Rheinberg "Es geht uns was an!"

Rheinberg · In Rheinberg und Alpen fanden Gedenkstunden zur mahnenden Erinnerung an die Ereignisse in der Reichspogromnacht vor 73 Jahren statt. In Alpen war die Diskussion um die "Stolpersteine" ein Thema.

Deutlich mehr Menschen als in den Vorjahren — rund 150 Frauen, Männer und erfreulich viele Jugendliche — verfolgten gestern Abend an der Burgstraße in Alpen die Gedenkstunde zur mahnenden Erinnerung an die Reichspogromnacht vor 73 Jahren. Treffpunkt war jene Stelle, an der in jener Nacht im November 1938 auch die Alpener Synagoge in Flammen stand, Juden verhaftet und deportiert wurden.

Dass das Interesse so groß war, lag sicher auch an der ökumenischen Initiative, sich auch in Alpen der Aktion "Stolpersteine" anzuschließen. Bürgermeister Thomas Ahls sagte gestern in seiner Ansprache, der Rat werde in seiner nächsten Sitzung beschließen, die Genehmigung dazu auszusprechen.

Der ehemalige Presbyter Dr. Joachim Daebel erinnerte daran, wie Juden bis Anfang der dreißiger Jahre in Alpen lebten — "nicht zu unterscheiden von anderen Alpenern". Acht der ehemaligen Mitbürger waren z.B. Könige oder Königinnen im Junggesellenschützenverein.

Keine Juden mehr in Alpen

Pfarrerin Heike Becks sagte in ihrer Einführung, heute denke man beim Wort "Juden" an Israelis; 1938 seien einem deutsche Staatsbürger in den Sinn gekommen. "Heute gibt es keine Juden mehr in Alpen", so die Pfarrerin. Der neue katholische Pfarrer Dietmar Heshe betete mit den Anwesenden und riet dazu, keine Zweifel aufkommen zu lassen, wenn es um das Erinnern geht. "Es geht uns was an!", so der Pfarrer. Musikalisch untermalt wurde die Feierstunde vom Posaunenchor.

In der Rheinberger St.-Peter-Kirche versammelten sich gestern Abend über 40 Rheinberger und damit doppelt so viele wie 2010, um der Opfer des Nazi-Terrors zu gedenken. Erfreulich stark vertreten war mit einer Gruppe der KJG St. Peter die jüngere Generation. Pfarrer Udo Otten und Pastoralreferent Georg Welp gestalteten den ökumenischen Gottesdienst zum Gedenken an die Reichspogromnacht.

Gemeinsam ging man danach zu dem Haus an der Gelderstraße, in dem heute die Postagentur untergebracht ist und wo sich früher die Synagoge befand. "Bis 1938 lebten hier Juden. Beteten sie, lobten Gott. Lasen die Tora", erinnerte Otten: "1938 brannte dann diese Synagoge und ging später in fremde Hände", wie eine kleine Gedenktafel an der Fassade schildert. Die Erinnerung an das Schreckliche, was Menschen anderen Menschen angetan haben, möge "die Kraft geben, alles dagegen zu tun, dass wieder braunes Gedankengut in die Köpfe der Menschen kommt".

(RP)
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