Hamminkeln Flüchtlingshilfe kämpft gegen die Abschiebung von Emil (9)

Hamminkeln · Helfer wollen zunächst Zeit gewinnen, um neue Gutachten über den behinderten Jungen einzuholen.

 Khayala Gemberova hofft immer noch, dass sie mit ihrem behinderten Sohn Emil (9) und ihrer Tochter Aida (12) in Mehrhoog bleiben kann. Die Ausländerbehörden wollen die Familie aber am Mittwoch abschieben.

Khayala Gemberova hofft immer noch, dass sie mit ihrem behinderten Sohn Emil (9) und ihrer Tochter Aida (12) in Mehrhoog bleiben kann. Die Ausländerbehörden wollen die Familie aber am Mittwoch abschieben.

Foto: Bosmann

Weit mehr als 600 Menschen haben sich in Unterschriftenlisten eingetragen, weil sie fassungslos sind, dass der neunjährige Emil, seine Schwester Aida (12) und seine Mutter Khayala (32) nach Aserbaidschan abgeschoben werden sollen. Vor allem für den Jungen, seit der Geburt schwerstbehindert, so die Flüchtlingshilfe, sei die Entscheidung der Ausländerbehörden unzumutbar. "Wir werden bis zum Umfallen kämpfen, dass Emil und seine Familie hier bleiben können", sagt Roswitha Kellersohn.

Doch die Zeit läuft der in Mehrhoog lebenden Familie davon. Alle rechtliche Instanzen sind durchlaufen, die Flugtickets sind gebucht. Termin: Mittwoch, 19. Juni. Noch lebt die Hoffnung auf Aufschub, so die Flüchtlingshelfer, die spät vom Fall Gemberova erfahren haben.

Genau das scheint das Kernproblem. Behörden und Gerichten hätten beklagt, dass ihnen die Grundlage fehlt, von der Abschiebung abzulassen. Die ärztlichen Gutachten über den Gesundheitszustand des Jungen sind schon älter. Erst seit sich die Flüchtlingshilfe Ende Mai eingeschaltet hat, wird daran gearbeitet. Die Mutter sei lange hilflos gewesen. Nun liege ein vorläufiger Befund des Sozialpädiatrischen Zentrums (SPZ) in Wesel vor. Der bescheinige dem geistig behinderten Jungen, dass er unter Stress psychisch in massive Bedrängnis gerate. Schon die drohende Abschiebung sei ein Schock, so Roswitha Kellersohn. Emil, der die dritte Klasse der Grundschule in Mehrhoog besucht, weigere sich abends, schlafen zu gehen. Er habe Angst, abgeholt zu werden. "Er ist hier geboren, spricht nur Deutsch, seine Schwester besucht die Realschule, seine Mutter hat einen festen Job in Aussicht", so Roswitha Kellersohn. Sie bittet die Bevölkerung, bei der Unterstützung der Familie nicht nachzulassen (Tel. 02852 4408).

Einzig neue medizinische Einsichten könnten die Abschiebung stoppen. Dies habe man gestern mit der Flüchtlingshilfe erörtert, so Lars Rentmeister vom Vorstand im Weseler Kreishaus. Hier haben die Flüchtlingshelfer Landrat Dr. Ansgar Müller die Unterschriftenlisten überreicht. Das Ausländeramt des Kreises sei an die Entscheidung des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge gebunden. Damit wollen sich Roswitha Kellersohn und ihre Mitstreiter nicht abfinden. "Wir lassen nicht locker", so Kellersohn. Und Khayala Gemberova fügt leise hinzu: "Ich hoffe, wir schaffen das." Aserbaidschan sei für sie und ihre Kinder ein fremdes Land. Für Emil sei die notwendige medizinische Versorgung dort unerreichbar.

(RP)
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