Moers Stinko-Ginkgos dürfen bleiben

Moers · Nicht nur Duisburg hat ein Geruchsproblem mit weiblichen Ginkgo-Bäume. Auch am Kastell stehen die Bäume mit den stinkenden Früchten. Während die Bäume in Homberg weg sollen, reicht es in Moers aus, die Blüten zu pflücken.

Es war Anfang der 1980er Jahre. Da beschloss man in Moers, Ginkgos für den Kastellplatz zu kaufen. Aber Vorsicht. Die weiblichen Exemplare dieser Pflanze stinken, wenn sie älter werden. Das wusste man damals bereits im Moerser Rathaus. "Also wurden junge männliche Ginkgos geordert und gepflanzt", teilt das Presseamt mit. Dann, viele Jahre später, die ehemals zarten Pflänzchen waren zu echten Kerlen herangewachsen, die Ernüchterung: Gärtner stellten fest, dass die Kastell-Ginkgos doch weiblich sind. Und das ist ein Problem.

Duft wie von faulen Eiern

Denn weibliche Ginkgos stinken — stinken in Wohnzimmerfenster hinein, stinken in geparkten Autos, stinken auf ganzen Straßenzügen. In den Ginkgo-Früchten entsteht im Reifeprozess Buttersäure, die hartnäckig auf Bürgersteigplatten, an Schuhen, auf Autolack klebt. Ein winterlich-kahler Ginkgo-Baum ist harmlos. Im Sommer wird er zur Augenweide. Im Herbst wird's kritisch, denn dann fallen die Früchte. Der Duft erinnert an faule Eier. Deshalb werden nur männliche Ginkgos als Straßenbäume gepflanzt. Erwischt man doch weibliche Exemplare, wie etwa in Duisburg geschehen, dauert es 15 bis 20 Jahre, bis sie zum ersten Mal Früchte tragen und ihre Natur enthüllen. Wurden damals beim Pflanzen auch in Moers weibliche mit männlichen Jungpflanzen verwechselt? Nein, vermutlich nicht, heißt es aus dem Presseamt. Experten vermuten, dass zur besonderen Natur der Ginkgos auch deren Fähigkeit gehört, das Geschlecht wechseln zu können. Die Kastell-Bäume sind also — ohne dass es ein Mensch mitbekam — irgendwann still und heimlich weiblich geworden.

In Duisburg sollen die Bäume jetzt durch männliche Exemplare ersetzt werden, für 750 Euro pro Baum. Das sei immer noch billiger, als die Straßen von übelriechenden Ginkgo-Früchten zu reinigen, argumentiert die Verwaltung.

Die Grafenstadt hingegen greift schon seit Jahren zu einer Alternativmaßnahme, die es überflüssig macht, den gesamten Baumbestand auszutauschen: Wenn die Ginkgos im September blühen, dann kommen die Mitarbeiter der Städtischen Betriebe Moers (Sbm) mit dem Hubwagen. Sie pflücken die Blüten ab und entsorgen sie. Damit ist das Stinkproblem weitestgehend gelöst.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort