Wesel Kaimauer: gerüttelt, nicht gerammt

Wesel · Spannender Moment im Stadthafen: Die erste Doppelbohle für die neue Kaimauer wurde gestern erfolgreich und exakt in die Tiefe gebracht. Ein Vibrationsverfahren sorgt für wenig Lärm, schont zudem die alte Mauer und Gebäude.

 Fast wie durch Butter: Der sogenannte Rammbär (rot) rüttelt die 20 Meter lange Bohle neben den Öl-Steiger-Dalben zehn Meter tief ins Erdreich.

Fast wie durch Butter: Der sogenannte Rammbär (rot) rüttelt die 20 Meter lange Bohle neben den Öl-Steiger-Dalben zehn Meter tief ins Erdreich.

Foto: malz

Das Millionen-Projekt Kaimauer nimmt Gestalt an. Während die Bagger und Kräne für vorbereitende Arbeiten (RP berichtete) bereits einige Hundert Meter weiter hafeneinwärts im Einsatz sind, konnte unterhalb der Einfahrt, gleich neben dem Öl-Steiger der Firma Garant, gestern die erste Doppelbohle erfolgreich und exakt in die Tiefe gebracht werden. Das geht erstaunlich flott und sanft. Wie Ingenieur Udo Bovenkerk erläutert, hat man sich für ein Vibrationsverfahren entschieden. Das vom Bauunternehmen Maas aus Moers eingesetzte Gerät heißt zwar Rammbär, aber es wird eben nicht gerammt, sondern gerüttelt.

 Die erste Bohle: Von hier aus sind insgesamt 700 Meter Kaimauer in den nächsten Wochen zu bauen.

Die erste Bohle: Von hier aus sind insgesamt 700 Meter Kaimauer in den nächsten Wochen zu bauen.

Foto: arnulf stoffel

Das hat mehrere Vorteile: Laute Rammschläge werden vermieden. Erschütterungen halten sich sehr in Grenzen. Das schont Nerven und Material. Eben weil die alte Kaimauer marode ist, verringert Rütteln das Risiko plötzlicher Bewegungen. Auch Gebäude wie Silos und Lagerhallen sollen mit dem Verfahren vor Rissen geschützt werden. "Wir haben ein Beweissicherungsbüro eingeschaltet", sagt Udo Bovenkerk. "Lautstärke und Vibration werden ständig gemessen."

Wesel: Kaimauer: gerüttelt, nicht gerammt
Foto: Ekkehart Malz

Ein paar Zahlen verdeutlichen die Dimensionen: Zu erneuern ist die Kaimauer im Wesel Stadthafen auf einer Länge von 700 Meter. Die benötigten Spundbohlen bringen es auf insgesamt 2400 Tonnen Gewicht. Jede ist 20 Meter lang und muss zehn Meter tief in die Erde unterm Hafengrund gebracht werden. Die aus den aneinandergereihten Bohlen entstehende Mauer wird auch horizontal mit dem Ufer befestigt. Dafür werden 310 sogenannte Verpressanker installiert — sozusagen als Querstangen. 70 Tage sind kalkuliert. Das heißt, dass jeden Tag zehn bis zwölf Meter Spundwand geschafft werden sollen.

Bauherr sind bekanntlich die Stadtwerke Wesel, die ihre Anlagen anschließend in die neue Hafen-Gesellschaft Delta-Port einbringen. Wesels Stadthafen ist dann mit dem Hafen Emmelsum und dem Rhein-Lippe-Hafen der Dritte im Delta-Port-Bunde. Dessen Geschäftsführer Jens Briese ließ es sich gestern nicht nehmen, sich vom Fortschritt im Stadthafen kurz selbst zu überzeugen. Schließlich hat so eine Aktion auch Symbolcharakter.

Offiziell gefeiert wird der Start für die Mauer bekanntlich am Donnerstag, 19. September. Das wird dann an Bord der "River Lady" bei einer Fahrt durchs gesamte Delta-Port-Gebiet geschehen. Es war ein für alle Beteiligten passender Termin gefragt. Mit den gestern gesetzten ersten Bohlen liegt das Projekt laut Bovenkerk "genau im Zeitplan".

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort