Kleve Weg für den Wetterpropheten

Kleve · Wilhelm Jacob van Bebber beschäftigte sich mit Zugbahnen von Tiefdruckgebieten, die oft zu Wetterkatastrophen führen. Eine Studienstiftung macht jetzt auf den Meteorologen aus Grieth aufmerksam.

Kalkar-grieth Als Zauberei wurden seine Klimabeschreibungen früher betitelt. Doch spätestens seit dem Elbehochwasser im August 2002 sind die Zugbahnen von Tiefdruckgebieten wohl auch im breiten Volksmund ein Begriff. Damals setzte "Ilse" weite Landstriche in Tschechien, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Niedersachsen unter Wasser. Vb-Wetterlage nennt sich das Phänomen, bei dem ein Tief mit häufig starken Niederschlägen vom Mittelmeer über das östliche Mitteleuropa nach Nordosteuropa zieht.

Blutsverwandt

Und wer hat's erfunden? Wilhelm Jacob van Bebber, geboren am 10. Juli 1841 in Grieth. Zu seinem 100. Todestag (1. September 1909) wird am Donnerstag, 28. Mai, der Deichunterhaltungsweg nach dem bekannten Meteorologen benannt. Anschließend findet ein Gartenfest in der Griether Gaststätte "Zum Vatikan" statt – das Geburtshaus von Wilhelm Jacob van Bebber.

"Vor circa zwei Jahren machte uns die Bernhard van Hagen'schen Studienstiftung Kalkar auf Professor Dr. Wilhelm Jacob van Bebber aufmerksam. Sie regte an, eine Straße oder einen Weg nach dem namhaften Wetterpropheten zu benennen", berichtet Gerhard Fonck, Bürgermeister von Kalkar. Gesagt, getan: Die Anregung wurde von der Stadt und dem Rat mit Interesse aufgenommen und zügig realisiert.

Doch was hat die Studienstiftung eigentlich mit dem Meteorologen gemein? Die Bernhard van Hagen'schen Studienstifung Kalkar fördert nämlich seit 1617 Priesteramtskandidaten des Bistums Münster und gehört somit zu den ältesten Stiftungen am Niederrhein. Über die Aufnahme neuer Familienmitglieder beschließt die Familienversammlung. Voraussetzung dafür ist unter anderem die Blutsverwandtschaft mit dem Stifter. "Das gestaltet sich als schwierig, wenn einige Generationen überbrückt werden müssen. In diesem Zusammenhang konnte vor einigen Jahren bei der Neuaufnahme nachgewiesen werden, dass auch van Bebber ein Blutsverwandter des Stifters war", berichtet Paul Miesen, Mitglied der Stifterfamilie. Neues Mitglied wurde damals zum Beispiel Selma Foks. "Wenn das Wetter falsch vorhergesagt wurde, sagte meine Mutter immer: ,Onkel Jacob sollte das besser gewusst haben'", erinnert sich die Niederländerin.

Und noch mehr: Der Meteorologe bekam als 18 Jahre alter Tertianer am Gymnasium in Emmerich 100 Taler von der Studienstiftung zuerkannt. "Man wird wohl mit Fug und recht behaupten können, dass Wilhelm Jacob van Bebber ohne diese Intial-Förderung durch die Familienstiftung wohl kaum seine schulische Ausbildung und in Konsequenz seine später weltweit anerkannte Karierre hätte begründen können", sagt Wilfried van Haag, ebenfalls Mitglied der Bernhard van Hagen'schen Studienstiftung Kalkar.

(RP)
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