Unternehmer am Niederrhein Derbystar – der Ball für die Bundesliga

Kleve · Das Unternehmen Derbystar wurde vor 45 Jahren von dem Gocher Josef Moll-Thissen gegründet. Es entstand aus einer kleinen Lederfabrik, die ab 1963 damit begann, neben Artikeln für den Pferdesport auch Bälle zu produzieren.

Auf der Suche nach einem Namen für das neue Unternehmen besann man sich auf seine Wurzeln. Und darauf, was demnächst produziert werden sollte. Der Gocher Unternehmer Josef Moll-Thissen war Inhaber einer Lederfabrik, die unter anderem Reitsättel oder Gamaschen für den Pferdesport herstellte. 1963 kamen Lederfußbälle hinzu. Zwei Jahre später entstand daraus der Name, der im Fußball noch heute einen ausgezeichneten Ruf besitzt: Derbystar. Der Teil "Derby" stammt aus dem Pferdesport, die Silbe "star" sollte die herausragende Qualität der runden Produkte aus der Gocher Fabrik unterstreichen. 1968 wurde die Firma Derbystar gegründet.

Die Idee des Unternehmers Josef Moll-Thissen, Lederfußbälle zu produzieren, die hohen Ansprüchen gerecht werden, war keine schlechte. "Im Klever Gefängnis ließ der damalige Lieferant der Nationalmannschaft seine Bälle nähen. Irgendwann wollte der nicht mehr, und wir haben das übernommen", erinnert sich Josef Moll-Thissen. Gestanzt wurden die Lederteile in Goch, die Verarbeitung erfolgte in den Anfangsjahren in der Klever Besserungsanstalt. Bereits 1969 schied Gründer Moll-Thissen aus dem Unternehmen aus und zog in die Schweiz, wo der heute 90-Jährige noch lebt.

Derbystar spielte schon in den Anfangsjahren der 1963 eingeführten Fußball-Bundesliga mit. Der MSV Duisburg, Gründungsmitglied der Klasse, vertraute auf die Produkte aus Goch. Die rasante Entwicklung der Firma nahm in den 70er und 80er Jahren Fahrt auf. Es war die Zeit, als es beim DFB noch einen Chefankläger namens Hans Kindermann gab oder einen Walter Baresel, der in der ARD-Sportschau die Auslosung der Spiele des DFB-Pokals leitete. In dieser Phase bezahlten die Bundesliga-Vereine für die Bälle noch. Gratis gab's damals ein Ballnetz dazu.

Legendär waren die Stadiondurchsagen auf dem Mönchengladbacher Bökelberg: "Auch das heutige Meisterschaftsspiel wird wieder mit einem Derbystar-Spitzenball ausgetragen. Denn Derbystar-Bälle fliegen besser und halten länger."

Ein Höhepunkt in der Unternehmensgeschichte war die Spielzeit 1979/80. Ein Stürmer namens Karl-Heinz Rummenigge wurde mit 26 Treffern Torschützenkönig, und alle 18 Bundesliga-Mannschaften spielten mit Produkten aus Goch.

Derbystar hatte sich aufgrund der Qualität seiner Bälle einen hervorragenden Namen in der Eliteklasse gemacht. Beispiel Werder Bremen. In der Regel stellte der Ausrüster auch den Spielball. Als jedoch der italienische Leibchen-Hersteller seine Ball-Hausmarke aus dem Kofferraum holte, winkte man bei Werder dezent ab: "Lasst stecken Jungs, wir bleiben bei Derbystar."

Doch sind die Zeiten, in denen der Ball vom Niederrhein in der Bundesliga unterwegs war, vorbei. Seit der Saison 2010/11 gibt es den Einheitsball. Und der wird von Adidas gestellt. Damit war für einen Sportartikel-Spezialisten wie Derbystar die Tür zum ganz großen Fußball zu. Geld, so Joachim Böhmer (50), der seit 29 Jahren bei Derbystar arbeitet und dort zur Geschäftsleitung gehört, habe man mit der Bundesliga zuletzt nicht mehr verdient. "Aber es sorgte für Aufmerksamkeit, wenn die Besten der Welt mit unserem Ball spielen", sagt Böhmer.

Den Kampf gegen die Großen wie Nike oder eben Adidas können die Gocher nicht gewinnen. Denn es geht bei der Auswahl für einen Liga-Ball nicht in erster Linie darum, welche Kugel die beste ist. Die Zuzahlung ist mitentscheidend.

In den Niederlanden stellt Derbystar den offiziellen Spielball der Eredivisie (1. Liga) und der Eerste Divisie (2. Liga). In der ersten DFB-Pokalrunde wurde auf einigen Plätzen mit dem Ball aus Goch gespielt, da Derbystar vor allem im Amateurbereich extrem stark vertreten ist.

Zwar haben die Gocher seit einigen Jahren auch Hand-, Volley- oder Basketbälle sowie Teamwear-Kollektionen im Angebot, doch ist das Geschäftsfeld Fußbälle mit 80 Prozent das größte. 11 Millionen Euro Umsatz erzielte Derbystar im Jahr 2012. 36 Mitarbeiter sind bei dem Gocher Unternehmen beschäftigt. Im vergangenen Jahr knackte man erstmals die Marke von 1 000 000 verkaufter Bälle. Ein Grund für die positive Entwicklung ist, dass die Idee des Gründers auch heute noch gilt: Die Qualität des Produkts ist entscheidend. Genau damit wirbt Derbystar auch — wie ein Werbeplakat deutlich macht: "Hier flattert nichts. Höchstens die Nerven der Spieler".

(RP)
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