Hamminkeln Bundeswehr-Familien in Nöten

Hamminkeln · Auch die Bundeswehr muss familienfreundlicher werden. So lautet die Forderung der Konferenz der katholischen Soldaten im Klausenhof in Dingden. Militärbischof Overbeck: "Auf reale Nöte reagieren."

 Exponierte Stimmen der Katholiken in der Bundeswehr (v.l.): Oberstleutnant Thomas Aßmuth, Militärbischof Franz-Josef Overbeck und Oberstleutnant Rüdiger Attermeyer fordern "Umdenken" in der Personalführung der Truppe.

Exponierte Stimmen der Katholiken in der Bundeswehr (v.l.): Oberstleutnant Thomas Aßmuth, Militärbischof Franz-Josef Overbeck und Oberstleutnant Rüdiger Attermeyer fordern "Umdenken" in der Personalführung der Truppe.

Foto: Bosmann

Für die Bundeswehr gelte, was in jeder Konzernzentrale mit Blick auf Zukunft heutzutage mitgedacht werden muss: die Vereinbarkeit von Beruf und Familie für die Beschäftigten. "Wie familienfreundlich muss die Bundeswehr sein?" heißt die Frage in dieser Woche bei der Bundeskonferenz der Gemeinschaft Katholischer Soldaten und der Vollversammlung des Katholikenrates beim Militärbischof. Die beiden Laienorganisationen tagen noch bis Freitag in der Akademie Klausenhof in Dingden unter dem Leitmotiv aus dem Papier "Gaudium et Spes" des Zweiten Vatikanums: "Die Zeichen der Zeit deuten – und handeln".

Militärbischof Franz-Josef Overbeck skizzierte die gesellschaftliche Ausgangslage, indem er feststellte, dass man sich "vom bürgerlichen Familienideal verabschieden" müsse. Kirche müsse sich verändern und auf die realen Nöte der Menschen reagieren. Das führe beispielsweise dazu, dass er sich als Ruhrbischopf dafür einsetze, Übernachtungsmöglichkeiten in Kindergärten zu schaffen.

Auch die Bundeswehr müsse mit Blick auf die Familien ihrer Soldaten aus "alten Denkschemata aussteigen und ganz neu denken", forderte Oberstleutnant Rüdiger Attermeyer, Bundesvorsitzender der Gemeinschaft Katholischer Soldaten. Als Vater von vier Kindern weiß er sehr genau, dass sich unter den bestehenden Rahmenbedingungen Wehrdienst und Familie "oft sehr schwer synchronisieren lassen". Es sei eine große Herausforderung, wenn bei Versetzungen die Familie immer wieder aus ihrem Umfeld gerissen werde. Seine Familie habe das acht Mal meistern müssen.

Attermeyer bekannte, dass sich der Blick gewandelt habe, seit Frauen der Weg in die Truppe offen stehe. Es gebe inzwischen Konzeptionen, Dienst und Zuhause besser unter einen Hut bringen, wie den "Allgemeinen Umdruck 1/500" von 2010, sagte Thomas Asmuth, Vorsitzender des Katholikenrates: "Doch die vielen guten Ansätze sind noch nicht in den Köpfen der Vorgesetzten angekommen." Familiäre Belange würden noch viel zu häufig als "Störfaktoren" wahrgenommen.

Bischof Overbeck sprach davon, dass die Sorge der Kirche in ganz besondere Weise den Familien und Partnern der Soldaten gelte, die durch Auslandseinsätze oft monatelang getrennt seien. Durch Erfahrungen in Afghanistan würden sich häufig Persönlichkeiten von Soldaten verändern, "während sich zu Hause die Welt weiterdreht". Das stelle Beziehungen auf eine harte Probe und führe nicht selten zum Scheitern. Darüber dürfe Seelsorge nicht lamentieren, sondern müsse angemessene Hilfestellung anbieten. Das geschehe bereits auf verschiedenen Ebenen. Overbeck kündigte an, dass im Zuge der Bundeswehrreform die Zahl der Seelsorger von 90 auf 75 reduziert werde.

(RP)
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