Kreis Kleve Personalnot: Chinesen helfen den Kliniken

Kreis Kleve · Die Personalnot an den katholischen Kliniken im Kreis Kleve ist so groß, dass ab sofort 14 angehende chinesische Ärzte in Goch, Kevelaer, Kleve und Kalkar aushelfen. Die Verwaltung beschäftigt sie zunächst als Praktikanten.

Die Liste mit den Stellenangeboten, wie sie für jedermann im Internet einsehbar ist, umfasst aktuell neun Assistenz- und Facharztstellen. Neun Ärzte und diverse Pflegekräfte fehlen an den Krankenhäusern, die im Verbund der katholischen Kliniken im Kreis Kleve zusammengeschlossen sind. Um den Betrieb aufrecht erhalten zu können, sind insbesondere an den Wochenenden und in Nachtdiensten auswärtige Mediziner als Honorarkräfte im Einsatz. Und nun zusätzlich die Studenten aus Shanghai.

Dr. Peter Enders, Vorsitzender der Geschäftsführung, war kürzlich mit leitenden Mitarbeitern der Personalabteilung in der chinesischen Universitätsstadt, um für die Fortsetzung der medizinischen Ausbildung im Kreis Kleve zu werben. Carl-Heinz Cronenberg, Leiter der Personalabteilung, bestätigte der Rheinischen Post: "Die Praktikanten werden entsprechend der Größe der Häuser auf die einzelnen Kliniken aufgeteilt. Es ist durchaus geplant, wenn nicht sogar das Ziel, einigen von ihnen eine Assistentenstelle zwecks Weiterbildung anzubieten."

Keine "Entwicklungshilfe"

Um "Entwicklungshilfe" geht es dabei kaum. Die Ausbildung an Chinas führenden Universitäten gilt als sehr umfassend und hart. Dr. Heinz Schoelen, Chefarzt der Gynäkologie von Goch und Kleve, berichtete der RP auf Anfrage, ihm sei eine 22-jährige Studentin zugewiesen worden, die sich im sechsten Jahr ihrer Ausbildung befinde und hochmotiviert sei. "Ganz vordergründig" gehe es darum, die vakanten Stellen zu besetzen. "Insbesondere bei uns in der Geburtshilfe und Frauenheilkunde suchen wir seit langer Zeit verzweifelt ärztlichen Nachwuchs. Gelegentlich gelingt es, junge Niederländer zu rekrutieren, für die es im Heimatland kaum Facharzt-Ausbildungsstellen gibt. Aber das reicht nicht aus." Auch mit Rumänien und Bulgarien gebe es intensive Kontakte, die dazu geführt hätten, dass jetzt ein Professor für Pathologie und Gynäkologie aus Sofia in Kleve beschäftigt werde. Bezahlt werde er mit dem Gehalt eines Assistenzarztes.

Ob Innere Abteilung in Kevelaer, Diabetologie und Nierenheilkunde in Kleve, Anästhesie in Goch, Gynäkologie in Kleve oder Psychiatrie in Kalkar: Überall bleiben Stellen vakant. Gute Sozialleistungen, Hilfe bei der Wohnungssuche oder Finanzierung des Umzugs genügen nicht, um junge Leute für den Kreis Kleve zu interessieren. "Unsere Randlage verschärft das Problem zweifellos, aber es ist auch ein deutsches und ein rechtliches Problem", weiß Dr. Schoelen. So dürfen hiesige Assistenzärzte über ihre tariflich vereinbarte Arbeitszeit hinaus nicht in dem Haus, für das sie arbeiten, beschäftigt werden. Wohl aber können sie in ihrer "Freizeit", also etwa am Wochenende oder nachts, als Honorarärzte in einer anderen Klinik arbeiten.

Nachtschicht in Düsseldorf

Nach Informationen der Rheinischen Post kommt es vor, dass junge Mediziner aus dem Kreis Nachtdienste in Düsseldorf übernehmen, während ihre Kollegen von dort sich am Niederrhein etwas dazu verdienen. "Eine paradoxe Situation", meint Dr. Schoelen. Cronenberg formuliert es nüchterner: "Innerhalb des Verbundes existiert eine Gesellschaft ,Notärzte im Kreis Kleve', die die Vermittlung von Notarztdiensten in den Einrichtungen des Verbundes übernimmt. Dort besteht die Möglichkeit, als Honorararzt tätig zu werden."

(RP)
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