Kleve Mähverbot bedroht Existenzen

Kleve · Einige Landwirte in der Düffel stehen vor dem Ruin. Wegen des neues Minister-Erlasses dürfen sie ihre Felder nicht bewirtschaften. Die Bauern fordern Minister Remmel auf, den Erlass zurück zu nehmen. Doch der antwortet nicht.

 In der Düffel ansässige Bauern trafen sich gestern auf dem Hof von Hermann Oppenberg (2. v. l.) in Niel, um gegen den Erlass zu protestieren.

In der Düffel ansässige Bauern trafen sich gestern auf dem Hof von Hermann Oppenberg (2. v. l.) in Niel, um gegen den Erlass zu protestieren.

Foto: Gottfried Evers

Düffel Mit Tränen in den Augen blickt Hermann Oppenberg auf seine Felder. Betreten darf der Landwirt aus Niel sein Eigentum nicht mehr. Dafür hat Umweltminister Johannes Remmel (Bündnis 90/Die Grünen) mit seinem Erlass gesorgt.

Der besagt, dass Landwirte, deren Felder in einem 850 Hektar umfassenden Gebiet im Schutzgebiet Düffel liegen, vom 15. März bis mindestens zum 15. Juni (Verlängerung möglich) nicht mehr bewirtschaften dürfen. Es sei denn, dass ein vom Kreis Kleve bestellter Kartierer die Flächen freigibt, weil er dort weder die Uferschnepfe, noch den Großen Brachvogel gesichtet hat.

"Der Erlass bedroht die Existenz unsere Familienbetriebs", sagt Oppenberg sichtlich bewegt. "Wir haben den Betrieb mühsam aufgebaut, wollen ihn an unseren Sohn weitergeben. Das kann ich jetzt kaum noch verantworten", so der Landwirt. 70 Prozent der Oppenbergschen Ländereien liegen im jetzt von Minister Remmel ausgewiesenen Schutzgebiet. Eigentlich stünde jetzt die erste Maht an. Doch Oppenberg muss warten, ob, beziehungsweise bis der Kartierer die Flächen freigibt. Der Ornithologe reist aus dem Kreis Steinfurt an und ist alleine für das 850 Hektar große Gebiet zuständig.

Die Folgen des Mähverbots sind katastrophal: Oppenberg kann sein Vieh nicht mehr füttern. "Auch ein Zukauf von Futter kommt für mich nicht infrage. Es gibt einfach keinen Mais mehr. Der wird für die Biogasanlagen gebraucht", sagt Oppenberg. Etwa 70 Bauern seien vom Bewirtschaftungsverbot betroffen, so der Rheinische Landwirtschafts-Verband.

Kreislandwirt Josef Peters ist immer noch geschockt vom Minister-Erlass. "Seit 25 Jahren arbeiten die Landwirte kooperativ mit dem Naturschutz. Jetzt droht in der Düffel ein Kleinkrieg", sagt Peters. In den vergangenen Jahren hätten die Landwirte zum Schutz der Uferschnepfe in Absprache mit der Unteren Landschaftsbehörde und Ornithologen Maßnahmen ergriffen. Immer, wenn ein Brutpaar gefunden wurde, seien die Flächen aus der Bewirtschaftung genommen worden, so Peters. Die von Minister Remmel erlassene Sperre von 850 Hektar sei unverhältnismäßig, da die Arten nur auf einer Fläche von 30 Hektar vorkämen.

Besonders enttäuscht sind die Bauern in der Düffel darüber, dass im Vorfeld niemand mit ihnen gesprochen habe. "Anstatt uns anzuhören, verbietet man uns jetzt von oben herab, unsere eigenen Felder zu bewirtschaften", kritisiert Landwirt Hans-Josef Otten. Jetzt suchen die Bauern ihrerseits das Gespräch mit Minister Remmel, wollen ihn bewegen, den Erlass zurückzunehmen. "Eine Antwort gibt es noch nicht", sagt Peters. Es klingt verzweifelt.

(RP/rl)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort