg vom Bau bis zur Demontage dieser Anlage war durchaus spektakulär.

Das Atomkraftwerk wurde ursprünglich von den Niederlanden, Belgien und Deutschland im Herbst 1972 geplant. Die ehemaligen Kraftwerksmitarbeiter Hans Kocks und Klaus Hamann erinnern sich an eine bewegte Zeit. So mussten sie sich zeitweilig vor wütenden Demonstranten in Sicherheit bringen. "Wir haben uns in einem Raum im Kraftwerk verbarrikadiert und waren darauf vorbereitet, uns zu wehren, falls die Demonstranten bis zu uns durchkommen würden", sagt Hamann.

Doch trotz der Proteste lief der Betrieb im "Schnellen Brüter" nach einer zwölfjährigen Bauphase an. 300 Mitarbeiter waren dort beschäftigt. "Wir haben 4,5 Jahre lang einen Schichtbetrieb gefahren. Das Entscheidende war jedoch, dass die Brennelemente nie eingesetzt wurden", erinnert sich Kocks.

Das politische Aus kam im Jahr 1991. "Wir haben die Nachricht, dass der Schnelle Brüter nie seiner eigentlichen Bestimmung übergeben werden wird, mit Tränen in den Augen vernommen", sagt Kocks. "Wir haben die Anlage ja sozusagen Schraube um Schraube über viele Jahre hinweg selbst aufgebaut und mussten sie dann wieder demontieren", ergänzt Hamman.

Schließlich wurde das Areal einer vollkommen neuen Bestimmung zugeführt: 1995 kaufte der Niederländer Hennie van der Most die niemals in Betrieb gegangene Industrieanlage und begann mit dem Aufbau einer Erholungs- und Freizeitanlage.

Der Rest ist Geschichte.

(RP/rl)
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