Rheinberg Soda im Grundwasser unter Solvay

Rheinberg · Alarm hatte kürzlich der VSR-Gewässerschutz geschlagen: In verschieden Brunnen des Rheinberger Stadtteils Ossenberg seien sehr hohe Chloridgehalte von über 500 Milligramm pro Liter festgestellt worden.

Der Spitzenwert der letztjährigen Untersuchung habe bei 860 Milligramm Chlorid pro Liter gelegen, "die Pflanzen in unserer Region benötigen zum Wachsen jedoch Süßwasser mit weniger als 200 Milligramm Chlorid pro Liter", so der VSR.

"Pflanzen könnten sterben"

Bei höheren Chloridwerten könne es zu starken Schädigungen bei verschiedenen Pflanzen kommen. Zu salzhaltiges Grundwasser könne die Wurzeln und den Wassertransport in der Pflanze schädigen. Die Blätter verfärbten sich vom Rande her bräunlich und das Gewächs könne so stark geschädigt werden, dass sie absterbe. Das Gleiche könne passieren, wenn man im Garten mit versalztem Wasser gieße.

Ohne namentliche Nennung des VSR teilte Solvay nun gestern Nachmittag mit, bei Recherchen zu einem im vergangenen Jahr gewonnenen Grundwasserbefund in Ossenberg habe das Unternehmen Ende Januar im Rheinberger Werk erhöhte Konzentrationen von Soda und Ammonium-Verbindungen im Grundwasser gefunden. Solvay habe letzte Woche die zuständigen Behörden, die Bezirksregierung Düsseldorf und den Kreis Wesel informiert.

Das untersuchte Grundwasser war aus einer Tiefe von 20 Metern unterhalb der Soda-Fabrik entnommen worden. Um Ausmaß und mögliche Ursachen zu untersuchen, habe Solvay verschiedene Maßnahmen eingeleitet. Ein unabhängiges Geotechnisches Fachbüro untersuche die Geologie des Untergrunds, um weitere Erkenntnisse über die mögliche Ausbreitung zu bekommen.

Als mögliche Eintragquelle war eine defekte Abwasserleitung in der Soda-Fabrik gefunden und unverzüglich außer Betrieb genommen worden. Um mögliche Auswirkungen auf das Grundwasser des angrenzenden Stadtteils Rheinberg-Ossenberg zu klären, bietet die Linksniederrheinische Entwässerungsgenossenschaft (LINEG) ab dem 29. Februar Grundwasseranalysen für Ossenberger Anwohner an. Solvay übernimmt die dabei anfallenden Kosten.

"Bei Solvay melden"

Um Termine zur Probennahme zu vereinbaren, bittet die LINEG darum, dass Ossenberger mit privaten Brauchwasserbrunnen ihre Kontaktdaten möglichst bis Dienstag, 28. Februar, am Solvay-Nachbarschaftstelefon hinterlassen. Unter 02843 733000 stehen dort Ansprechpartner werktags von 9 bis 16 Uhr zur Verfügung.

Der Kreis Wesel empfiehlt Anwohnern in Ossenberg vorsorglich, von der Nutzung des Grundwassers als Brauchwasser zur Gartenbewässerung sowie zur Befüllung von Schwimmbecken abzusehen, bis belastbare Erkenntnisse über die Konzentrationen der Fremdstoffe im Grundwasser vorliegen.

Eine erste Bewertung der Untersuchungsergebnisse durch die zuständige Bezirksregierung Düsseldorf sowie weitere Details sind nicht vor Ende März zu erwarten.

(RP/rl)
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