Rheinberg Gäste schimpfen weiter über das Rauchverbot

Rheinberg · Drei Monate nach Einführung des Verbots beklagt der Hotel- und Gaststättenverband ein Kneipensterben. Wirte blicken mit Sorgen auf die kalte Jahreszeit, wenn das Rauchen vor der Tür unangenehm wird.

 Vergangene Zeiten: In Gaststätten darf seit 100 Tagen nicht mehr geraucht werden.

Vergangene Zeiten: In Gaststätten darf seit 100 Tagen nicht mehr geraucht werden.

Foto: kdi (archiv)

Seit genau 100 Tagen gilt der strengere Nichtraucherschutz — und es ist ruhig geworden um die neuen Regeln. Nicht etwa, weil alles eitel Sonnenschein wäre: "Das Kneipensterben hat begonnen", heißt es beim Hotel- und Gaststättenverband. Im Bereich Nordrhein hätten im ersten Halbjahr 297 Betriebe dichtgemacht. Der Bierabsatz sei allein im Juni um 10,5 Prozent gesunken, ermittelten die Landesstatistiker.

Auf konkrete Zahlen mochten sich die Gastronomen in Alpen und Rheinberg nicht festlegen, die die Rheinische Post gestern nach der Entwicklung vor Ort befragte. Tendenziell bestätigen sie allerdings die Aussagen des Dachverbandes.

Wobei Rheinbergs Gastwirte im Stadtpatron und "Wettermacher" Petrus einen Verbündeten fanden: "Durch das schöne Wetter ist die Entwicklung relativiert worden", beschreibt Martina Conrad ("Punto"): Wer in der Gaststätte nicht mehr rauchen durfte, konnte sich im Außenbereich genau so wohl fühlen und blieb gerne. Conrad: "Als es im Mai bei schlechtem Wetter losging, war das schon viel schlechter" — wegen des strikten Rauchverbotes blieben Gäste entweder weg oder gingen früher als sonst nach Hause. "Die Leute schimpfen nach wie vor", berichtet Martina Conrad — "nicht auf uns, denn sie wissen, dass wir als Wirte nichts dafür können und uns fügen müssen, sondern auf die Politik, die das entschieden hat." Regeln, die zumindest dem "Punto" an der Gelderstraße keinen einzigen Nichtraucher als neuen Stammkunden beschert hätten.

Wolfgang Gödeke ("Burgschänke", Alpen) brachte der strengere Nichtraucherschutz ein ganz neues Problem: In dem Restaurantbetrieb galt auch schon früher Rauchverbot, im Flur war eine kleine Raucherecke eingerichtet. Die darf nach den neuen Regeln nun allerdings auch nicht mehr genutzt werden, so dass Raucher nun vor die Türe müssen. Das bietet natürlich vor allem am späteren Abend Konfliktpotenzial mit der Nachbarschaft.

Wolfgang Gödeke teilt die Sorgen von Berufskollegen vor einem vor einem harten Herbst und einem schweren Winter: Wenn das Wetter so schlecht wird, dass kein Raucher mehr vor die Türe geht, könnte das arg auf die Gästezahlen und damit auf den Umsatz durchschlagen.

So sieht das auch Ralf Piotrowski ("Pio's", Rheinberg). In seinem Ein-Raum-Betrieb galt auch schon nach der alten Regel nicht das "Eckkneipen-Privileg": Es durfte nicht geraucht werden, weil Speisen serviert wurden. Die Alternative für Raucher liegt zurzeit an der Kamper Straße. Piotrowski: "Wir haben dort Stühle und Tische aufgestellt, und drei Schirme als Sonnenschutz." Dort könnten die Gäste sich aufhalten und auch ihre Zigarette genießen — "warten wir ab, wie es bei schlechtem Wetter wird."

(RP)
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