Kleve Erste Schwulenkneipe in Kleve eröffnet

Kleve · Albert van den Oever schreibt ein neues Kapitel in der Klever Kneipengeschichte: Unter seiner Leitung hat in der Herzogstraße eine Gaststätte für Homosexuelle aufgemacht. Es gibt Motto-Abende und eine "spezielle Atmosphäre".

 Albert van den Oever hinter der Theke in seiner Kneipe namens "Scandal". Die "Kurzen" aus dem rosa Fläschchen sind eine Spezialität.

Albert van den Oever hinter der Theke in seiner Kneipe namens "Scandal". Die "Kurzen" aus dem rosa Fläschchen sind eine Spezialität.

Foto: GOTTFRIED EVERS

"Scandal" in Kleve. Doch die Rede ist ausnahmsweise nicht von finanzschwachen Fußballvereinen, zu hohen Hotels oder ratlosen Rathausplanern. Vielmehr geht es darum, wie tolerant die frisch gebackene Studentenstadt schon ist. Just in dem Moment, in dem das Bundesverwaltungsgericht in Karlsruhe die Rechte homosexueller Partner abermals gestärkt hat, hat in der Schwanenstadt die erste Schwulenkneipe eröffnet.

Und sie gibt sich offensiv als solche zu erkennen: Denn über dem Eingang hängt sie, die Regenbogenfahne, als sichtbares Banner der Toleranz. Mehr lässt von außen allerdings nicht darauf schließen, dass aus der einstigen Kneipe "Zum Herzog" eine Heimat für Homosexuelle geworden ist. Nichtsdestotrotz machten die ersten Spekulationen schnell die Runde: Die Fenster blickdicht, die Tür selbst zu Öffnungszeiten verschlossen. Was passiert da in bester Klever Seitenstraßenlage?

Wer rein möchte ins "Scandal", muss erst einmal klingeln. Ein Bildschirm innen zeigt, wer draußen steht. "So ist gewährleistet, dass die Privatsphäre meiner Gäste geschützt wird", erklärt der Mann, der mit seinem etwas anderen Lokal für Gesprächsstoff gesorgt hat. Und zugegeben, Mottoabende wie "Nur 1 Kleidungsstück" oder "Nur Unterhose" fordern den Liberalitätssinn des Landbewohners heraus.

Doch Albert van den Oever ist nicht nur Holländer, sondern obendrein überzeugt davon, dass das Projekt Schwulenkneipe in Kleve funktionieren kann: "Die Location ist super, gleich neben dem Bahnhof und damit zentrumsnah, aber eben auch nicht mitten in der Stadt." Und die nächsten vergleichbaren Lokale befinden sich entweder jenseits der Grenze in Nimwegen oder aber Richtung Ruhrgebiet. "Und da braucht man dann halt immer einen Fahrer und muss organisieren."

Apropos Nimwegen. Auch hier betrieb van Oever mit Erfolg eine Schwulenkneipe. Auf Ibiza war der 36-Jährige ebenfalls schon gastronomisch aktiv. Nun ist also Kleve an der Reihe. Beim Umbau der Gaststätte halfen ihm "Vati und Mutti".

So gibt es nun mittwochs und donnerstags besagte Mottoabende nur für Schwule, freitags und samstags "Kneipe und Party fürs gemischte Publikum". Wobei "gemischt" in dem Fall heißt: Schwule, Lesben, sowie Trans- und Bisexuelle. Und natürlich alle anderen. Denn: "Du musst Respekt vor allen haben", so der Holländer, der damit rechnet, dass es ein halbes Jahr braucht, bis die Ängste der Leute abgebaut sind.

20 bis 25 Personen gehören mittlerweile zum Stammpublikum, die meisten davon männlich. Sie genießen im "Scandal" die "freiere Atmosphäre" im Vergleich zu einer gewöhnlichen Gaststätte. Auf die Frage, ob Kleve schon so weit sei, um solch eine Kneipe zu akzeptieren, antwortet einer der Gäste, der sich im Nachtleben der Stadt auskennt: "Kleve war schon vor zehn Jahren so weit — das haben nur nicht alle gemerkt".

(RP/rl)
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