Neukirchen-Vluyn "Neuer Standort ist ideal"

Neukirchen-Vluyn · am montag mit Lutz Reimann, Leiter der Feuerwehr Neukirchen-Vluyn, über den Beschluss zum Bau des Gerätehauses an der Tersteegenstraße, Reaktionen von Bürgern, Anwohnern und Wehrleuten dazu.

Knapper ging es nicht: Mit der Einstimmen-Mehrheit von Bürgermeister Harald Lenßen hat der Rat Neukirchen-Vluyn den Beschluss zum Bau von Baubetriebshof und Feuerwehrgerätehaus für den Löschzug Vluyn am Kombistandort Tersteegenstraße gefasst. Im Gespräch mit RP-Redakteur Ulrich Joppich nimmt Lutz Reimann, Leiter der Feuerwehr, Stellung zu Fragen rund um diesen Ratsbeschluss.

Herr Reimann, sind Sie jetzt froh darüber, dass endlich Klarheit herrscht?

Lutz Reimann Schon vor Jahren sind wir zu der Idee eines Kombistandortes gefragt worden. Damals haben wir gesagt, dass es rein sachlich keine Argumente gegen eine solche Lösung gibt, die übrigens in vielen anderen Kommunen genauso aussieht. Ich habe mich in der Vergangenheit immer nur zum Standort für das neue Feuerwehrgerätehaus geäußert. Der Standort an der Tersteegenstraße ist eindeutig der richtige. Es ist ein idealer Standort. Wir sind dort in Hinsicht auf mögliche Einsatzorte und Hilfsfristen sehr gut aufgestellt.

Politik und Verwaltung wollen die ursprüngliche Planung noch abspecken, zum Beispiel auf einen Übungsturm verzichten. Was sagen Sie dazu?

Reimann Wir sind in konstruktiven Gesprächen mit der Verwaltung. Dabei habe ich die Notwendigkeit eines Übungsturms dargestellt. Wir hatten früher einen solchen Turm am Gerätehaus in Niep, das aber inzwischen abgerissen worden ist. Der Entschluss, einen neuen Übungsturm am neuen Standort für den Löschzug Vluyn zu errichten, besteht seit langem. Dort werden dann unter anderem das Anleitern mit der Drehleiter und die Höhenrettung trainiert. Die Drehleiter können wir für eine solche Übung nicht in eine andere Stadt fahren, deshalb können wir am neuen Standort nicht auf einen Übungsturm verzichten.

Stichwort Drehleiter: Kritiker haben behauptet, wenn die einzige Drehleiter der Feuerwehr am neuen Standort Tersteegenstraße stationiert würde, könnte man mit diesem Fahrzeug von dort aus nicht schnell genug alle Einsatzorte in der Stadt erreichen.

Reimann Dies ist der Punkt, an dem wir uns in unserem Engagement mit Füßen getreten fühlen. Zwei Tage vor der Veröffentlichung dieser Bedenken in der Rheinischen Post haben wir dargestellt, wie die unterschiedlichen Fristen in den Gutachten zustande gekommen sind. Danach ist ganz klar, dass die Drehleiter alle möglichen Einsatzorte fristgerecht erreichen kann. Das wird durch die Gutachten und durch reale Einsätze belegt. Weil die Drehleiter nur mit drei Leuten besetzt wird, rückt sie sehr schnell als erstes Fahrzeug zu Einsätzen außerhalb des Ortsteiles Vluyn aus. Die durchschnittliche Ausrückzeit liegt bei drei Minuten.

Jetzt werden Baubetriebshof und Feuerwehrgerätehaus an einem gemeinsamen Standort gebaut. Welche Synergieeffekte gibt es mit der Feuerwehr?

Reimann Es gibt verschiedene Dinge, wo wir bei Einsätzen Hilfe vom Baubetriebshof brauchen – zum Beispiel, wenn aufgrund von Glätte Split an der Einsatzstelle gestreut werden muss, bei der Beseitigung von Ölspuren und bei Sturmschäden, wenn an mehreren Orten Motorsägen gebraucht werden oder Absperrmaßnahmen erforderlich sind. Es kommt auch vor, dass die Feuerwehr verseuchte Öl-Bindemittel zur Entsorgung beim Baubetriebshof abliefert. Da haben wir künftig kurze Wege. Den großen Innenhof des Betriebshofs können wir für unsere Übungen nutzen und sind dann nicht so nah am Wohngebiet.

Wohngebiet ist das nächste Stichwort: Anwohner befürchten, dass an- und ausrückende Feuerwehrkräfte Lärm verursachen.

Reimann Die Alarmparkplätze sind zwar hinter dem Gerätehaus geplant und liegen dann zum Wohngebiet hin. Durch Begrünung soll dort aber eine Pufferzone geschaffen werden. Klar, dass bei einem großen Einsatz schon mal zwei Dutzend Fahrzeuge am Gerätehaus geparkt werden und beim Einsatz das Martinshorn eingeschaltet wird. Das müssen die Anwohner dann hinnehmen. Es geht dabei schließlich um die Rettung von Menschenleben. Der Fahrer des jeweiligen Einsatzfahrzeugs entscheidet, ob das Martinshorn eingeschaltet wird. Er muss Mannschaft und Fahrzeug sicher zum Einsatzort bringen.

Wie sah die Reaktion der Bürger auf die Kritik der Anwohner aus?

Reimann Wir sind oft aus der Bevölkerung angesprochen worden. Die Menschen hatten kein Verständnis dafür, dass wir in die Diskussion um den Baubetriebshof hineingezogen wurden und auch noch den für die Bürger von Neukirchen-Vluyn optimalen Standort verteidigen mussten. Ich muss aber erwähnen, dass ich nach dem Ratsbeschluss von Marco Peter als Sprecher der Bürgerinitiative kontaktiert worden bin. Seine Absicht war, dass er mit der Feuerwehr in guter Nachbarschaft leben will. Das empfinde ich als sehr gute Geste. Ich werde mich mit Peter zu einem Gespräch treffen.

Wie war die Reaktion der Wehrleute auf den Ratsbeschluss?

Reimann Uns geht es besonders um die Zeitschiene. Wenn der Beschluss jetzt so nicht gekommen wäre, hätten wir mindestens ein Jahr verloren. Wir hatten alle Angst, dass die Entscheidung wieder auf die lange Bank geschoben würde. Das konnte man den Feuerwehrleuten nicht mehr zumuten – zumal sie sich seit Jahren ruhig und besonnen verhalten haben im Vertrauen auf die Feuerwehr- und Löschzug-Leitung.

Was geschieht mit dem Grundstück des jetzigen Gerätehauses in Vluyn?

Reimann Das Grundstück gehört der Stadt. Was genau damit passieren soll, ist mir nicht bekannt.

Wo muss im Feuerwehrbereich noch investiert, saniert oder gebaut werden?

Reimann Wir haben den Brandschutzbedarfsplan. Danach steht der Neubau des Gerätehauses Vluyn oben auf der Liste. Es gibt im Baubereich einen Erweiterungsbedarf beim Löschzug Neukirchen, und im Anschaffungsbereich stehen ein Führungsfahrzeug und ein Logistikfahrzeug auf dem Plan.

(RP)
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