Kreis Kleve Polizei leitet Strafverfahren wegen eines "Satire"-Briefs ein

Kreis Kleve · Ein anonymer Verfasser macht Kalkars Kaserne zu "Super Mega Reality Game-Station". Ein verärgerter Bürger erstattet Anzeige.

"An alle Haushalte im Kreis Kleve" ist ein unter der Adresse der Bundeswehr von-Seydlitz-Kaserne in Kalkar verfasster Brief adressiert, der nun in einigen Briefkästen gelandet ist. Darin werden "liebe Mitbürger" zu einem "Adventure Day" ("Abenteuertag") in die Kaserne Kalkar und den NATO-Luftverteidigungsgefechtsstand auf dem Uedemer Paulsberg eingeladen. Das Abenteuer – "für nur 299 Euro sind Sie dabei" – soll darin bestehen, "in einer neuen Reality Kill-Station" mit neuen Kampfdrohnen Terrorverdächtige in Afghanistan, Piraten in Somalia oder Islamisten in Mali ins Visier zu nehmen. Für einen "erfolgreichen Abschuss" wird "das ausgedruckte Foto des zerstörten Ziels als hübsche Erinnerung zusammen mit einer Urkunde" versprochen. Speziell für Jäger werden "dekorative Trophäen" angeboten: "Ein niedliches Kinderärmchen, ein zierlicher Frauenfuß, ein bärtiger Islamistenschädel, das alles in Acryl konserviert mit einem schwarz-rot-goldenem Rahmen."

Ein Bürger, der das Schreiben im Briefkasten hatte, hat inzwischen bei der Polizei Anzeige erstattet. Mehrere Personen meldeten sich bei den Ordnungshütern und beschwerten sich über den Inhalt. Für die Polizei war der Inhalt des Schreibens über zwei Din-A-4-Seiten Anlass, ein Strafverfahren wegen des Verdachts der Verunglimpfung des Staates (Strafgesetzbuch § 90 a) einzuleiten. Der Text werbe in verunglimpfender Weise für kriegsnahe Freizeitangebote, hieß es im Polizeibericht. Die Ermittler bitten um Hinweise zu den Verteilern des Briefes unter Telefon 02821 5040.

Bei dem Pressesprecher der Bundeswehr, Oberstleutnant Alexander Feja, – seine Telefonnummer wird in dem Brief als Kontakt aufgeführt – gingen Montagmorgen zahlreiche Anrufe ein. Allein in der ersten Stunde seiner Dienstzeit seien es etwa zehn bis 15 gewesen, berichtete der Sprecher. Anmelden wollte sich zu dem "Adventure Day" niemand. Die Anrufer seien stattdessen empört über den Inhalt des Briefes gewesen. Für Oberstleutnant Alexander Feja enthält der Brief, den der anonyme Verfasser in einer winzig klein gedruckten Fußnote als "eine original Euregio-Rhein-Waal-Qualitätssatire-Produktion vom Drohnen-für-Maizière-Team" bezeichnet, zahlreiche "Geschmacklosigkeiten". So seien im Symbol des Eisernen Kreuzes im Briefkopf Totenschädel zu erkennen. Auch sei der Brief von "Generalleutnant I. Wundbrand" unterzeichnet – Kommandeur in der Kalkarer Kaserne ist Generalleutnant Joachim Wundrak. Dieser Stil sei "unangemessen", so der Sprecher.

Von sich aus will die Bundeswehr laut dem Pressesprecher nicht gegen den Verfasser vorgehen. Alexander Feja bedauert, dass dieser anonym bleibe. So sei leider keine sachliche Diskussion möglich, zu der die Bundeswehr jederzeit bereit wäre.

(RP)
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