Kleve Vereinte Nationen testen ISAR

Kleve · Die Anforderungen der Vereinten Nationen an internationale Katastrophenschutzverbände sind hoch. Wer im Ernstfall Menschen retten will, muss seine besondere Kompetenz nachweisen. Test von ISAR am Airport Weeze.

KREIS KLEVE Das Phantasie-Land "Rhenania" wird von einem heftigen Erdbeben erschüttert. Die Wucht des Bebens hat Häuser einstürzen lassen, Menschen wurden verschüttet. Das Land benötigt internationale Hilfe - zum Beispiel von ISAR aus Deutschland. Die in Duisburg beheimateten Spezialisten für die Suche und Rettung verschütteter Menschen wird angefordert. Und macht sich mit zwei Hilfszügen, dem Management und ganz viel technischer Ausstattung auf den Weg. Wer in den Nachrichten nichts von einem aktuellen Beben gehört hat, muss sich nicht wundern: Bei der Übung gestern auf dem Flughafengelände in Weeze ging es um einen Einsatztest der Vereinten Nationen. Die Hilfsorganisation ISAR Deutschland wurde nach fünf Jahren re-zertifiziert. Simuliert wurde ein Erdbeben der Stärke 7,8. Häuser, die die Royal Air Force vor Jahren unbewohnt in Laarbruch hinterließ, sind zum Teil zusammengestürzt.

Dr. Daniela Lesmeister aus Kleve ist die Vorsitzende von ISAR. Viele ihrer Kollegen wohnen in der Region; also sahen sich die Übung Bürgermeister an aus Weeze ebenso wie aus Kleve oder Moers. Auch die Flughafen-Geschäftsführung ist vertreten. Sie sahen eine eingestürzte Doppelhaushälfte, in deren Trümmern Menschen vermutet wurden. Die feine Nase eines geschulten Hundes bestätigte den Verdacht: Sein Bellen zeigte einen lebenden Menschen unter den Steinbrocken an. Nachdem ein zweiter Hund die Sache bestätigt hatte, folgte die technische Ortung. "Schon die geringsten Geräusche können unsere Bodenhorchgeräte wahrnehmen", sagt Mark Rösen, Mitglied von ISAR und bei der Flughafenfeuerwehr in Weeze beschäftigt. "Wenn da noch Leben ist, stellt der Hund das fest", weiß Rösen. Hydraulische Geräte und Ballons helfen, die oft zentnerschweren Gesteinsbrocken zu bewegen. Bis die Retter, zu denen auch Notärzte gehören, zum Verschütteten vordringen und ihn in Sicherheit bringen können. "Dann kommen wir ins Spiel", sagt Tina Görtz. Die Gocher DLRG-Frau hat viel Übung darin, Menschen für möglichst realistische Szenerien zu schminken. Sie wird sich des "Verletzten" annehmen, bevor ihn der Arzt übernimmt. Ihre Gocher Kollegen mimen andere Verletzte. Wie die ISAR-Leute sind die DLRG-Mitglieder bei diesem Test 36 Stunden im Einsatz - nachts wird allenfalls geruht. Das, was die Zaungäste als Höhepunkte der Übung erleben, nämlich die Hunde und menschlichen Retter in den Trümmern, ist nur ein Teil dessen, was geleistet werden muss. "Wir haben", sagt Pressesprecher Stefan Heine und meint die Übung, "schon am Flughafen Personal abgesetzt und ein Verbindungsbüro aufgebaut." Die Regierung des Notstands-Landes und andere Dienste brauchen Ansprechpartner. Ein Basislager muss eingerichtet werden. Management ist wichtig. Es kommt auf jede Minute an, alle Handgriffe müssen sitzen. In diesem Fall gucken "nur" die Prüfer aus Großbritannien, Schweden, Österreich, Litauen, der Schweiz und der Türkei zu. Im Ernstfall geht's um Menschenleben.

(RP)
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