Hamminkeln CDU schließt Frieden mit Gesamtschule

Hamminkeln · Die CDU erkennt das Elternvotum für die Gesamtschule als Richtschnur für die Schulentwicklung an und stellt sich demonstrativ an die Seite von Bürgermeister Holger Schlierf.

 Echte Freunde stehen zusammen: CDU-Fraktionschef Norbert Neß (l.) begrüßte den parteilosen Bürgermeister Holger Schlierf "in seiner politischen Heimat" – beiden scheint an neuer Nähe sehr gelegen zu sein.

Echte Freunde stehen zusammen: CDU-Fraktionschef Norbert Neß (l.) begrüßte den parteilosen Bürgermeister Holger Schlierf "in seiner politischen Heimat" – beiden scheint an neuer Nähe sehr gelegen zu sein.

Foto: Bosmann/Malz

Die CDU erkennt das Elternvotum für die Gesamtschule als Richtschnur für die Schulentwicklung an und stellt sich demonstrativ an die Seite von Bürgermeister Holger Schlierf.

Hamminkeln: CDU schließt Frieden mit Gesamtschule
Foto: Malz, Ekkehart

Ihr Lieblingskind ist die Gesamtschule nicht. Doch nach dem unzweideutigen Elternvotum hat die CDU ihren Frieden mit der neuen Schulform gemacht und will den eingeschlagenen Weg nun ohne Wenn und Aber mitgehen. Das hat Parteichef Norbert Neß zu Beginn der Mitgliederversammlung angekündigt.

Damit zieht nach der klaren Entscheidung der Grundschuleltern auch die Politik in der Schulfrage wieder an einem Strang. Das erleichtert die Arbeit von Bürgermeister Holger Schlierf. Er steuerte zuletzt auf Gegenkurs zur Mehrheitsfraktion, die sich bis zuletzt nicht auf seinen Vorschlag Gesamtschule einlassen wollte. Nun beteuerten sich Neß und Schlierf gegenseitig ihre — neu gewonnene — Nähe.

Parteichef Neß begrüßte Schlierf "in seiner politischen Heimat bei seinen politischen Freunden", ehe der Häuptling das schulpolitische Kriegsbeil begrub: "Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache." Dass die sich nicht gegen die CDU richten, versteht sich für einen Vollblutpolitiker von selbst. "Der Elternwille war immer unser Maßstab", bekräftigte Neß, der den Vorwurf, die CDU habe sich nicht positioniert — den im übrigen auch Schlierf später noch einmal betonte—, ins Reich der "Legenden" verwies.

Der Parteichef holte nun, nachdem sich die Wogen geglättet haben, auch die Schulexperten Dieter Genterzewsky und Werner Opalka, ausdrücklich zurück ins Boot. Sie waren weit vor der Partei auf Friedenskurs eingeschwenkt und hatten sich damit nicht nur Freunde gemacht. "Eure Hilfe wird gebraucht", rief Neß ihnen zu.

Damit keine Selbstzweifel aufkommen: Die CDU sei immer dann stark, wenn sie alte politische Zöpfe abschneide wie beim Atomausstieg, der Wehrpflicht und nun in der Schulfrage. Er warnte aber vor einem "kollektiven Rausch" der Gesamtschulfraktion. Die CDU werde den Aufbau der neuen Schule mit "nüchterner Sachlichkeit" begleiten und sehr darauf achten, dass der Dreiklang "Qualität, Leistung und Bildung" nicht gestört werde. "Wir werden das Beste daraus machen", versprach der Parteivorsitzende.

Bürgermeister Holger Schlierf hatte als Gast der CDU zwei Botschaften im Gepäck. Der Parteilose wollte den "Eindruck" gerade rücken, zwischen ihm und der Partei, die ihn stets gestützt habe, tue sich jetzt "ein tiefer Graben" auf. Und er bemühte sich, die politischen Reihen zu schließen. Er teile die Qualitätsanforderungen der CDU ausdrücklich, betonte Schlierf und bekräftigte, dass es "mit zwei Stimmen Mehrheit im Rat" kaum möglich sei, etwas Gutes hinzukriegen. "Die gewaltige Aufgabe gelingt nur der CDU." Ansonsten hielt Schlierf sein hinlänglich vorgetragenes Plädoyer für den eingeschlagenen Weg, der letztlich eben alternativlos sei.

Wirklich neu ist die Aussage, dass die Gesamtschule vor den Toren der Stadt längst angekommen ist. Schlierf berichtet, dass 40 Anfragen von Eltern aus Nachbargemeinden vorlägen, die ihr Kind fürs nächste Schuljahr an der neuen Schule anmelden wollen — fast zwei Klassen. Schlierf rechnete hoch, dass er einen achtzügigen Start beantragen könne. "Das wird die Bezirksregierung nicht genehmigen." So scheint klar: Es wird wohl eher zu viele als zu wenige Gesamtschüler geben.

(RP/rl)
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