Wesel Grandioser Schlusspunkt beim Marienthaler Festival in Diersfordt

Wesel · Am Ende wollten die Zuschauer die Musiker gar nicht mehr gehen lassen. Mit einem grandiosen Schlusspunkt endeten am Sonntag in der ausverkauften Diersfordter Schlosskirche die zweiten Marienthaler Festspiele. Der Franzose Michel Godard widmete sich mit seinem Ensemble der Musik von Claudio Monteverdi, die er zwanglos und überzeugend mit stilistischen Elementen und Spielweisen des Jazz konfrontierte.

 Michel Godard blies einen Serpent, ein kurios anmutendes, schlangenförmiges Vorgängerinstrument der Tuba.

Michel Godard blies einen Serpent, ein kurios anmutendes, schlangenförmiges Vorgängerinstrument der Tuba.

Foto: Diesing

Godard verkörperte den Balanceakt zwischen den Stilen am anschaulichsten, da er seinen Serpent, ein kurios anmutendes, schlangenförmiges Vorgängerinstrument der Tuba, bisweilen zur Seite stellte und zum E-Bass griff. Es war zunächst amüsant, die Übergänge von einer Klangwelt in die andere zu verfolgen. Da schlichen sich erst versteckt, dann immer offener Bluenotes in Bruno Hestroffers Solo an der Theorbe, da gesellte sich erstaunlich harmonisch ein Sopransaxophon als zweite Stimme zur Melodie der Schalmei, da wurden die stetig wiederholten Begleitfiguren der Theorbe vom E-Bass gedoppelt.

Alte Musik und Jazz gingen eine so organische Verbindung ein, dass spätestens in der Arie "Si dolce è 'l tormento" keine Rolle mehr spielte, aus welchem Jahrhundert die Zutaten stammten.

Kontraste: Während Sopranistin Guillemette Laurens mit feinem piano bezauberte und dramatische Emphase beisteuerte, überraschte der mit lebhaften Saxophon-Soli brillierende Gavino Murgia mit sardischem Kehlkopfgesang. Die Harmonie in der Kirche spiegelte sich im Umgang aller Beteiligten, die sich gegenseitig anspornten. Höhepunkt: eine mitreißende Version des Madrigals "Zefiro torna". Die Zuhörer erklatschten sich als Zugabe ein Wiegenlied. Die Musiker spielten die Festspiele in den Schlaf, aus dem sie nächstes Jahr wieder erwachen.

(gds)
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