Als Nikoläuse in Kleve NPD verteilt Flyer auf Weihnachtsmarkt an Kinder

Kleve · Die rechtsextreme Nationaldemokratische Partei Deutschlands (NPD) hat am Sonntag auf dem Klever Weihnachtsmarkt Propaganda-Material an Kinder verteilt. Die Handzettel, mit denen die Partei in erster Linie für einen Euro-Austritt warb, wurden in der Dämmerung zusammen mit einer Tüte Gummibärchen an Kinder und jugendliche Besucher überreicht.

NPD-Verbotsantrag - ein riskantes Unterfangen
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Zwei attraktive, blonde Damen, die in einem Nikolauskostüm steckten und den Weihnachtsmarktbesuchern tiefe Einblicke in ihr Dekolleté ermöglichten, drückten die NPD-Zettel mit den anti-europäischen Parolen in erster Linie den jüngeren Besuchern in die Hand.

Auch in Krefeld Zettel verteilt?

Erst als ein Gast des vorweihnachtlichen Budenzaubers den Vorsitzenden des Klever Weihnachtsmarktvereins, Rolf Görtz, auf die zwei Frauen im Kostüm aufmerksam machte, wurde die Aktion gestoppt. Görtz stellte die beiden Frauen zur Rede und sah sich blitzschnell vier kahlköpfigen Männern gegenüberstehen. "Wo die plötzlich herkamen, habe ich nicht bemerkt. Einer baute sich vor mir auf, drei standen in meinem Rücken. Die waren alle sehr seriös gekleidet und wussten sich auch auszudrücken", sagte Görtz, der die Rechtsextremen darauf hinwies, dass das Verteilen von Werbematerial beim Ordnungsamt der Stadt Kleve genehmigt werden müsse.

Auch der Hinweis, dass man jetzt die Polizei einschalten werde, habe die Männer nicht übermäßig beeindruckt, so Görtz, der erklärte: "Die Antwort war, dass man bereits am Tag zuvor auf einem Weihnachtsmarkt in Krefeld diese Zettel verteilt habe, was auch keine Probleme gegeben habe."

Kleves Ordnungsamtsleiter Ralph van Hoof bestätigte, dass es erlaubnispflichtig sei, Werbematerialien zu verteilen. Ohne diese Erlaubnis begehe man eine Ordnungswidrigkeit, so van Hoof.

Als die Polizei den Platz vor der Konzertmuschel auf dem Weihnachtsmarkt erreicht hatte, waren die Frauen im Nikolauskostüm wie auch ihre vier Begleiter verschwunden. Die Beamten drehten eine Runde und kamen achselzuckend von ihrer Streife zurück. Keine Spur von den Rechtsextremen. Die Polizisten empfahlen dem Klever Ordnungsamt eine Anzeige zu erstatten. Gestern wurden die NPD-Aktivisten nicht mehr gesehen.

Eine Kleverin, die mit ihren zwei Töchtern am Sonntag auf dem Weihnachtsmarkt unterwegs war, hatte erst nach einigen Metern erkannt, über was sich der Nachwuchs da so gefreut hatte: "Wir haben uns noch höflich für die Süßigkeiten bedankt, bevor wir bemerkt haben, wer uns da die Gummibärchen überreicht hatte. Es waren Wölfe im Schafspelz."

(top/rm)
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