Kleve Kleve braucht die Schleuse

Kleve · Die Zukunftswerkstatt von Volksbank Kleverland und RP machte die Schleuse zum Thema: Wassersportvereine, der Betreiber des künftige Hotels und Kleves Technischer Beigeordneter Jürgen Rauer forderten eindringlich den Erhalt.

 Für Kleves Wasser unerlässlich: Die Schleuse Brienen.

Für Kleves Wasser unerlässlich: Die Schleuse Brienen.

Foto: kds

Kleves Technischer Beigeordneter Jürgen Rauer ist zuversichtlich, dass Kleve die Schleuse halten kann. Brienen sei schließlich eine der ältesten Schleusenanlagen in der Republik und die Planungen der Stadt, auch die industrielle Nutzung des Hafens betreffend, seien auf das Wasser von Hafen, Kanal und Kermisdahl ausgerichtet. Ohne die Schleuse und den Wasserweg Rhein-Altrhein-Kanal werde die Zukunft der Stadt eingeschränkt, sagt Kleves Bürgermeister Theo Brauer. Außerdem machten die Wassersportvereine deutlich, wie sehr sie von der Schleuse abhängen. Vom Tourismus ganz zu schweigen, wie Elke Vogel, Hotelmanagerin des im Bau befindlichen Rilano-Hotels in der Unterstadt, unterstrich. Jetzt diskutierten Stadt, Vereine und Deichverband das Thema in der Zukunftswerkstatt. Vertreter des Wasser- und Schifffahrtsamts (WSA) waren trotz Einladung nicht gekommen.

 Diskutierten unter der Leitung von Frank Ruffing (2.v.l.): Willibrord Janßen, Theo Brauer, Jürgen Rauer, Kurt Pieper, Dieter Rapp, Richard Rangen, Elke Vogel, Helmut Vehreschild, Matthias Grass, Hans-Heinrich Beenen, Bernhard Schlüß.

Diskutierten unter der Leitung von Frank Ruffing (2.v.l.): Willibrord Janßen, Theo Brauer, Jürgen Rauer, Kurt Pieper, Dieter Rapp, Richard Rangen, Elke Vogel, Helmut Vehreschild, Matthias Grass, Hans-Heinrich Beenen, Bernhard Schlüß.

Foto: Stade, Klaus Dieter

Hintergrund: Das WSA, eine Bundesbehörde, hatte Anfang des Jahres eine Schließung der Schleuse in den Raum gestellt (die RP berichtete ausführlich). Derzeit wird das Bauwerk auf mögliche Mängel untersucht. Immer wieder steht dabei eine hohe Tonnage-Zahl von fünf Millionen Tonnen im jahr, die erreicht werden muss, damit eine Schleuse betrieben werden kann, im Raum.

Richard Rangen von der Klever Seglergemeinschaft wies dagegen nach, dass die Schleuse 2009 (bevor die Bauarbeiten im Hafen begonnen haben) zwar nicht die Tonnage erreichte, aber immerhin 767 Fahrzeuge, davon 116 Fahrgastschiffe und 517 Sportboote das Bauwerk in Brienen passierten. Alle waren sich einig, dass Kleve das Bauwerk aus kulturellen, ökologischen, ökonomischen und vor allem touristischen Gründen braucht. Die Stadt sei nicht von der Behörde unterrichtet worden, dass die Schleuse möglicherweise geschlossen werden soll.

Kurt Pieper, Geschäftsführer des Wassersportclubs Kleve, berichtete, dass die Qualität des Fahrwassers deutlich schlechter geworden sei. Vor allem große Schubverbände drückten stromauffahrend große Mengen Schlamm und Geröll in den Altrhein. Das müsse eben ausgebaggert werden, was auch eine Aufgabe des Wasser- und Schifffahrtsamtes sei. Er riet, Rheinhochwasser früher durch den Altrhein zu führen — dann würden Schlamm und Geröll auf natürlichem Wege auch wieder ausgespült.

Willibrord Janssen, Leiter des Fachbereichs Tiefbau der Stadt Kleve, erinnerte an die enormen Kosten beim Bau der Brücke über die Industriestraße, der Befestigung der Hafenmauern und nicht zuletzt der Hebebrücke auf dem Hochschulcampus. Kosten, die so nicht entstanden wären, wenn das Amt nicht die entsprechenden Auflagen gemacht hätte. Die Tonnagezahlen habe man allenfalls in den 1960er Jahren erreicht, als die Kohleschiffe regelmäßig in den Hafen liefen, sagt Janssen. Für die Wasserhaltung sei die Schleuse nicht nötig, dazu reichten die By-Pässe neben der Schleuse, sagten Bernhard Schlüß, Deichverband, und Richard Beenen, Deichgräf. Allerdings gestand Schlüß zu, bei einem möglichen Wasserdurchbruch könne das Ablaufen des Wassers durch Öffnen der Deichtore beschleunigt werden.

Dieter Rapp sieht bei einer Schließung der Schleuse nicht nur das Jugendprojekt der evangelischen Kirche mit dem Schiff "Exodus" gefährdet, der Klever Hafen sei ein Magnet für alle möglichen Schiffe. "Und zur Eröffnung der Hochschule Plattbodenschiffe und unsere Exodus aufgetakelt im Hafen — ein unschlagbares Bild."

(RP)
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