Kleve Schleuse Brienen vor dem Aus

Kleve · Der Zustand der Schleuse wird im März geprüft. Experten gehen davon aus, dass der 100 Jahre alte Bau durchfällt. Für den Bund ist das Hebewerk wertlos, so das Schifffahrtsamt. Die Stadt Kleve müsste Millionen investieren.

Kleves Konzept von der Stadt am Wasser steht auf der Kippe: der Traum von Opschlag, von der Marina am künftigen Hotel, von der Flaniermeile vor dem künftigen Neubau der Volksbank Kleverland am Kanal droht zu platzen, bevor er zu Ende geträumt ist. Und auch die von der Stadt so vehement geforderte Klappbrücke an der Hochschule braucht wohl nicht mehr hochgezogen zu werden, wenn die Schleuse in Brienen dicht gemacht wird. Das droht, denn das Urteil der Bundesanstalt Wasserbau in Karlsruhe macht kaum Mut.

"Keinen sehr guten Zustand" attestierte die Anstalt vor einigen Monaten der Schleuse Brienen. "Das Gutachten lässt die Richtung erahnen. Wahrscheinlich wird die aktuelle Prüfung aber noch schlechter ausfallen", vermutet Bernd Schönfelder, Pressesprecher des Wasser- und Schifffahrtsamts Duisburg-Rhein. Momentan geht das Amt, das dem Bund untersteht, davon aus, dass die Schleuse die Prüfung, die alle sechs Jahre durchgeführt wird, dieses Mal nicht mehr besteht. "Der bauliche Zustand ist einfach nicht mehr ausreichend. Es gibt Risse, Abrostungen, das Tor ist teilweise durchlässig geworden und es gab bereits Verschiebungen durch die Pfähle, auf die die Schleuse vor über 100 Jahren gebaut wurde und die mit der Zeit nachgegeben haben", sagt Schönfelder. Auch an den Toren, gebe es immer mehr Probleme. "Das bleibt nicht aus; die Tore sind Ende der 40er Jahre erbaut worden. Die maximale Lebensdauer ist mittlerweile erreicht", so der Ingenieur.

Wenn sich die Prognosen bewahrheiten, müsste die Schleuse in größerem Umfang saniert werden. "Wir sprechen dabei von Investitionen in Millionenhöhe, egal, ob die Brücke aufwendig instand gesetzt oder ganz neu gebaut würde", sagt Schönfelder. Auf mehr als drei Millionen Euro schätzt er die Kosten vom heutigen Wissensstand aus. Für eine derart hohe Investition würde der Bund jedoch kaum mehr einen Grund sehen. "Die Schleuse wird seit vielen Jahren nicht mehr für die Berufsschifffahrt genutzt. In ihrer Saison von Anfang April bis Ende Oktober ist sie lediglich für die Freizeitschifffahrt und ab und an einen Ausflugsdampfer geöffnet", sagt Schönfelder. Der Bund will sich voraussichtlich im April, wenn die Ergebnisse der Prüfung vorliegen, mit der Stadt und eventuell auch dem Kreis Kleve zusammen setzen, um die Kostenverteilung zu diskutieren. "Wir sind gesprächsbereit", sagt Bernd Schönfelder.

Im Rathaus zeigte man sich gestern erstaunt über die bedrohliche Situation der Schleuse Brienen. "Davon wissen wir nichts. Und bis uns schriftlich nichts vorliegt, werden wir zu dem Thema auch keine Stellung beziehen", sagte Bürgermeister Theo Brauer. Kreissprecher Eduard Großkämper hat bislang ebenfalls keine Informationen über den Zustand der Schleuse, will sich dem Thema aber nicht entziehen. "Obwohl zuerst die Stadt Kleve Ansprechpartner sein dürfte, stehen wir natürlich auch für Gespräche zur Verfügung", so Großkämper.

Die Schleuse Brienen gehört zur Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes und wird vom Außenbezirk Emmerich des Wasser- und Schifffahrtsamtes (WSA) Duisburg-Rhein betreut. Sie verbindet den Griethauser Altrhein mit dem Spoykanal in Höhe Brienen-Wardhausen und sorgt dafür, dass die Kreisstadt Kleve einen direkten Zugang zum Rhein hat.

Anfang März wird die Schleuse leer gepumpt und eingedämmt, so dass das Wasser- und Schifffahrtsamt sie unter die Lupe nehmen kann. "Eventuell müssen danach noch externe Gutachter eingesetzt werden. Erst dann wird ein Urteil gefällt", sagt Bernd Schönfelder. Fest stehe lediglich, dass die Schleuse auch nach dem 1. April vorläufig geschlossen bleibe. Der Rest sei ungewiss.

(RP/jul)
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