Kleve Obstbäume blühen, aber Bienen ist es zu kalt

Kleve · Apfel- und Kirschbäume haben in diesem Frühjahr besonders viele Blüten. Bienen, die sie bestäuben, fliegen bei niedrigen Temperaturen aber kaum. Obstbauern rechnen dennoch mit einer "normaler" Ernte.

 Zufrieden präsentiert Matthias Braschos auf dem Gilderstückschen Hof im Klever Ortsteil Rindern die Blütenpracht an seiner Apfelbäumen.

Zufrieden präsentiert Matthias Braschos auf dem Gilderstückschen Hof im Klever Ortsteil Rindern die Blütenpracht an seiner Apfelbäumen.

Foto: Gottfried Evers

Der Frühling hat im Kleverland lange auf sich warten lassen. Als dann die Temperaturen endlich anstiegen, und an einigen Tagen gar die Sonne für längere Zeit schien, standen Kirsch-, Pflaumen-, Birnen und auch Apfelbäume rasch in voller Blüte. Nachdem es im vergangenen Frühjahr eher wenige Blüten an den Obstbäumen gegeben hatte — auch wegen später, heftiger Nachtfröste — haben die Obstbäume in diesem Frühjahr besonders viele Blüten entwickelt.

"Das ist oft so: Nach einem Jahr mit wenigen Blüten, bilden die Obstbäume im darauffolgenden Jahr umso mehr Blüten", sagt Obst-Landwirt Matthias Braschos vom Gilderstückschen Hof im Klever Ortsteil Rindern.

Doch trotz überreicher Blütenpracht fehlte Obstbaumbesitzer im heimischen Garten etwas zum "Glück" — summende Bienen, die für die Bestäubung der Blüten und damit für eine reiche Ernte sorgen. Außer an wenigen Sonnentagen war es einfach zu kalt für die Bienen.

Die Tiere fliegen laut der Vorsitzenden des Kellener Imkervereins, Anja Hauswald, zwar schon ab etwa acht Grad Celsius. "Aber wenn es so kalt ist, fliegen sie nur 100 Meter. An Tagen mit 18 bis 20 Grad können sie dagegen drei bis fünf Kilometer fliegen", sagt die Fachfrau. Die Imkerin nennt einen weiteren Grund, warum Gartenbesitzer in diesen Tagen an ihren Obstbäumen nur wenige Bienen summen hören: "Es gibt einfach in diesem Frühjahr deutlich weniger Flugbienen, die den Nektar sammeln, als das sonst zu dieser Jahreszeit der Fall ist."

Ursache dafür ist der langandauernde Winter, dessentwegen viele Völker erst spät mit der Brut begonnen hätten. Noch einen dritten Umstand für die geringe Zahl an Bienen in diesem Frühjahr nennt Anja Hauswald: "Weil es im vergangenen Jahr zur Zeit der Hochzeitsfluges der Königinnen sehr regnerisch war, sind viele von diesen nur unzureichend begattet worden. Sie haben lediglich 200 statt sonst üblicherweise 2000 Eier legen können."

Professionelle Obstanbauer wie Matthias Braschos vom Gilderstückschen Hof und Annette Raadts vom gleichnamigen Apfelhof in Kalkar-Wisselward gehen das Risiko nicht ein, dass die für sie so wichtigen Bestäuber der Blüten auf ihren Obst-Plantagen ausbleiben. "Das wäre viel zu riskant", sagen die beiden Experten. Beide arbeiten deshalb mit Imkern zusammen, die in jedem Frühjahr ihre Bienenstöcke zwischen den Obstbäumen aufstellen.

Da Bienen aber erst ab einer Temperatur von etwa 18 Grad so richtig in Fahrt kommen, baut Matthias Braschos zusätzlich auf zwei Hummel-Völker — dazu zählen jeweils mindestens 300 Tiere. "Die fliegen schon früher als Bienen und auch bei niedrigeren Temperaturen", sagt der Obstbauer. Die Hummeln bestellt er in Süddeutschland und bekommt sie dann per Post geliefert. "Dann werden die Stöcke zwischen den Obstbäumen aufgestellt, Klappe auf — und los geht's", meint Matthias Braschos.

Im Vergleich zum Vorjahr, als Spätfröste zu erheblichen Ernteeinbußen führten, sieht der Klever Obstbauer der diesjährigen Ernte zuversichtlich entgegen und sagt: "Sie wird nicht sehr gut, aber sicher normal werden." Auch Annette Raadts ist optimistisch: "Unsere Ernte ist gesichert. Hoffentlich kommt kein Frost mehr — der könnte den kleinen Äpfeln noch schaden."

Die Obstbaumeisterin aus Kalkar-Wisselward macht auch Gartenbesitzern, die keine Bienenstöcke unter ihre Obstbäume gestellt haben, Hoffnung auf eine gute Ernte. Schließlich sorgten nicht nur Bienen, sondern auch viele anderen Insekten sowie der Wind für die Bestäubung der Blüten.

(RP/rl)
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