Rheinberg Unterbezirk Wesel feiert 150 Jahre SPD

Rheinberg · Beim Festakt am Freitagabend ließ das Ensemble der Burghofbühne Dinslaken in Rheinberg große Sozialdemokraten wieder auferstehen. Festredner Dr. Jürgen Schmude beschrieb seinen Weg zur und in der Partei.

 Mitglieder der Burghofbühne brachten Freitagabend wichtige Politiker der Sozialdemokratie auf die Bühne: von links Cara Christine Schmidt als Clara Zetkin, Daniel Nese (Ferdinand Lasalle) und Stefan Ey (Otto Wels).

Mitglieder der Burghofbühne brachten Freitagabend wichtige Politiker der Sozialdemokratie auf die Bühne: von links Cara Christine Schmidt als Clara Zetkin, Daniel Nese (Ferdinand Lasalle) und Stefan Ey (Otto Wels).

Foto: Armin Fischer

Das waren sie also: Ferdinand Lasalle, August Bebel, Clara Zetkin und Otto Wels — ganz Große aus den frühen Jahren der deutschen Sozialdemokratie. Kämpferisch, programmatisch unbeirrt, wenn auch in ihren Worten nach heutigen Maßstäben wohl ein wenig langatmig standen sie in einer Zeitreise durch 150 Jahre SPD auf der Bühne. Freitagabend, als der Unterbezirk Wesel zur offiziellen kreisweiten Geburtstagsfeier ins Festzelt nach Rheinberg-Alpsray eingeladen hatte.

Was Ensemblemitglieder der Burghofbühne Dinslaken in Stehrock und Gehrock zitiert hätten, was "die gute alte Tante SPD" zu sagen hatte — das gelte "auch für uns heute", betonte Staatssekretär Hans-Ulrich Krüger als Unterbezirksvorsitzender und schlug die Brücke zur aktuellen Politik: "So lange die Durchschnittsrente von Frauen unter 500 Euro liegt, so lange Frauen weniger Lohn bekommen für gleiche Arbeit, so lange die große Mehrheit der Studenten aus akademisch geprägten Elternhäusern stamme — so lange sei der Einsatz der Partei der Chancengleichheit aktueller und wichtiger denn je. Krüger: "Davon wollen und werden wir die Menschen, die jetzt noch unentschieden sind, bis zur Bundestagswahl im September überzeugen." Seinen ganz persönlichen Weg zur und in der deutschen Sozialdemokratie schilderte Dr. Jürgen Schmude der Festversammlung: Vom Eintritt in die Partei 1957, als der SPD noch offene Feindseligkeit entgegengeschlagen sei: "Es war damals nicht so wie heute, dass man sich sachlich auseinandersetzt." Schmude schilderte, wie er als junger Mann mit seinem Ortsverein so gar nicht zusammenzufinden drohte, fast schon die Partei verlassen hätte — bis ein kluger Ratgeber den richtigen Weg gewiesen habe: Dass sich ohne Bereitschaft, mitzuarbeiten und Funktionen zu übernehmen sein Verdruss nicht legen werde. Der Ratgeber war Johannes Rau. Einer der vielen prominenten Sozialdemokraten, mit denen Schmude in den folgenden Jahrzehnten zusammenarbeitete. Im Bundestag, als Minister in der Regierung Helmut Schmidt. Die Politik machten und dabei auch Geschichte schrieben, wie der Festredner den Gästen der SPD-Geburtstagsfeier aus eigenem Erleben schildern konnte.

Eine der wichtigsten Erfahrungen, die Dr. Schmude den heutigen Akteuren weitergab, war eine Lehre aus der Zeit nach der so erfolgreichen "Willi-Wahl" 1972: "Da hat ein gewisser Genosse Übermut Einzug gehalten." Davor müsse man sich heute hüten — auch wenn der Übermut mit einem grünen Hut daher komme aus der Partei der gut situierten Akademiker. Die Grundlinie der Sozialdemokratie bleibe unverändert: soziale Gerechtigkeit und Friedenspolitik.

(RP/ac)
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