Kleve Hoffnung für Rohbau

Kleve · Insolvenzverwalterin Natascha Habura hat einen möglichen Käufer für den Rohbau in der Klever City. Jasper de Gier will dagegen versuchen, die Solvenz seiner Eltern wiederherzustellen und das Bauvorhaben zu vollenden.

Zur Zeit gibt es nur einen Interessenten, der den Rohbau der in Insolvenz gegangenen Eheleute de Gier an der Schlossstraße in Kleve zum vom Gutachter ermittelten Wert kaufen würde, so gestern die zur Insolvenzverwalterin bestellte Krefelder Rechtsanwältin Natascha Habura auf Anfrage der RP. Montag läuft zudem die Frist ab, zu der die Eheleute einen eigenen Kaufinteressenten nennen können, der auf der Grundlage des vorliegenden Angebots ein freiwilliges Vorkaufsrecht erhalten würde.

Gestern meldete sich der in Berlin lebende Sohn der Eheleute, Jasper de Gier, die Insolvenz seiner Eltern per Insolvenzplanverfahren zu entschulden. Er möchte, so Jasper de Gier, mit privatem Geld das Insolvenzverfahren stoppen und die Solvenz wiederherstellen. Zumal er sich für die finanzielle Katastrophe mitverantwortlich fühle. Jasper de Gier hatte 400 000 Euro, die er sich von seinen Eltern geliehen hatte, in eine Kapitalgesellschaft investiert. Dazu habe es auch eine Bankgarantie und ein Notarkonto gegeben. "Das machte alles einen sehr seriösen Eindruck", so de Gier. So seriös, dass später auch seine Eltern weiteres Geld in dieser Kapitalgesellschaft anlegten, um damit die Finanzierung des Neubaus zu sichern.

Misstrauisch geworden

Doch als die versprochenen Gelder nicht flossen, wurden die Klever misstrauisch. Zu spät, wie sich herausstellen sollte. Zuvor hatte man sie mit allerlei Gründen hingehalten. Erst ein Termin in der Schweiz brachte Gewissheit: Nach Vorlage aller Unterlagen machten Bankfachleute der angeblich beteiligten Schweizer Bank Credit Suisse den Geprellten deutlich, dass sie betrogen worden waren. Sie erstatteten Anzeige in Singen. Die Eltern mussten Insolvenz anmelden.

Inzwischen sitzen zwei der Betrüger in Haft, gegen einen beteiligten Rechtsanwalt wird noch ermittelt, so Jasper de Gier. "Mein Sohn und wir wurden in Berlin zwei Tage lang als Zeugen vernommen. Die damals Verdächtigten wurden inzwischen zu fünf Jahren Haft verurteilt", sagt Drs. Johannes de Gier. Der ermittelnde Kriminalbeamte konnte auch das Geld ausfindig machen: Es sei in ein kanadisches Anwesen bei Halifax, eine Pferdefarm, investiert worden, erfuhr Jasper de Gier. Er beauftragte seinen Anwalt, das Geld zu sichern.

Doch die ermittelnde Berliner Staatsanwaltschaft verwies auf das Zivilverfahren, so gestern de Giers Berliner Rechtsanwalt Axel Hülsebusch, der nun in diesem viel langwierigeren und vor allem kostspieligen Verfahren versuchen wird, einen Titel gegen die Angeklagten zu erwirken. "Dort liegt ein großer Teil der veruntreuten rund 530 000 Euro", so Hülsebusch. Allerdings, so wirft Hülsebusch ein, sollte auch der Insolvenzverwalter die Hand nach diesem Geld ausstrecken. Auch Natascha Habura ist tätig geworden und hat bei der Staatsanwaltschaft Akteneinsicht und "Sachverhaltsmitteilung" erbeten, sagte sie gestern.

Zum Vorhaben, ein Insolvenzplanverfahren einzuleiten, sagt Habura: "Konkrete Vorschläge, insbesondere Zusagen über Mittel, die eine Besserstellung der Gläubiger herbeiführen würden, liegen mir noch nicht vor."

Dazu wiederum Hülsebusch: "Konkrete Angebote gibt es nicht. Denn wir müssen wissen, welche Mittel nötig sind. Hierzu liegen uns noch keine Zahlen vor — und ohne konkrete Zahlen können wir kein konkretes Angebot machen".

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort