Fußball Seit 40 Jahren als Fußball-Schiedsrichter unterwegs

Moers · Am 21. Dezember 1972 hat Wichert seine Prüfung zum Unparteiischen abgelegt und seitdem fast 2000 Spiele gepfiffen.

 Seit 40 Jahren ist Hans-Dieter Wichert auf den Plätzen des Fußballkreises Moers als Schiedsrichter im Einsatz. Mittlerweile ist er auch Vorsitzender des Kreisverbandes und pfeift nur noch in der Kreisliga B.

Seit 40 Jahren ist Hans-Dieter Wichert auf den Plätzen des Fußballkreises Moers als Schiedsrichter im Einsatz. Mittlerweile ist er auch Vorsitzender des Kreisverbandes und pfeift nur noch in der Kreisliga B.

Foto: K. Dieker

Heute ist es genau 40 Jahre her, da wurde Hans-Dieter Wichert geprüft. Der heute 76-Jährige hatte seinerzeit keine Mühe, die Prüfung zu bestehen. Fortan war Wichert Fußball-Schiedsrichter und ist es neben seinen weiteren Ehrenämtern rund um das Leder bis heute geblieben. Schon in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts herrschte auf den Plätzen am Niederrhein großer Schiedsrichtermangel.

Zehn Mark musste man damals pro Spiel und Mannschaft zahlen, wenn nicht genügend Unparteiische im Verein zur Verfügung stand. Wichert wurde von seinen Mitspielern beim TuS Baerl gedrängt, es auch zu machen. Heimlich, still und leise meldete er sich zum Schiedsrichter-Lehrgang an.

Selbst Ehefrau Gerda bekam von der neuen Leidenschaft ihres Ehemanns nichts mit. "Wir waren damals jung verheiratet, da wollte man auch mal die Zweisamkeit genießen", entschuldigt sich Wichert für seinen Alleingang. Beim Schiedsrichter-Lehrgang machte Wichert Bekanntschaft mit dem verstorbenen Lehrwart Hermann Strohscheidt (SV Orsoy).

"Von dem habe ich eine Menge gelernt", so Wichert. Noch lange nach der bestandenen Prüfung verband die beiden eine enge Freundschaft. Fein säuberlich hat Wichert alle seine Einsätze dokumentiert. Sie ruhen als wahrer Schatz im Keller des Heims in Baerl. Aber an das erste Spiel unter seiner Leitung kann sich Wichert noch gut erinnern, ohne ins Archiv zu steigen. "Es war ein Bezirksligaspiel in Kaldenkirchen, da musste ich einspringen", blickt der jetzige Vorsitzende des Fußballkreises Moers zurück. An die 2000 Spiele hat Wichert an und wieder abgepfiffen.

Manchmal wurde es etwas später, weil sich die beteiligten Teams nicht an die vorgegebenen Regeln von Wichert hielten. So auch in den späten 70er Jahren, als Wichert mit der Leitung des Landesligaspiels zwischen einem Vorläuferverein des jetzigen 1. FC Kleve und dem Weseler SV betreut wurde. "Kleve schoss früh ein Tor, was ich nicht anerkannt habe. Heute wäre es bei der geänderten Regel um die passive Abseitsstellung sicherlich grenzwertig, damals aber nicht", so Wichert. Für die Klever Anhänger war das Maß voll, als Wesel durch ein Klever Eigentor mit 1:0 gewann. "Da habe ich zwei Stunden in der Bude gesessen, und draußen haben die Klever Sportfreunde auf mich gewartet", erinnert sich Wichert noch gut an die Ereignisse in der Schwanenstadt.

Aber es gibt auch schöne Erinnerungen aus der Zeit als Schiedsrichter. Im Rahmen einer Jugendbegegnung im italienischen n Rimini pfiff Wichert das Mailänder Derby zwischen dem AC und Inter. "Es war waren zwar nur zwei Nachwuchsteams, aber es war gleich Feuer unter dem Dach", sagt Wichert. Und in einem alten Zeitungsausschnitt wurde Wicherts Leistung gewürdigt. "Der Schiedsrichter war der beste Akteur auf dem Platz, von den Spielern der beiden beteiligten Mannschaften konnte man die nicht sagen", hieß es im Artikel über das Ortsderby zwischen dem TSV Weeze und dem KSV Kevelaer, dem seinerzeit 1200 Zuschauer beiwohnten. Heute pfeift Wichert nur noch in der Kreisliga B. "Die sportliche Prüfung, um A-Liga-Begegnungen zu leiten, war für mich ohne Training nicht zu schaffen", sagt Wichert. "Leidenschaft, Einsatz und ohne Vorurteile in Spiele gehen, an denen Teams mit Migrationshintergrund beteiligt sind", gibt Wichert seinen jüngeren Kollegen mit auf den Weg. Damit ist der Schiedsrichter-Senior nie schlecht gefahren.

(js)
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