Kleve Tausende Marokkaner fliegen ab Weeze

Kleve · Am Airport Weeze kommen zu den bisherigen Zielen außerhalb des EU-Raums weitere exotische hinzu. Insbesondere Marokko ist stark vertreten – demnächst mit fünf Zielen. Adressaten sind in den Niederlanden lebende Nordafrikaner.

 Fes, Marrakesch und Agadir locken nicht nur Touristen. Auch hier lebende Ausländer nutzen die Verbindungen für Heimatflüge.

Fes, Marrakesch und Agadir locken nicht nur Touristen. Auch hier lebende Ausländer nutzen die Verbindungen für Heimatflüge.

Foto: gerhard Seybert

Am Airport Weeze kommen zu den bisherigen Zielen außerhalb des EU-Raums weitere exotische hinzu. Insbesondere Marokko ist stark vertreten — demnächst mit fünf Zielen. Adressaten sind in den Niederlanden lebende Nordafrikaner.

Exotische Basare, islamische Baukunst und eine Atmosphäre aus 1001 Nacht sind für zahlreiche Europäer Grund genug, nach Marokko zu reisen. Die meisten wählen Marrakesch, das bis heute so geheimnisvoll ist, wie es klingt. Der Flughafen Weeze aber bietet noch andere interessante Ziele in das Maghreb-Land: Neben Marrakesch, der Königsstadt Fes und Agadir an der südlichen Atlantikküste werden zum Sommerflugplan weitere Destinationen aufgenommen: Tanger im Norden am Mittelmeer und Oujda ganz im Osten. Dorthin verirrt sich kaum ein Tourist — die neuen Ziele richten sich eindeutig an den "ethnischen Reiseverkehr".

Holger Terhorst, der Marketingchef des Niederrhein-Airports, sagt: "Weeze ist der größte Marokko-Flughafen in ganz Nordrhein-Westfalen." Dreimal so viele Passagiere wie etwa ab Düsseldorf hoben 2011 nach Marokko ab. Und die Zahl wird noch deutlich steigen. "Es sind zu 60 bis 70 Prozent in den Niederlanden lebende Marokkaner, die von hier aus in ihre Heimat fliegen", erklärt Terhorst. Während am Niederrhein Nordafrikaner eher selten leben und arbeiten, stellen sie im Nachbarland einen erheblichen Prozentsatz der Migranten. "Weil der König persönlich den Tourismussektor stark unterstützt", weiß Terhorst. "Zwischen Marokko und Ryanair gibt es eine enge Zusammenarbeit", sagt Henrike Schmidt, Pressesprecherin der irischen Fluggesellschaft.

Das "Open Sky"-Abkommen ermöglicht es auch Airlines aus Drittländern, zum Beispiel von Deutschland aus nach Marokko und zurück zu fliegen. Während etwa in der Türkei aus Deutschland nur deutsche und türkische Gesellschaften willkommen sind — und damit eben nicht Ryanair. Die Bundespolizei ist am Airport Weeze mit 30 Beamten vertreten. Pressesprecher Uwe Esselborn von der Inspektion Kleve berichtet, dass im Zuge der vermehrten Grenzübertritte von Nicht-EU-Bürgern in Weeze eine zweite "Ausreisespur" eröffnet worden sei. Dort werden jedoch nicht nur Ausländer passrechtlich überprüft, sondern alle, die in die jeweilige Maschine einsteigen wollen. "In diesem Jahr hatten wir in Weeze 355 000 kontrollpflichtige Personen", sagt Esselborn.

Wobei nicht nur aus Marokko Nicht-EU-Bürger einreisen. "Viele Russen nutzen zum Beispiel Lappeenranta im Osten Finnlands oder das baltische Riga, demnächst sicher auch Vilnius, um nach Deutschland zu gelangen." Joe Sweetsir von "Serve2fly", in Weeze zuständig für die Abfertigung, kennt noch eine wachsende Gruppe von Nicht-Europäern: "Immer mehr Amerikaner nutzen das Drehkreuz London, um von dort aus Europa zu besuchen." Und bei den Marokko-Zielen stellt er fest, dass die "Flugzeuge fast immer voll" sind.

Besondere Sicherheitsprobleme sehen die Verantwortlichen durch die zunehmende Internationalität nicht. "Uns sind alle Gäste, die ab Weeze fliegen, gleich lieb", versichert Terhorst. Jeder müsse gültige Papiere haben, mancher eben zusätzlich ein Visum. "Wir haben da unsere festen Vorschriften und keinen Spielraum für Sonderbehandlungen", sagt Sweetsir. Ebenso unaufgeregt sieht das die Bundespolizei. Festnahmen gibt es gelegentlich bei Staatsbürgern aller Länder. Zum Beispiel, weil ein Haftbefehl wegen fehlender Unterhaltszahlungen oder Fahrens ohne Führerschein besteht. Ohne Pass kommt wohl niemand am Sicherheitspersonal vorbei. Höchstens könne es passieren, dass ein gefälschter Ausweis nicht erkannt wird. Und er in der Bordtoilette weggespült wird.

(RP/rl)
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