Niederrhein Jan Hofer: Mr. Tagesschau

Niederrhein · Jan Hofer, Chefsprecher der Tagesschau und auch als Moderator vieler Unterhaltungssendungen bekannt, stammt aus einer Weseler Handwerkerfamilie. Geschick beim Schrauben hilft ihm bei der Oldtimer-Pflege.

Jan Hofer ist ein Nachrichtenprofi, den während der täglichen Live-Sendung nichts so leicht aus der Ruhe bringen kann. "Wenn die Bilder in der Tagesschau gesendet werden, ist die Betroffenheit über das Geschehene schon gewichen", sagte der gebürtige Weseler 20 Jahre nach einem Ereignis, das den 58-Jährigen nachdrücklich bewegt hat: "Der Mauerfall in Berlin ist unvergesslich. Ich habe die Wiedervereinigung mit großer Freude erlebt. Ich war ja damals hautnah beteiligt – unter anderem in Berlin, Dresden und Leipzig." Die Maueröffnung und die Ausreisewelle aus der DDR seien die schönsten Nachrichten gewesen, die er als Journalist je übermitteln durfte.

Caritativer Karnevalist

Die ARD strahlte am Tag der Wende einen "Brennpunkt Extra" über die Öffnung der innerdeutschen Grenze aus. Mehr als elf Millionen Menschen sahen am Bildschirm zu. Am 11. November 1989 moderierte Jan Hofer die Tagesschau. "In den darauffolgenden Tagen beruhigte sich die Nachrichtenlage ein wenig. Es wurde politischer und weniger menschlich", sagte er.

Dabei ist es gerade die menschliche und caritative Seite, die den kühlen Nachrichten-Profi auszeichnet. Millionen kennen ihn auch als Moderator von Unterhaltungssendungen wie der NDR-Talkshow oder Riverboat (MDR). Hofer ist unter anderem Botschafter des Kinderhospizes Mitteldeutschland und Sonderbotschafter des Deutschen Roten Kreuzes. In seiner Heimatstadt Wesel nahm er 2004 rege Anteil an der Gründung einer Stiftung für das Evangelische Kinderheim. Außerdem zählt er wie sehr viele andere Prominente zu den Spendern für die gerade angelaufene Rekonstruktion der Fassade des Historischen Rathauses.

Als bekennender Karnevalist lässt er kaum Gelegenheiten aus, in die rheinische Fröhlichkeit einzutauchen. Dass er Träger des Weseler Eselordens ist, versteht sich dabei von selbst. 1996 erklomm er das närrische Grautier und war zuletzt 2009 Gast bei der Verleihung des Ordens an seinen Fernsehkollegen Fritz Pleitgen. Die Familie in Wesel bietet ihm bei solchen Gelegenheiten Unterschlupf.

Johannes Neuenhofer

Was in Wesel viele wissen, weiß anderswo kaum jemand: Jan Hofer ist ein Künstlername. Geboren wurde Mr. Tagesschau am 31. Januar 1952 als Johannes Neuenhofer im inzwischen eingemeindeten linksrheinischen Weseler Stadtteil Büderich. Der Spross der ehemaligen Sanitärfirma Neuenhofer hat sich ein Faible fürs Handwerkliche bewahrt. Denn Hofer, der heute in Hamburg lebt, ist Oldtimer-Fan und mit einem Austin Healey oder einem Jaguar XK 120 schon auf diversen Rallyes gesichtet worden. Und nicht nur, wenn es sein muss, nimmt er selbst den Schraubenschlüssel in die Hand. Durch die bundesweiten Schlagzeilen geistern dann auch mal Missgeschicke. Etwa der teure Abflug mit einem Ponton-Mercedes 220 S in ein Gleisbett. Zwölf Jahre hatte er daran geschraubt. Übrigens hat für Hofer auch ein schlichter Käfer seinen Charme. Hauptsache, das Auto hat Charakter.

In einem Interview sagte er einmal: "In der Stadt wohnen, mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren und einen Oldtimer besitzen – das ist es."

(RP)
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