Kleve Internet ist Herausforderung für Händler

Kleve · Nur wenige Klever Geschäftsleute haben das Internet als Absatzquelle entdeckt. Diejenigen, die einen Online-Shop haben, sind zufrieden. Aber es gibt auch einen großen Flop: das vom Citynetzwerk massiv beworbene Portal Prebesto.

 Weinhändler Franz Peters führt rund 800 Weine in seinem Internet-Shop. Die Geschäfte laufen auch online gut. Selbst Kunden aus Kleve bestellen dort. Auf sein Ladenlokal würde Peters aber trotzdem nie verzichten.

Weinhändler Franz Peters führt rund 800 Weine in seinem Internet-Shop. Die Geschäfte laufen auch online gut. Selbst Kunden aus Kleve bestellen dort. Auf sein Ladenlokal würde Peters aber trotzdem nie verzichten.

Foto: Gottfried Evers

Stuart Petersmann, Geschäftsführer der Firma LuckyViews.com aus Geldern, hatte einen Traum — und die im Citynetzwerk (KCN) vereinigten Klever Geschäftsleute ebenfalls: Alle Händler der Schwanenstadt sollen ihr komplettes Sortiment, von der Gemüsezwiebel bis zum Flachbildfernseher, im Internet präsentieren. Genauer gesagt auf dem Portal prebesto.de, das die Firma LuckyViews.com betreibt. Für diese Idee hatte das KCN eine groß angelegte Werbekampagne betrieben. So gab es eine Pressekonferenz im Klever Rathaus, anschließend noch eine Informationsveranstaltung in der Stadthalle. Jetzt, zwei Jahre später, steht fest: Das Projekt ist komplett gescheitert. Das Portal Prebesto besteht — mangels Erfolgs — in seiner ursprünglich gedachten Form nicht mehr.

Heute ist sich Stuart Petersmann über die Gründe für den Flop im Klaren. "Die kostenfreie Teilnahme in der Probephase des Portals haben viele Händler gerne in Anspruch genommen. Als es dann zur Vertragsunterzeichnung und zur Bezahlung unserer Dienstleistung kommen sollte, wandten sich die Händler plötzlich ab." Anderen sei es zu viel Arbeit gewesen, ihr Sortiment Petersmann aktuell zu übermitteln. Sein Fazit lautet: "Die Händler in den Innenstädten sind gedanklich noch nicht bereit dazu, das Internet als Absatzweg zu verstehen. Sie wehren sich dagegen".

Hildegard Knops, Inhaberin des gleichnamigen Juweliergeschäfts in der Klever Innenstadt, ist eine solche Internet-Skeptikerin. Sie verkauft ihren Schmuck und ihre Uhren ausschließlich im Ladenlokal. "Wir wollen unseren Kunden einen erstklassigen Service und gute Beratung bieten. Das funktioniert im Internet so nicht", betont Knops. Sie ist skeptisch, ob die Zukunft der Läden wirklich online liegt. Für die Geschäftsleute sei es aufwendig und kostspielig, Waren zu verschicken und wieder retour zu nehmen, wenn sie dem Kunden nicht gefallen. Und der Kunde wisse oft nicht, ob Angebote im Internet serös sind. "Neulich kam ein Mann zu uns, der im Internet für 8200 Euro einen Ring gekauft hatte. Den wollte er bei uns anpassen lassen. Dabei haben wir festgestellt, dass in den Ring ein Plastikstein eingesetzt worden war. Der ganze Ring hatte einen Wert von höchstens 200 Euro", sagt Knops.

Doch bei aller Skepsis — es gibt sie, die Klever Ladenbesitzer, die aus Überzeugung und mit Erfolg ihre Waren auch im Internet verkaufen. Christoph Dreis, Geschäftsführer des gleichnamigen Hutgeschäfts an der an der Großen Straße/Ecke Kavarinerstraße, ist einer davon. Vor sechs Jahren hat er seinen Internet-Shop ins Leben gerufen. Während der Handel 2009 ein Umsatzminus von zwei Prozent eingefahren hat, verschickte Dreis allein 2000 Postsendungen nur durch das neue Geschäftsfeld. 2010 waren es doppelt so viele. "Der Online-Shop ist ein zweites Standbein geworden", sagt Dreis, der hierfür eigens zwei Mitarbeiter eingestellt hat.

Franz Peters, Inhaber der Schlossbergkellerei Peters in Kleve, ist ebenfalls seit sechs Jahren auch online unterwegs. "Es werden immer mehr, die online ordern. Je schlechter das Wetter, desto mehr Aufträge kommen übers Internet, denn auch Kunden aus Kleve bestellen in unserem Internet-Shop", berichtet Peters. Er rät den Klever Geschäftsleuten, einem Online-Shop eine Chance und auch Zeit zu geben. "Drei Jahre Anlaufzeit muss man kalkulieren", sagt der Weinhändler. Und er warnt vor einem Fehler: "Wenn man seine Waren günstiger als im Laden anbietet, ist es mit dem Ladengeschäft ganz schnell vorbei."

Das kann Michael Kotters, Inhaber des Haushalts- und Schneidwarengeschäfts an der Kavarinerstraße, nur bestätigen. Er ist gerade dabei, seinen Online-Shop zu überarbeiten. Schon bald werden dort alle 12 000 Produkte aus dem Sortiment zu ordern sein. "Viele Kunden wollen sich bequem vorab informieren, bevor sie im Laden ein Produkt kaufen. Das geht im Internet rund um die Uhr sehr gut", sagt Kotters. Er ist überzeugt: "Wir Händler müssen uns auf die Doppelstrategie Ladenlokal/Internetshop einlassen. Daran kommt keiner mehr vorbei."

(RP)
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