Hamminkeln Betuwe – fast alle reden über Lärmschutz

Hamminkeln · Der geplante Lärmschutz an der Betuwe in Mehrhoog teilt das Dorf: Die einen fürchten gewaltige Mauerwerke, die anderen sehen sich außerhalb der Ortslage schutzlos dem Krach der rollenden Güterzüge ausgeliefert.

 Für die einen Fluch, für die anderen ein Segen: Für die Anwohner im Dorf ist die Vorstellung der Bahn, die Züge meterhoch abzuschirmen, ein Schrecken. Streckenanlieger im Außenbereich wären froh über Lärmschutzwände.

Für die einen Fluch, für die anderen ein Segen: Für die Anwohner im Dorf ist die Vorstellung der Bahn, die Züge meterhoch abzuschirmen, ein Schrecken. Streckenanlieger im Außenbereich wären froh über Lärmschutzwände.

Foto: Archiv

Seit dem 11. März liegen die Pläne für den Ausbau der Betuwe für den Planfeststellungsabschnitt 2.3 (Mehrhoog) im Rathaus aus. Mehr als 200 Bürger haben sich inzwischen im Ratssaal durch die 18 dicken Aktenordner gearbeitet, um zu sehen, ob und wie die Pläne der Bahn sie betreffen. Top-Andrang war drei Tage nach Start der Offenlage der Pläne. Täglich sind's weiter ein gutes Dutzend, die kommen. Der Strom reißt nicht ab. Mittwoch nächster Woche werden die Ordner wieder verpackt. Dann tickt die Uhr.

 Patrick Ketelaer sieht die Wohnqualität in der Siedlung Zum Schnellenhof bedroht.

Patrick Ketelaer sieht die Wohnqualität in der Siedlung Zum Schnellenhof bedroht.

Foto: malz

Bis Mittwoch, 24. April, Punkt Mitternacht, haben Bürger noch Zeit ihre Bedenken, Sorgen und Forderungen im offiziellen Verfahren vorzutragen. Danach geht nichts mehr. Endgültig. Der Antrag des SPD-Ortsvereins Mehrhoog auf Fristverlängerung dürfte über den Status eines politischen Signals kaum hinauskommen.

Um noch einmal deutlich zu machen, worauf es ankommt, haben die Ratsfraktionen für Montag, 8. April, 19.30 Uhr, zum Info-Abend in den Saal Pollmann geladen. Betroffene sollen aufgeklärt werden, wie sie im laufenden Genehmigungsverfahren ihre Rechte so vortragen, dass sie gehört werden. Auf dem Podium sitzt neben Bürgermeister Holger Schlierf und Technik-Vorstand Thomas Dreier auch Dr. Bruno Ketteler, als ehemaliger Reeser Bürgermeister bestens mit der Betuwe vertraut. Der Jurist berät die Stadt im Verfahren als "unabhängiger Anwalt". Den Abend moderiert Hans-Georg Haupt, Ex-Cheftechniker im Rathaus und ausgewiesener Bahn-Kenner.

Den Abend wollen viele abwarten, ehe sie ihre Stellungnahme verfassen und abgeben. "Die meisten Betroffenen, die ins Rathaus kommen, sind bereits durch Internetrecherche recht gut informiert und haben sich ihre Betroffenheit hier noch mal im Detail angeschaut", sagt Manfred Boshuven, Planer im Rathaus.

Das zentrale Thema sei Lärmschutz. Und da seien die Betroffenheiten durchaus gegensätzlich. In Dorflage fürchten sich viele an der Strecke, dass sie aus ihren Fenstern künftig unmittelbar vor vier Meter hohe Lärmschutzwände gucken. Und im Außenbereich, wo keine Lärmanlagen geplant sind, gucken Anlieger bildlich in die Röhre und sehen sich rund um die Uhr dem Lärmterror schutzlos ausgeliefert.

Patrick Ketelaers wendet sich mit seinem Anliegen an die Stadt. Er bewohnt ein Häuschen in der Neubausiedlung Am Schnellen Hof, unweit der Bahnlinie. Da der Bebauungsplan hier Misch- statt reines Wohngebiet ausweise, müssten er und seine Nachbarn höhere Schallschutzwerte schlucken. Er kann nicht einsehen warum. Denn außer Wohnen sei hier nichts. Daran ändere auch der neue Kindergarten nichts, der hier gebaut wird.

Stadtplaner Boshuven hält die Ausweisung als Mischgebiet weiter für unabdingbar, um den Dorfplatz als Veranstaltungsort nicht zu beschränken und auch den Reiterhof in seinem Betrieb nicht zu stören. Unabhängig von der unterschiedlichen Betrachtungsweise, so Boshoven, käme für die Häuslebauer im Windschatten der Bahnlinie eine Planänderung viel zu spät. "Planfeststellung ist jetzt, und so eine Änderung dauert", so Boshuven.

Das wird Patrick Ketelaer und seine Nachbarn kaum trösten. Sie müssen schließlich durch die geplante Unterführung über die neue Trasse der Bahnhofstraße zusätzlich mit Straßenlärm rechnen. Außerdem droht weiteres Ungemach für die abgeschiedene Ruhe durch eine neue Zuwegung zur Brücke über die Schiene am Frietenweg.

(RP/EW)
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