Kreis Wesel Droht Castor-Fahrt durch Wesel?

Kreis Wesel · Wer von Jülich nach Ahaus will, muss über den Rhein. Eine Option für Atommüll-Transporte ist die Rheinbrücke in Wesel. Das sorgt im Kreis für helle Aufregung. Doch die kleine B 58-Lippebrücke ist für Schwertransporte tabu.

Angekettet gegen den Castor-Transport
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Die Nachricht vom geplanten Atommüll-Transport über Landstraßen von Jülich nach Ahaus hat gestern den Niederrhein elektrisiert. Wer nach der kürzesten Strecke sucht, findet schnell die Weseler Rheinbrücke als Option für die Flussquerung heraus.

Das Horrorszenario, das ab 2012 Realität sein könnte, sieht so aus: Castoren rollen über die Bundesstraße 58 von Issum kommend in das Weseler Kreisgebiet, umrunden Alpen, durchqueren Büderich und kommen über die Rheinbrücke mitten in die Stadt. Über den Ring würde der Atommüll zur Theodor-Heuss-Brücke und zur Bundesstraße 70 gelangen. Weiter ginge die Fahrt durch Obrighoven-Lackhausen nach Brünen und weiter über Borken zum Ziel Ahaus.

Westkamp: "Nicht auf die Straße"

"Die Castor-Fracht ist gefährlich und gehört grundsätzlich nicht auf die Straße. Schon gar nicht über eine längere Strecke", sagte Bürgermeisterin Ulrike Westkamp. Wesel würde sich wehren, falls es so weit komme. Erst gehe es aber um neue Informationen. Westkamp: "Die Autobahn durchs Ruhrgebiet und die A 31 kommen eher infrage."

Wesels SPD-Fraktionschef Ludger Hovest sieht das Land gefordert: Jülich sei baulich aufzurüsten, damit der Atommüll nicht transportiert werden muss. 150 Fuhren über die Brücke und durch Wesel seien "unmöglich". Mit Transporten würden Millionen verschwendet, die Polizei belastet und womöglich Menschen gefährdet.

Straßen halten Transport aus

Hamminkelns Bürgermeister Holger Schlierf hat gestern aus der RP erfahren, dass der Castor durch seine Stadt fahren soll. "Mit uns hat noch niemand gesprochen, es liegt im Rathaus auch nichts vor", sagte Schlierf. Erschreckt habe ihn die Nachricht nicht. "Irgendwie müssen die radioaktiven Abfälle ja von A nach B befördert werden", sagte der Bürgermeister in einer ersten Einschätzung. Ihm sei vor allem daran gelegen, dass Castoren "möglichst zügig und reibungslos durchkommen und nicht auf der Straße stecken bleiben". Er halte nichts davon, nach dem St. Florians-Prinzip einen anderen Streckenverlauf zu fordern. "Auch anderswo leben Menschen", so Schlierf. Vielleicht gelinge es ja, mit den Umweltorganisationen ein verträgliches Übereinkommen zu treffen.

Was die avisierten Wege angeht, so macht sich der Landesbetrieb Straßen wenig Sorgen. "Das macht den Straßen nix", sagt Sprecher Bernd Löchter. Anders sieht es mit Brücken aus. Die kleine B 58-Brücke über die Lippe ist jedenfalls für 40-Tonner tabu (siehe Info).

(RP/rl)
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