Moers "Rücktritt des Papstes nicht überraschend"

Moers · Monika Pankoke-Schenk gehört zu den treuesten Kritikerinnen von Papst Benedikt XVI.. Jahrzehntelang stritt die Moerserin als Vertreterin des Sozialdiensts katholischer Frauen mit Ratzinger um die Schwangeren-Konfliktberatung.

 Monika Pankoke-Schenk überreicht Papst Benedikt in Rom eine rote Rose.

Monika Pankoke-Schenk überreicht Papst Benedikt in Rom eine rote Rose.

Foto: L'Osservatore Romano

Monika Pankoke-Schenk hat sich noch einmal den Silvesterorden ans Revers geheftet. Die Moerser Theologin und Soziologin war 1993 die erste Frau, die diese päpstliche Auszeichnung erhielt. Damals hieß der Papst noch Johannes Paul II., und Joseph Ratzinger war Präfekt der Glaubenskongregation. Kurz nach 12 Uhr hat die 72-Jährige die Nachricht von der Ankündigung des Rücktritts des Papstes gehört. "Ich habe damit gerechnet", sagt Pankoke-Schenk. In jüngster Zeit sei sie aus Kreisen der deutschen Katholikenschaft gebeten worden, dem Papst diesen Schritt nahezulegen. Geschrieben hat sie ihm dann doch nicht. Aber sie findet die Entscheidung Benedikts richtig: "Er kann der Kirche mehr geben, wenn er sich jetzt zurückzieht."

Nur wenige Frauen innerhalb der deutschen Katholikenschaft stehen dem Papst so nahe wie die ehemalige Generalsekretärin des päpstlichen Hilfswerks "Missio". Unzählige Laienämter hat Pankoke-Schenk schon ausgeübt. Sie war Präsidentin der Edith-Stein-Gesellschaft, des Päpstlichen Missionswerks und Generalsekretärin des Sozialdiensts katholischer Frauen. In dieser Eigenschaft reiste sie jährlich nach Rom, um dort über die Schwangerenkonfliktberatung Rapport zu erstatten. Ihr wichtigster Gesprächspartner auf vatikanischer Seite war Joseph Ratinger. "Ich habe niemanden gekannt, der die Materie damals besser kannte und subtiler bewertete als er", erinnert sich die Moerserin an die Streitgespräche mit dem Kardinal, die sie auch noch fortgesetzt habe, als sie ihm 2006 wiederbegegnete.

Da war Ratzinger bereits Papst. Wie auch in den Jahren zuvor sei man sich einig darin gewesen, dass ein Schwangerschaftsabbruch keine Lösung sei, erinnert sich Pankoke-Schenk. Aber wie soll die Kirche den Frauen gegenübertreten? "Der Papst hat meine Haltung respektiert. Er wisse, dass im Leben bestimmte Dinge nicht zu lösen seien", berichtet die Schwafheimerin. Auf ihrem Tisch im Wohnzimmer liegt der dritte Band von Ratzingers "Jesus". Für sie eine "gute Weihnachtslektüre. Ratzinger ist ja ein hervorragender Schreiber". Mit dem ersten Band habe sie sich noch schwer getan, der zweite aber sei "theologisch sehr innovativ" gewesen. Als Wissenschaftler und Mensch, daran lässt die 72-Jährige keinen Zweifel, schätze sie Ratzinger außerordentlich. Das Pontifikat Benedikts XVI. kommt bei ihr dagegen nicht so gut weg. "Dass ihm als einem Mann aus dem Lande der Reformation zur Ökumene so gar nichts eingefallen ist, finde ich bedauerlich", sagt Pankoke-Schenk. Auch die "Anbiederung des Papstes an die Piusbrüder" findet sie ebenso kritikwürdig, wie Äußerungen Benedikts, die den Schluss nahelegten, als stelle der Papst das Lehramt der Kirche über die Heilige Schrift. Aber alles in allem überwiegt die Wehmut, wenn sie an den bevorstehenden Rücktritt des Papstes denkt.

Im vergangenen Jahr ist sie dem Heiligen Vater noch einmal in Rom begegnet. Sie hat ihm eine rote Rose überreicht "als Zeichen der Treue zum Amt des Nachfolgers auf dem Stuhl Petri" und — "trotz allem" — als Zeichen der "jahrelangen Verbundenheit mit Joseph Ratzinger". Ein Foto, das bei dieser Gelegenheit gemacht wurde, zeigt, wie der Papst ihr gerührt beide Hände drückt. Die Szene war offenbar so emotionsgeladen, dass ein Protokollbeamter des Vatikans mit einem leisen "Basta, signora!" eingeschritten sei.

Pankoke-Schenk vermutet, dass Ratzinger nun nach Regensburg zu seinem Bruder zurückkehren werde. Über den neuen Papst macht sie sich noch keine Gedanken: "Es wird jedenfalls niemand mehr sein, der mich mit ,Grüß Gott, Frau Pankoke' begrüßt."

(RP/ac)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort