Wesel Kritische Worte vom Bischof

Wesel · Weihbischof Wilfried Theising (Xanten) war Gastredner beim SPD-Neujahrsempfang in der Musikschul-Aula. In seiner Rede lobte er das Ehrenamt, ging aber auch auf die Eurokrise und das Thema Missbrauch in der Kirche ein.

 Im Dialog: Bischof Wilhelm Theising (r.) unterhält sich beim SPD-Neujahrsempfang angeregt mit Bürgermeisterin Ulrike Westkamp und CDU-Kreistagsmitglied Heinrich Henrich (l.).

Im Dialog: Bischof Wilhelm Theising (r.) unterhält sich beim SPD-Neujahrsempfang angeregt mit Bürgermeisterin Ulrike Westkamp und CDU-Kreistagsmitglied Heinrich Henrich (l.).

Foto: Ekkehart Malz.

"Christ sein heißt politisch sein." Mit einem Zitat des ehemaligen Mainzer Bischofs und KAB-Gründers Wilhelm Emmanuel von Ketteler, dessen Geburtstag sich am 25. Dezember 2011 zum 200. Mal jährte, leitete Weihbischof Wilfried Theising seine Festrede beim SPD-Neujahrsempfang ein. Zahlreiche Gäste aus Politik, Verwaltung, Kirche sowie Vereinen und Organisationen hatten sich gestern in der Aula der Musik- und Kunstschule versammelt, um sich gute Wünsche für das neue Jahr auszusprechen und gesellige Stunden im Gespräch miteinander zu verbringen.

Wulff-Debatte schadet Demokratie

Viele aktuelle Themen sprach Theising in seiner Rede an, darunter die sogenannte Eurokrise, die der Geistliche nicht zuletzt in einer "Krise ethischer Art" begründet sieht, sowie die derzeitige Debatte um Bundespräsident Christian Wulff, die vor allem der Demokratie Schaden zufüge und politisches Engagement diskreditiere.

Theising forderte dazu auf, Menschen, die sich ehrenamtlich einsetzen, von staatlicher, kirchlicher und gesellschaftlicher Seite zu unterstützen. Dazu gehöre auch, dem Ehrenamt möglichst viele Kompetenzen zuzuerkennen, um es handlungsfähig zu machen. Hinzuschauen, die "Zeichen der Zeit" zu erkennen und Mitmenschlichkeit zu leben seien nicht nur Aufgabe der Christen, sondern über Konfessionsgrenzen hinweg aller Mitglieder einer Gesellschaft. "Wir müssen den einzelnen Menschen an die erste Stelle setzen, nicht die Institution oder die Partei", betonte Theising, der in seiner Ansprache auch kritische Worte zum Thema Missbrauch in der katholischen Kirche fand.

"Unsere Gesellschaft ist nur mit dem Ehrenamt menschlich", pflichtete Ludger Hovest dem Festredner bei. Der Vorsitzende des SPD-Stadtverbandes Wesel benannte die Schwerpunkte der Parteiarbeit in 2012: "Arbeit, Arbeit, Arbeit." Die Gründung einer Rhein-Lippe-Hafen-Gesellschaft müsse endlich gelingen, um wichtige Arbeitsplätze zu sichern. Bei ideologischen Kämpfen um Laufzeiten der RWE-Stromkonzession mache die SPD nicht mit. Beim Thema Kies müssten "gangbare Kompromisse" gefunden werden.

"Qualität ist der Schlüsselbegriff, wenn es um die Zukunft unserer Stadt geht", sagte Ulrike Westkamp. Die Bürgermeisterin würdigte besonders das "bemerkenswerte Engagement" von Bürgern der Hansestadt und dankte der Kirche für ihren Dienst am Menschen. Das Eintreten für andere trage dazu bei, die Stadt menschlicher zu gestalten.

(krsa)
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