Wesel Endspurt an Lippe legt Brückenreste frei

Wesel · Die Lippemündung bekommt ihr neues Gesicht. Hülskens Wasserbau modelliert das Gelände für die Sohlgleite.

 Am linken Lippeufer schieben Hülskens-Baumaschinen Erdmassen weg. Das Flussbett wird kurz vor der Mündung aufgeweitet und bekommt eine Staustufe. Die wegen Hochwasser vertagten Arbeiten laufen auf Hochtouren.

Am linken Lippeufer schieben Hülskens-Baumaschinen Erdmassen weg. Das Flussbett wird kurz vor der Mündung aufgeweitet und bekommt eine Staustufe. Die wegen Hochwasser vertagten Arbeiten laufen auf Hochtouren.

Foto: ekkehart malz

Kurz vor der Mündung der Lippe in den Rhein herrscht am linken Ufer Hochbetrieb. Hülskens Wasserbau ist mit doppeltem Einsatz dabei, das Gelände zu modellieren, weil gut acht Wochen aufzuholen sind. Im Mai wollte man eigentlich losgelegt haben. Hochwasser verzögerte aber den Bau der sogenannten Sohlgleite. Die Staustufe, die ins Flussbett eingelegt wird, ist der wesentliche Schlusspunkt für das Großprojekt Lippeverlegung samt Neuanlage einer naturnahen Auenlandschaft. Wie mehrfach berichtet, wird damit Platz für die künftige Trasse der B 58-Südumgehung auf altem Lippelauf und zugleich noch Retentionsraum geschaffen. Unverhofft kamen dabei jetzt einige Reihen Holzstümpfe ans Licht. Wer von der B 58-Brücke zum linken Ufer hinunterschaut, der kann sie sehen.

 Parallel zur B 58-Brücke über die Lippe sind in der freigespülten Uferzone Pfeilerstümpfe aufgetaucht. Es sind Überreste eines Vorläuferbauwerks.

Parallel zur B 58-Brücke über die Lippe sind in der freigespülten Uferzone Pfeilerstümpfe aufgetaucht. Es sind Überreste eines Vorläuferbauwerks.

Foto: Malz, Ekkehart (ema)

Die ordentliche Ausrichtung der Stümpfe lässt auf Menschenwerk schließen. Für Stadtarchivar Dr. Martin Roelen ist klar, dass es sich um Pfeiler eines Vorläufers der aktuellen Lippebrücke handelt und dass der Straßenverlauf von der Innenstadt zur Büdericher Insel und weiter zur früheren Schiffsbrücke beziehungsweise späteren Rheinbabenbrücke (1917-1945) ein anderer war als heute. Die im Sand verborgenen Stümpfe wurden freigespült, nachdem die Grasnarbe am Ufer entfernt worden war. "Wir lassen sie drin", sagte Projektleiterin Dörte Borchardt vom Lippeverband." Archäologische Dokumentationen des Rheinischen Amtes für Bodendenkmalpflege bezogen sich etwas weiter flussabwärts auf Reste des ehemaligen Brückenhafens, in dem im Winter Pontons der Schiffsbrücke gelagert wurden.

Für die nun zu bauende zweite Sohlgleite — eine liegt bereits nahe der B 8-Brücke am Lippeschlößchen — wird das Flussbett derzeit aufgeweitet. Damit die Arbeiten so weit wie möglich von der Landseite aus erfolgen können, wird zunächst auf dem Südufer zum Flusslauf ein Bassin ausgehoben. Das ist schon deutlich zu erkennen. Zwischen der Baustelle und der Lippe bleibt ein Damm stehen, sagte Hülskens-Bauleiterin Irini Efthimiou. Dort können strömungsfrei Sandmatten und der Filteraufbau eingebaut werden, auf denen die Steinschüttung, die eigentliche Sohlgleite, ruht. Danach wird der Damm abgetragen und die Lippe in Richtung Rhein aufgeweitet. Nun muss die Sohlgleite auch auf das alte Bett ausgedehnt werden. Hier wird im fließenden Wasser gearbeitet, deswegen kommen ein Ponton und Schuten zum Einsatz. Abschließend wird die Sohle des alten Lippebettes oberhalb um 2,75 Meter angehoben und verbreitert, so dass der Fluss auch hier flacher wird.

Das Projekt ist mit 1,4 Millionen Euro kalkuliert. Es soll noch in diesem Jahr abgeschlossen werden und der Lippe ihren neuen Lauf geben.

(RP)
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