Kleve Von König Friedrich zu "Mom"

Kleve · Eine der schönsten und geschichtsträchtigen Kleves hat der Klever Unternehmer Bernd "Mom" Zevens gekauft. Auf einem Teil des 12 000 Quadratmeter großen Areals an der Nassauer Allee sollen Wohnungen entstehen.

Es ist einer jener Klever Orte, der wie kein zweiter Geschichte atmet: Haus Bellevue, Nassauer Allee 49. Preußens König Friedrich II. nächtigte hier in den Jahren 1755 und 1763. Die letzte Bewohnerin der Villa, Erika Hiby-Werth, Nachfahrin einer Düsseldorfer Fabrikantenfamilie, zeigte Mietern und Gästen gerne eine Bank im Garten und sagte: "Hier hat schon Voltaire gesessen."

Bald sitzt Bernd "Mom" Zevens dort — zumindest im übertragenen Sinne. Das Immobilienunternehmen des Klever Millionärs, die Zevens Grundbesitz GmbH, hat das 12 000 Quadratmeter große und bis zum Kermisdahl reichende Areal gekauft. Über den Preis kann nur spekuliert werden, vermutlich werden die drei Kinder der verstorbenen Erika Hiby-Werth, Wolf, Peter und Jan, eine Summe in der Preisklasse von knapp über einer Million Euro unter sich aufteilen können.

Unverbaubarer Blick

Der neue Besitzer hat große Pläne mit dem weiträumigen Gelände am Rande der Endmoräne, das einen unverbaubaren Blick über die rheinische Niederung bietet: Läuft alles glatt, werden auf dem Areal ab Mitte/Ende 2010 Wohnungen errichtet. "Wie viele das sein werden, steht noch nicht fest", sagt Jochen Koenen, Geschäftsführer von Zevens Grundbesitz.

Dass sich dort schon jetzt einiges tut, lässt sich nicht übersehen — an der Grenze des Grundstücks zur Nassauer Allee stehen Baustellenzäune der Firma Loock, derzeit werden die beiden Gebäude auf dem Gelände, unter anderem das eigentliche "Haus Bellevue", renoviert. Möglicherweise wird Koenen selbst die Villa einziehen: "Das weiß ich noch nicht."

4000 Quadratmeter des Geländes sind Wald, 4500 Quadratmeter sollen als Bauland deklariert werden — diese Nutzung muss allerdings noch vom Klever Stadtrat abgesegnet werden. "Wir werden unsere Pläne mit der Stadt abstimmen", so Jochen Koenen.

Auch Jürgen Rauer, der technische Beigeordnete der Stadt Kleve, kann nicht viel mehr zur Aufklärung über die Pläne beisteuern: "Der neue Eigentümer will die Konzepte mit uns abstimmen. Mehr kann ich noch nicht sagen", so Rauer zur Rheinischen Post. Üblicherweise kommt bei solchen Projekten die sogenannte Drittellösung zum Einsatz, nach der die Stadt dann ein Drittel des betreffenden Areals selbst vermarkten kann. So oder so, wer immer nach Fertigstellung der Gebäude dort einziehen wird, wohnt auf historischem Grund: 1752 kaufte Alexander Sweder van Spaen das damals Konradsburg genannte Anwesen.

Der Adlige hatte einen Sinn für die traumhafte Lage, ließ ein paar Eichen fällen sowie Laubengänge und einen Aussichtspavillon errichten — die Konradsburg wurde zur Bellevue ("schöne Aussicht"). Von Spaen hatte beste Kontakte zum Hochadel und beherbergte unter anderem Prinzessin Luise von Mecklenburg-Strelitz, die spätere Frau von Kaiser Friedrich-Wilhelm III.

Sie berichtete von ihrem ersten Besuch auf der Bellevue: "Als wir dort ankamen, war ich überrascht von der Eleganz, mit der die Zimmer der Frau van Spaen möbliert waren, das alles ist in einem ganz neuen Geschmack und äußerst heiter."

(RP)
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