Wesel Auskieser Hülskens baut massiv Stellen ab

Wesel · Keine Abgrabungen: Traditionsunternehmen kündigt erstmals betriebsbedingt. Bis zu 70 Beschäftigte sind betroffen.

 Auskieser Hülskens – hier die Abgrabung Pettenkaul bei Ginderich – gehört zu den wirtschaftlichen Aushängeschildern Wesels und der Region. Fehlende Genehmigungen machen der Firma nun das Leben schwer.

Auskieser Hülskens – hier die Abgrabung Pettenkaul bei Ginderich – gehört zu den wirtschaftlichen Aushängeschildern Wesels und der Region. Fehlende Genehmigungen machen der Firma nun das Leben schwer.

Foto: ekkehart malz

Was die Kiesindustrie im Ringen um neue Abgrabungsgenehmigungen seit Jahren ins Feld geführt hat, wird jetzt Realität. Weil keine neuen Flächen genehmigt werden und etliche Kieswerke ohne Anschlussprojekte auslaufen, kommt es im Weseler Traditionsunternehmen Hülskens erstmals zu betriebsbedingten Kündigungen.

Dies teilte die Geschäftsführung am Freitag in einer Betriebsversammlung mit. Bis 2016 sollen bis zu 70 Beschäftigte ihre Stellen verlieren, bis zu 55 davon bereits im ersten Quartal 2014.

Wie Jörg Hüting, Mitglied der Geschäftsführung, gestern im RP-Gespräch sagte, beginnen jetzt Gespräche mit dem DGB und Verdi über einen Sozialplan. "Wir wollen das anständig abwickeln. Die Mitarbeiter können nichts für die Situation", sagte Hüting und nannte als Hauptgrund, dass es nicht mehr genügend Betätigungsfelder gibt. Besonders tragisch sei, dass wohl die Jüngeren gehen müssten, die Hülskens selbst ausgebildet und als Nachwuchs vorgesehen hatte.

Betroffen ist im Unternehmen allein die Sparte Kies und Sand, die in Spitzenzeiten gut 300 Mitarbeiter zählte und nun auf weniger als 200 schrumpft. Ausgelaufen seien die Arbeiten zum Beispiel im Lippe-Mündungsraum, in Voerde (Büssum) und Haffen-Mehr (Reckerfeld). Die Abgrabung Pettenkaul in Wesel-Ginderich läuft noch bis 2015, das dortige Kieswerk kann bis 2017 noch Material aus Menzelen und Xanten aufarbeiten.

Laut Jörg Hüting ist die Produktionsmenge in den letzten fünf Jahren um 30 Prozent zurückgegangen. Absatzschwankungen habe es immer gegeben, aber nun fehlten die Alternativen für endende Genehmigungen. "Wir sind da auf Land, Bezirksregierung und RVR angewiesen, der aber erst 2016/17 den neuen Regionalplan anpacken will. Das ist für unsere Mitarbeiter deutlich zu spät."

Auf dem Tiefpunkt ist die Stimmung in der Belegschaft. "Wir sind immer noch geschockt", sagte Betriebsratsvorsitzender Hans-Josef Hickl, der selbst 38 Jahre dabei ist. Dass der Verkauf in die Niederlande eingebrochen sei, wisse man natürlich, aber überrascht hätten besonders die betriebsbedingten Kündigungen. Denn bislang, so Hickl weiter, habe es geheißen, dass die bereits umgesetzten Sparmaßnahmen (Einstellungsstopp, Vorruhestand etc.) ausreichen würden, um die Lage zu stabilisieren.

"Ich habe das so und in diesem Maße bei Hülskens noch nicht erlebt", sagte Betriebsrat Hickl, der die Entscheidung zum massiven Stellenabbau für nicht richtig hält: "Ich denke, dass wir die Tonnage von 2013 im kommenden Jahr mit verringertem Personal nicht schaffen können."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort