Moers Rechte blamieren sich in Moers

Moers · Nur eine Handvoll Demonstranten konnte die rechtsgerichtete Bewegung "Pro NRW" gestern in Moers mobiliseren. Dem Aufruf zu einer Gegenkundgebung folgten dagegen rund 600 Menschen.

 Lars Seidensticker am Mikro von Pro NRW führte die Demonstranten gestern an.

Lars Seidensticker am Mikro von Pro NRW führte die Demonstranten gestern an.

Foto: Dieker, Klaus

Als die Mitglieder von "Pro NRW" sich gestern aus Hochstraß verabschiedeten, nahmen sie die Erkenntnis mit: In Moers sind sie nicht gern gesehen. Kaum hatte die als rechtsextrem geltende Bewegung mit ihrer Kundgebung begonnen, als eine Menschenmenge auf der anderen Straßenseite mit einem lauten Pfeif- und Buhkonzert reagierte.

 Etwa 600 Gegendemonstranten kamen bei herrlichem Sonnenschein vor die Kocatepe-Moschee an der Römerstraße. Die Stimmung blieb friedlich. Mehr

Etwa 600 Gegendemonstranten kamen bei herrlichem Sonnenschein vor die Kocatepe-Moschee an der Römerstraße. Die Stimmung blieb friedlich. Mehr

Foto: Klaus Dieker

Die Veranstalter der Gegendemonstration, das Moerser Bündnis für Toleranz und Zivilcourage, schätzte die Zahl der Teilnehmer auf rund 600 Personen. Menschen verschiedenster Herkunft skandierten Rufe wie "Nazis raus" und "Haut ab".

Pro NRW hatte für Aufsehen mit einem Flugzeug gesorgt, das über der Kocatepe-Moschee seine Runden drehte und ein Banner mit einem Slogan flattern ließ (den freilich in der Höhe kaum jemand entziffern konnte).

Auf dem Boden wirkte der Auftritt der Bewegung deutlich weniger eindrucksvoll: Eine Handvoll Demonstranten, kaum mehr als zehn Personen. Viele bemerkten diese erst, als gegen 14.10 Uhr der Lautsprecher eingeschaltet wurde.

Die Pro-NRW-Ansprachen waren aber nur mit Mühe vernehmbar. Nur ab und zu waren Aussagen wie "Wir sind die Sarrazin-Partei!" oder "Vive Le Pen!" klar verständlich — und sorgten für neue Pfeifkonzerte. Angesichts des Gegenlärms lagen bei Pro-NRW-Redner Jörg Uckermann und seinen Mitstreitern mit der Zeit hörbar die Nerven blank. Als der Protest gegen eine Stadiontrompete fruchtlos blieb, tönte es verärgert: "Die Polizei hat kapituliert!"

Obwohl die rechten Demonstranten unter anderem Schilder mit der Zeichnung einer durchgestrichenen Moschee reckten, ließen sich die Muslime unter den Gegendemonstranten nicht provozieren. "Es gab keine ernsthaften Vorfälle", zog Jürgen Müller, Sprecher der Kreis Weseler Polizei am späten Nachmittag Bilanz. Über die Zahl des Polizeiaufgebotes könne er keine genauen Angaben machen, so Müller, doch seien außer Einsatzkräften aus dem Kreis Wesel auch Beamte benachbarter Bezirke vor Ort gewesen.

Gegen 15.30 Uhr löste sich die Menge der Gegendemonstranten allmählich auf, viele Menschen gingen zur Kocatepe-Moschee zurück, wo bei Volksfestatmosphäre Tee und Kaffee serviert wurden. Das Gebäude war mit Luftballons geschmückt.

"Moers ist bunt"

Hajo Schneider, Organisator des Moerser Bündnisses, erklärte: "Wir haben gezeigt, dass Moers bunt ist. Unsere Kundgebung war erfolgreich." Ramis Savun, Vorsteher der Kocatepe-Moschee, meinte im Hinblick auf das Banner-Flugzeug. "Diese Leute haben vielleicht viel Geld. Aber wir haben hier viele Freunde." Zu den Teilnehmern der Gegenkundgebung gehörten unter anderem der Moerser Bürgermeister Norbert Ballhaus, SPD-Bundestagsabgeordneter Siegmund Ehrmann und die Landtagskandidaten.

(RP/rl)
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