Neukirchen-Vluyn Tagsüber Pflege, abends zu Hause

Neukirchen-Vluyn · Der Senioren-Park "Carpe Diem" bietet seit 2010 Tagespflege an. Ein Angebot, das noch immer zu wenig bekannt ist, so die Leitung. Die Einrichtung hat zum Ziel, die pflegenden Angehörigen für mehrere Stunden zu entlasten.

 Den Besuchern der Tagespflege im Senioren-Park werden viele Angebote gemacht – zum Beispiel gymnastische Übungen. Die Gäste haben einen strukturierten Tagesablauf.

Den Besuchern der Tagespflege im Senioren-Park werden viele Angebote gemacht – zum Beispiel gymnastische Übungen. Die Gäste haben einen strukturierten Tagesablauf.

Foto: Klaus Dieker

Die Sonne scheint, im Garten blüht der Storchschnabel und jetzt gibt es Kaffee und Kuchen. Sieben ältere Herrschaften sitzen um den Tisch und plaudern. Manche sind hochbetagt, andere noch recht rüstig. Was wie ein normales Kaffeekränzchen wirkt, ist tatsächlich Teil der Tagespflege im Seniorenheim "Carpe diem" in Neukirchen-Vluyn. Katja Günther ist die Leiterin der Tagespflege in dieser Einrichtung. "Viele Menschen können sich unter dem Begriff nichts vorstellen.

Oder sie glauben, es handle sich um ein sehr kostspieliges Angebot." Tagespflege bedeutet, dass die alten Damen und Herren von dem Fahrdienst der Einrichtung oder einem eigenen Fahrdienst daheim abgeholt und auch wieder nach Haus gebracht werden. Manche sind ein- oder zwei Mal pro Woche da, andere an jedem Werktag. "Manche unserer Gäste werden von Angehörigen gepflegt." Durch die Tagespflege können die Verwandten an einem oder mehreren Tagen in der Woche entlastet werden und sind nicht ans Haus gebunden — eine Alternative, von der viele Betroffene nichts wissen.

Andere wiederum leben von der Gesellschaft isoliert, weil sie allein sind und auf Grund zunehmender Unselbstständigkeit in verschiedenen Lebensbereichen nicht in der Lage sind zwischenmenschliche Kontakte zu pflegen, sich sinnvoll zu beschäftigen. Deshalb möchte die Abteilung am 11. August von 12 bis 16 Uhr ein Sommerfest mit einem Tag der offenen Tür veranstalten, um ihr Angebot bekannter zu machen. Denn die Kapazitäten der 2010 eröffneten Tagespflege ist noch immer nicht ausgeschöpft. Üblicherweise sind acht bis zehn Gäste am Tag da. Es könnten aber bis zu zwölf betreut werden.

Die Abteilung ist zurzeit von 9 bis 16 Uhr geöffnet. "Unsere Gäste haben hier einen strukturierten Tagesablauf", berichtet Günther. "Es beginnt mit einem gemeinsamen Frühstück. Dann werden Bewegungsübungen angeboten. Wer Ruhe benötigt, kann sich zurückziehen, wann immer er es möchte.

Es gibt aber auch andere Beschäftigungsmöglichkeiten, zum Beispiel Lektüre oder Gesellschaftsspiele. Auch Spaziergänge und Ausflüge stehen regelmäßig auf dem Programm. "Wir arbeiten biographisch, das heißt, im Vordergrund steht die Persönlichkeit des Gastes mit seinen Prägungen, seine Gewohnheiten und Bedürfnisse wie zum Beispiel die ehemaligen beruflichen Fähigkeiten und Hobbys der Gäste", erzählt Günther. Eine Dame spiele zum Beispiel Klavier. Und so werde auch gern mal gesungen und getanzt. "Es ist möglich, die Tagespflege durch die Krankenkassen finanzieren zu lassen", sagt Pflegerin Patricia Porada. Wie viel übernommen wird, hängt von der jeweiligen Pflegestufe und dem Betreuungsgeld ab. Dass dies möglich sei, habe sich allerdings noch immer nicht herumgesprochen. Die Tagespflege biete zudem die Chance, den endgültigen Umzug in ein Seniorenheim hinauszuzögern.

Die Gäste jedenfalls sind guter Dinge. "Es gefällt mir hier sehr", sagt die 88-jährige Ursula Sikosek aus Neukirchen-Vluyn. "Ich bin zwei Mal in der Woche hier." Andere loben die abwechslungsreichen Angebote und das Essen. Ältestes Mitglied der Runde ist mit 92 Jahren Gertrud Sievers aus Schaephuysen. Auch sie sagt: "Ich bin gern hier."

(RP/rl)
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