Moers Hand in Hand gegen Gewalt

Rund 600 Menschen kamen am Samstag, 28. Januar, in der Moerser City zusammen, um ein Zeichen gegen Rechtsextremismus zu setzen. Aufgerufen hatte ein Bündnis aus 85 Vereinen, Schulen, Gewerkschaften und Kirchen.

Moers: Fotos von der Menschenkette gegen Gewalt
25 Bilder

Moers: Fotos von der Menschenkette gegen Gewalt

25 Bilder

"Der Tod ist ein Meister aus Deutschland", zitiert Dechant Achim Klaschka den Dichter Paul Celan vor dem alten Landratsamt Moers einer andächtig lauschenden Menschenmasse. Sie alle gedenken der Opfer des Nationalsozialismus und des noch immer verbreiteten Rechtsextremismus. Sie wollen ein Zeichen setzen.

Unter dem Motto "Wir sind bunt, nicht braun" versammelten sich am Samstagvormittag rund 600 Moerser zu einer Menschenkette in der Innenstadt. Sie traten mit bunten Tüchern geschmückt dem "braunen Sumpf" des rechten Gedankenguts entgegen.

Anlässe gaben das Aufdecken des jahrelangen rechtsterroristischen Netzwerks in Deutschland, der damit verbundene Begriff der "Döner-Morde" sowie ein zunehmender Antisemitismus. "Immer noch werden Menschen stigmatisiert, kriminalisiert und diskriminiert — es reicht!", empörte sich Mitorganisatorin Sandra Schilling-Punge. In der Menschenkette sieht sie eine Möglichkeit, sich aktiv zu engagieren und das Bündnis für Toleranz und Zivilcourage zu unterstützen, welches sich aus diesem Anlass aus 85 Vereinen, Schulen und Gewerkschaften vereinigte.

Zeichen der Verbundenheit

Auch die beiden Moerser Kirchengemeinden signalisierten unüberhörbar ihre Solidarität und läuteten den Beginn der Bürgeraktion feierlich ein. Ganze fünf Minuten setzte die geschlossene Kette ein Zeichen der Verbundenheit; Hand in Hand reihten sich die Bürger aller Altersklassen von dem Widerstandsmahnmal am Kastellplatz durch die Fußgängerzone bis zum Synagogenbogen in der Altstadt.

Besonders über das zahlreiche Erscheinen von Kindern und Jugendlichen freute sich Bundestagsabgeordneter Siegmund Ehrmann (SPD) in seiner abschließenden Rede auf dem Altmarkt. "Die Werte von Freiheit, Demokratie, Toleranz und Gerechtigkeit fallen nicht wie Manna vom Himmel; jede Generation muss sich die Schätze neu erarbeiten", rief er zum ständigen Auseinandersetzen mit den Konsequenzen von Intoleranz und Hass auf.

Da man aus der Geschichte nur lernen könne, wenn diese auch vermittelt würde, sprach Ehrmann sich trotz der "bedrückenden Finanzlage" für die Errichtung eines Informationszentrums für regional-nationalsozialistische Geschichte im alten Landratsamt aus.

Für Hajo Schneider war die bunte Menschenkette ein ermutigendes Zeichen für das friedliche Zusammenleben in Moers. "Jedoch dürfen wir uns nicht nur heute und hier gegen diskriminierende Gedanken und Gewalt einsetzen. Auch im Beruf, in der Nachbarschaft oder an der Theke dürfen wir unsere Augen nicht verschließen."

(jul)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort