Kalkar Feuerwehr Kalkar fürchtet Sparkurs

Kalkar · Fast zwei Millionen fehlen in der Stadtkasse. Um zu sparen, werden alle Gebäude der Kommune geprüft – auch die der Feuerwehr. Stadtbrandinspektor Poorten meint aber: Kosten dürfen bei der Wehr nur eine untergeordnete Rolle spielen.

Kalkar: Feuerwehr Kalkar fürchtet Sparkurs
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Fast zwei Millionen fehlen in der Stadtkasse. Um zu sparen, werden alle Gebäude der Kommune geprüft — auch die der Feuerwehr. Stadtbrandinspektor Poorten meint aber: Kosten dürfen bei der Wehr nur eine untergeordnete Rolle spielen.

Bei den Löschgruppen der Freiwilligen Feuerwehr Kalkar schrillen Alarmglocken. Aufregung herrscht unter den etwa 190 Männern der Wehr nicht, weil ein Feuerteufel immer wieder Brände entfacht. Für Besorgnis sorgen Gerüchte, die Stadtverwaltung plane im Rahmen der durch die freiwillige Haushaltssicherung notwendigen Einsparungen, die Zahl der Löschgruppen beziehungsweise der Gerätehäuser in der 88 Quadratkilometer großen Kommune von sieben auf vier oder gar drei zu reduzieren.

Schon in der Ratssitzung im vergangenen Dezember zum Haushaltsplan für 2013 waren sich die Fraktionen weitgehend einig: Die städtischen Liegenschaften müssen auf den Prüfstand. "Wir müssen uns fragen, ob wir die alle noch brauchen", erklärte CDU-Fraktionschef Günther Bergmann. SPD-Chef Jochem Reinkens sagte: "Hier sind Einschnitte unabweichlich."

Scheinbar gilt das auch für die Feuerwehr. "Von der Verwaltung hat die Feuerwehr noch keine Informationen über bestehende Planungen bekommen. Wenn ich aber von unterschiedlichen Seiten auf Konzepte angesprochen werde, die Zusammenlegungen beinhalten, dann muss da doch was dran sein", meint Stadtbrandinspektor Franz Poorten. Immerhin hatte der FDP-Fraktionschef Boris Gulan in seiner Etat-Rede im Dezember gesagt: "Dem Sanierungsstau und Immobilienüberhang durch eine räumliche Zusammenlegung der drei Löschzüge zu begegnen, ist für viele ein heißes Eisen. Doch wenn eine Prüfung durch Verwaltung und Feuerwehr ergibt, dass keine Beeinträchtigung von Brandschutzgesichtspunkten vorliegt, so können wir dem Vorschlag des Kämmerers folgen."

Diese Pläne empören den Stadtbrandinspektor. Die Unterhaltung einer Feuerwehr sei die Pflichtaufgaben einer Kommune. Dabei dürften Kosten nur eine untergeordnete Rolle spielen — schließlich gehe es um Menschenleben. Wenn die ehrenamtlichen Helfer nach der Zusammenlegung von Löschgruppen und Gerätehäusern künftig nicht mehr zwei, sondern fünf Kilometer Anfahrt bis zum Gerätehaus hätten, steige nicht nur das Risiko der Feuerwehrmänner. Auch die Zeit bis zur Einsatzbereitschaft verlängere sich. "Und dabei zählt jede Minute" sagt Franz Poorten. Zudem befürchtet der "Chef" der Kalkarer Feuerwehr, dass sich bei einer Umsetzung solcher Spar-Konzepte viele "Kameraden" sich aus der Freiwilligen Feuerwehr verabschieden würde.

Unterstützung erfährt der Stadtbrandinspektor von seinen Kameraden bei der Kalkarer Feuerwehr. "Wir werden massiv dafür kämpfen, dass die Löschgruppen und Gerätehäuser erhalten bleiben", sagt Andreas Arnds. Der Griether Löschgruppenführer ist überzeugt: "Andernfalls werden 50 Prozent der Löschgruppen-Mitglieder aufhören. Das wird dann chaotisch."

Für Bürgermeister Gerhard Fonck sind die Befürchtungen der Freiwilligen Feuerwehr, der Vorwurf mangelhafter Zusammenarbeit mit der Wehr und unzureichender Informationspolitik nicht nachvollziehbar. Ebenso wie alle anderen städtischen Liegenschaften seien die Feuerwehrgerätehäuser von unabhängigen Experten im Beisein von Feuerwehrvertretern begutachtet worden, um festzustellen, wie Einsparungen im Zusammenhang mit der freiwilligen Haushaltssicherung möglich seien.

"Ergebnisse und daraus resultierende Konzepte wird es aber erst Ende des ersten Quartals geben. Bislang gibt es sie nicht", versichert der Bürgermeister und verspricht zudem: "Wenn es sie gibt, dann werden wir zuerst die Feuerwehr informieren und die Pläne mit ihr besprechen. Das muss diesem hohen Ehrenamt geschuldet sein."

Zugleich appelliert der Bürgermeister jedoch an die Feuerwehr, die Ergebnisse unabhängiger Gutachter ergebnisoffen zu diskutieren — unter Berücksichtigung der prekären Finanzlage der Stadt.

Ob die Kritik der Feuerwehr an der Verwaltung "verbrannte Erde" zwischen Wehr und Stadtspitze hinterlassen hat, mag Gerhard Fonck nicht beantworten. Der Verwaltungschef hofft, dass man sich der gemeinsam Aufgabe stelle und kooperationsbereit sein werde.

(RP/rl)
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