Wesel Kostbares Nass aus gutem Grund

Wesel · Hochwertiges Trinkwasser, so selbstverständlich wir es alle heute nutzten, ist unser kostbarstes Lebensmittel. Die RP widmet sich dem Thema Wasser ab heute in einer Serie. Zum Auftakt geht's auch um die Gründung der Stadtwerke vor fast 130 Jahren.

Wir alle nehmen es fast schon als selbstverständlich hin, dass uns an 365 Tagen im Jahr frisches Wasser in Hülle und Fülle und bester Qualität zur Verfügung steht. Kaum jemand aber macht sich Gedanken, wie das zweifelsohne wichtigste Lebensmittel produziert wird und in alle Haushalte gelangt.

In der heute beginnenden Serie "Unser Wasser", die die Stadtwerke Wesel und die Rheinischen Post gemeinsam präsentieren, wollen wir in den nächsten fünf Wochen immer mittwochs und samstags das kostbare Gut von verschiedenen Seiten betrachten. Wo wird es gewonnen? Wie wird es aufbereitet? Wie setzt sich der Wasserpreis zusammen? Wer sorgt für die hohe Qualität? Diese und viele andere Fragen wollen wir informativ und spannend beantworten und am Ende der Serie ein Gewinnspiel zum Thema veranstalten, bei dem attraktive Preise verlost werden.

Außerdem werden wir kritisch über politische Entwicklungen berichten, die die Trinkwasser-Qualität und Verfügbarkeit massiv gefährden könnten. Fracking, also das Heraussprengen von Gas aus Gesteinschichten mit Hilfe eines Chemikaliencocktails, ist ein Stichwort. Ein weiteres die EU-Pläne, die Wasserversorgung europaweit auszuschreiben — mit zweifelsohne negativen Folgen für die Verbraucher und die weltweit hoch angesehenen kommunalen Wasserversorger, zu denen natürlich auch die Weseler Stadtwerke gehören.

Die 80-prozentige Stadttochter sorgt übrigens seit 127 Jahren dafür, dass die Haushalte in Wesel verlässlich mit Trinkwasser aus der Leitung versorgt werden. Denn 1886 wurden sowohl der Wasserturm als auch das Alte Wasserwerk an der Lippe in Betrieb genommen. Zwei Jahre später gab es in Wesel 1126 Hausanschlüsse. Heute sind es fast 13 000.

Doch wie haben die Menschen in der Zeit davor ihren Bedarf an Trinkwasser gedeckt? Peter Bootz, technischer Prokurist der Stadtwerke, weiß es genau: "Zuvor gab es überall in der Stadt Brunnen, die die Bürger selbst betrieben haben." Als dann im 19. Jahrhundert die Seuchengefahr zunahm, suchten die Stadtväter nach Alternativen und fanden sie an der Lippe. "Man baute am Ufer in regelmäßigen Abständen Brunnen und gewann so Uferfiltrat", erklärt Bootz.

In den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts nahm die Wasserqualität der Lippe ab — bedingt durch die Einleitung von Schmutzwasser der Industrie. Um die Qualität sicherzustellen, wurde dem Wasser Chlor zugegeben.

In den 50er Jahren wurden dann die Pläne zum Bau eines Wasserwerks im Obrighovener Bagelwald zur Gewinnung von Grundwasser realisiert. Dort wurde die Wasserversorgung mit Hilfe von Unterwasserpumpen sichergestellt. Ein Jahrzehnt später hatte der damalige Stadtdirektor Dr. Karl-Heinz Reuber dafür gesorgt, dass am Standort des Wasserwerks Flüren, das damals zum Amt Ringenberg gehörte, ein weiteres Werk errichtet wurde. Weil die Bevölkerung wuchs und der Bedarf entsprechend, wurden die Anlagen in den 70er Jahren um weitere Brunnen und Speicher erweitert und die Leitungsnetze von Flüren und Obrighoven miteinander verbunden. Weil um den Bagelwald keine weiteren Schutzzonen mehr ausgewiesen werden konnten, wurden alle Erweiterungspläne in Flüren realisiert. Das vergleichsweise kleine Wasserwerk im Bagelwald wurde im Jahr 1997 stillgelegt.

(RP/rl)
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