Hamminkeln Adebars Drillinge tragen nun Ring

Hamminkeln · Gestern wurden die drei Jungstörche in der Dingdener Heide beringt. Kritische Phase ist fast vorbei.

Hamminkeln: Adebars Drillinge tragen nun Ring
Foto: Hans Glader

Meister Adebar spreizt seine beachtlichen Flügel und segelt davon. Das feuerrote Gefährt der Hamminkelner Arbeitsbühnenvermietung Mölls-Hüfing, das im grünen Vorgarten seines Horsts in der Dingdener Heide parkt, hat ihn in die Flucht geschlagen. Argwöhnisch beobachtet er aus einiger Entfernung, wie sein rund fünf Wochen alter Nachwuchs im sechs Meter hohen Nest beringt wird. Wie berichtet hatte das Storchenpaar Vierlinge zur Welt gebracht, ein Jungtier hat es nicht geschafft.

Michael Jöbges vom Landesumweltamt beringt junge Störche.

Michael Jöbges vom Landesumweltamt beringt junge Störche.

Foto: rp-foto. bosm

Als die Hebebühne wieder zu Boden gleitet, hat Michael Jöbges, Koordinator des Weißstorchprojekts beim Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv), die erhofften Neuigkeiten im Gepäck: "Es sieht gut aus da oben."

Der Fachmann mit Beringungserlaubnis hat gestern den Vögeln, wie schon den jungen Störchen vor zwei Jahren, "Schmuck" angelegt. Auch Hans Glader von der Biologischen Station sieht die kritische Phase für die Zöglinge fast überstanden: "In etwa zwei Wochen, wenn die Federn da sind, kann ihnen das nasskalte Wetter nichts mehr anhaben." Dem ist im vorigen Jahr der vierfache Nachwuchs zum Opfer gefallen.

Mit vor Ort war auch Lanuv-Präsident Dr. Heinrich Bottermann. "Ich wohne in Brünen. Das Schauspiel vor meiner Haustür wollte ich mir nicht entgehen lassen", sagt er. Richtig froh sei er über die Erfolge bei der Wiederansiedlung des Segensbringers und die gute Kooperation mit den Landwirten der Region. "Die Dingdener Heide ist ein absolutes Vorzeigeprojekt", so Bottermann. Michael Jöbges, der von Berufs wegen alle Horste in NRW kennt, bläst ins gleiche Horn, wenn er die üppigen Grünflächen als "schönsten Brutplatz" bezeichnet.

DEW 8X214, DEW 8X215, DEW 8X216 — diese einmaligen Kennungen sind in die schwarzen Kunststoffringe am Bein der rund 30 Zentimeter großen Vögel eingraviert. Damit können Herkunft und Vita der Weißstörche zurückverfolgt werden. DE steht für Deutschland, W für Wilhelmshaven, Standort der zentralen Vogelwarte, und die Nummer für das jeweilige Tier.

Ob Männlein oder Weiblein im Nest sitzen, konnte noch nicht bestimmt werden. Langsam ändert sich der Speiseplan für die kleinen Langbeine. Wurden bisher schnabelgerechte Insekten serviert, transportieren die Storcheneltern nun auch Mäuse und Maulwürfe in den Horst. Das Fahrzeug von Senior-Chef Heinz Mölls-Hüfing hat zwar Allradantrieb und kann so auch auf feuchtem und tiefem Boden rangieren, der Nachwuchs in Bislich muss wegen des Hochwassers trotzdem noch auf seine Ringe warten. Ende Juni soll die Aktion dort über die Arbeitsbühne gehen.

Der Storch als "absolute Galionsfigur des Naturschutzes", so Jöbges, sei am Niederrhein weiter auf dem Vormarsch. Allein im Kreis Wesel brüten zurzeit zehn Storchenpaare.

(niel)
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