Kleve Frauen stehen ihren Mann

Kleve · Die Zukunftswerkstatt von Volksbank Kleverland und Rheinische Post diskutierte über die Frage, ob Frauen im 21. Jahrhundert gleichberechtigt sind. Die Teilnehmerinnen erkannten sowohl einen Wandel als auch Potenziale.

 Diskutierten unter der Leitung von Frank Ruffing (links): Dr. Bettina Paust, Judith Siebers, Matthias Grass, Silke Gorißen, Dr. Daniela Lesmeister, Bettina Keysers und Marc Cattelaens (von links).

Diskutierten unter der Leitung von Frank Ruffing (links): Dr. Bettina Paust, Judith Siebers, Matthias Grass, Silke Gorißen, Dr. Daniela Lesmeister, Bettina Keysers und Marc Cattelaens (von links).

Foto: Klaus-Dieter Stade

Klarer als in Artikel 3 des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland kann man es nicht formulieren: "Männer und Frauen sind gleichberechtigt." Doch ist dieses verbriefte Grundrecht auch in der Mitte der Gesellschaft angekommen? Wird es gelebt? Werden Frauen wirklich nicht mehr benachteiligt? Diese Fragen standen im Mittelpunkt der Zukunftswerkstatt.

Silke Gorißen weiß, was es heißt, sich gegen ihre männlichen Kollegen durchzusetzen. Das hat sie gelernt, nicht nur als selbstständige Rechtsanwältin, sondern auch als Fraktionsvorsitzende der CDU in Bedburg-Hau. "Man muss sich behaupten können. Wenn man die Nase in den Wind hält, muss man mit Kritik leben können, auch wenn das nicht immer schön ist", sagt Gorißen.

Ihr Wunsch ist es, dass diese Kritik sachlich vorgetragen wird und nicht die persönliche Ebene erreicht. Allerdings sei es auch vorgekommen, dass Gorißen diese Kritik falsch verstanden und so aufgefasst habe, dass sie sich auf ihr Geschlecht beziehe, obwohl das gar nicht der Fall gewesen war. Sie habe einerseits viel Förderung von Männern erfahren, andererseits täten sich viele (Gorißen: "gerade ältere") Männer immer noch schwer damit, dass sie ihre Meinung offen kundtut. Eine Frauenquote sei gerade in Politik und Unternehmensvorständen wichtig.

Dr. Bettina Paust, Direktorin Museum Schloss Moyland, hat täglich mit Kunst zu tun — Kunst, die in den meisten Fällen von Männern gemacht wurde. "Das setzt sich weiter fort", sagt Paust. "Die großen Museen werden von Männern geleitet", betont die Museumsdirektorin. Doch warum ist das so? "Für viele Frauen ist es einfach schwierig, Familie und einen Beruf auf einer Ebene zu vereinen. In vielen Führungspositionen gibt es halt keine Fünf-Tage-Woche", gibt Paust zu bedenken.

Dr. Daniela Lesmeister sieht sich als Referentin beim NRW-Gesundheitsministerium in der glücklichen Lage, Mitarbeiterin in einer öffentlichen Verwaltung zu sein. "Da werden Frauen in Führungspositionen schon unterstützt". Außerdem habe sie für ihren elf Monate alten Sohn eine "tolle Tagesmutter" gefunden. Lesmeister kritisiert aber, dass das Thema Gleichberechtigung oft nur auf einer "sehr hohen Ebene stattfindet. Bei einer Kassiererin wird kaum gefragt, ob sie gleichberechtigt ist." Dabei sei es gerade bei Geringverdienerinnen wichtig, dass sie das gleiche Gehalt erhalten wie ihre männlichen Kollegen. Die entscheidende Stellschraube für Gleichberechtigung sei die Kinderbetreuung.

Das war das Stichwort für Bettina Keysers, Fachbereichsleiterin Zentrale Verwaltung in Kleve. "In Kleve werden 180 Kinder von städtischen Tagesmüttern betreut. Außerdem gibt es 1400 Kindergartenplätze. Das ist ein sehr gutes Angebot", sagte Keysers. Sie habe den Eindruck, dass ein Wandel stattgefunden habe und Frauen inzwischen die gleichen beruflichen Chancen erhielten. "Arbeitende Mütter werden heute mehr akzeptiert als noch vor zehn Jahren", sagt die Mutter von Zwillingen.

Als Landwirtin arbeitet Judith Siebers erfolgreich in einem Männerberuf. Für die junge Mutter ist es selbstverständlich, dass Frauen wie Männer sich ihre Position durch ihre Qualifikation erarbeiten. Siebers: "Wenn mir jemand sagt, dass ich nur wegen der Frauenquote einen Job bekommen kann, stehe ich auf und gehe."

(RP/rl)
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